Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition)
Autoren: Ulrike Talbiersky
Vom Netzwerk:
durchbrachen wie Maulwurfhügel seine Ebenmäßigkeit. Der feine Sand blendete fast, so hell und strahlend war er. In der Ferne deuteten hellgrüne Umrisse Pflanzen an. Zwei Berge ragten dahinter empor. Sie schienen unendlich weit weg zu sein. Der erste Berg war ganz grün. Bewachsen , schloss Dina daraus. Der Berg schräg dahinter war mehr ein Fels als ein Berg. Grau, schroff und düster ragte er in den Himmel wie ein warnender Zeigefinger. Seine Spitze war in dichte, dunkle Wolken gehüllt. Merkwürdig, der Himmel war sonst strahlend blau. Dina fröstelte es bei dem Anblick. Ihr war schwindelig, und sie fühlte sich schwer. Erst jetzt spürte sie die nassen Sachen an ihrer Haut kleben.
    Noch immer stand sie bis zu den Knöcheln im glasklaren Wasser, das ihre Füße umspielte.
    Sie wandte sich um. Unschuldig, friedlich und in allen denkbar schönen Blautönen lag das Meer vor ihr. Die sanfte Brise wehte ihr eine vom Sand und Wasser verklebte Haarsträhne aus dem Gesicht.
    Konnte es sein? Was war passiert? Träumte sie noch? Und wenn nicht, wo war sie?
    Joe – ganz plötzlich fiel es ihr wieder ein. Er war ja bei ihr gewesen, wo war er jetzt?
    Suchend schaute sie sich um. Am Strand war er nicht zu sehen… Auf dem Meer?
    Ein kleiner Felsen ragte nicht weit entfernt im Wasser. Die Wellen leckten spielerisch an ihm. Und war dahinter nicht noch irgendetwas anderes… Etwas Dunkelgrünes…?
    Ohne zu zögern rannte Dina ins Wasser und schwamm zu dem Felsen.
    „Joe“, rief sie, als sie sich an dem Felsen hochzog und auf das Boot zulief. Kläglich hing es an einer schroffen Felskante. Eine Planke an der Seitenwand war zersplittert und ragte wie ein fragender, grüner Arm aus dem, was von dem Boot übrig geblieben war, heraus.
    Dina näherte sich vorsichtig. Sie konnte deutlich den Riss erkennen, der das Boot in zwei ungleichmäßige Hälften teilte. In der vorderen Hälfte blitzte etwas Rotes, doch Dinas Augen schenkten dem keine Beachtung.
    Sie fand Joe im hinteren Teil des Bootes. Sein Oberkörper hing schlaff über dem Steuerruder. Er regte sich nicht.
    „Joe“, rief sie erschrocken und stürzte auf ihn zu.
    Sie packte ihn an den Schultern und drehte ihn zu sich um. Bestürzt blickte sie auf die blutverkrustete Stirn des Jungen. Gerade als sich eine schreckliche Ahnung in ihr ausbreiten wollte, blinzelte Joe ihr verdutzt ins Gesicht.
    „Dina, was machst du denn hier im Bootshaus?“
    Gott sei Dank . Dina fiel ein Stein vom Herzen. Joe brauchte eine weitere Sekunde, um zu begreifen, dass sich weder er noch Dina in irgendeinem Bootshaus befanden, aber er schien in Ordnung zu sein.
    Verdattert richtete er sich auf. Sprachlos und verwirrt betrachtete er die Insel, die vor ihm lag. Dann blickte er entgeistert auf das, was einmal sein Boot gewesen war. Fragend schaute er Dina an. Das Mädchen hob bedauernd die Schultern.
    Dina wusste, wie sehr ihn der Verlust schmerzen würde. Er hatte sich nichts sehnlicher gewünscht als ein Boot zu besitzen. Tröstend nahm sie ihn in den Arm.
    „Na, wenigstens ist uns nichts passiert!“, lächelte er sie an, während seine Hand die schmerzende Stirn betastete.
    Es war nur ein Kratzer, das Wasser wusch das Blut weg. Guter, alter Joe. Nie verließ ihn sein Optimismus.
    „Ja, es scheint als hätten wir enormes Glück im Unglück gehabt!“, stimmte ihm Dina zu und bedankte sich still bei der Welle, die sie aus dem tosenden Wasser an das rettende Ufer gespült hatte.
    Dann erinnerte sie sich an das rote Etwas, das sie bei ihrer Ankunft gesehen hatte und zog ihren Rucksack aus dem Bretterhaufen hervor.

Muschelstaub und Glorisanda

    „ U nd, wie geht’s jetzt weiter?“ Joe betrachtete die Insel nachdenklich und suchte dann den Horizont nach Land ab. Dazu schirmte er die Augen von der Sonne ab. Lachend schien sie vom blanken Himmel. Sie war sich keiner Schuld bewusst und hatte die Ereignisse der dunklen, stürmischen Nacht bereits vergessen.
    Dina und Joe waren mit ihren durchweichten Habseligkeiten zurück ans Ufer geschwommen und versuchten sich nun über ihre Situation klar zu werden.
    Das Boot war hoffnungslos zerstört, und am Horizont konnte man keinen Schimmer von Land erblicken. Auch schien die Insel unbewohnt zu sein.
    „Von dort oben hat man bestimmt eine bessere Aussicht!“ Joe deutete auf die Bergkuppen. Über dem Felsenberg hing die dunkle Wolke.
    „Hast du deine Karte noch, Dina?“
    „Ja!“
    Hastig kramte sie in ihrem Rucksack und zog ein nasses Papierbündel
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher