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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition)
Autoren: Ulrike Talbiersky
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man sie beim Frühstück vermissen.
    Joe überlegte kurz. Seine Müdigkeit war vollends verflogen. „Warte, ich bin gleich wieder zurück!“, rief er und war schon zur Tür hinaus verschwunden.

    Die Minuten wurden lang. Dina betrachtete das Boot von allen Seiten. Es war wirklich ein schönes Boot. Seine schneidige Form würde auf den Wellen elegant dahin gleiten. Es roch noch ganz frisch und neu. Wie es wohl sein würde, damit aufs offene Meer zu fahren?

    Da war Joe auch schon wieder. Er hatte einen alten Seesack über die Schulter geworfen und hielt eine Angelrute in der Hand. Kluger Joe, er hatte an viel mehr gedacht als sie. Proviant hatte sie ganz vergessen. Schließlich würde es eine lange Bootsfahrt werden. Es war gut, dass Joe dabei sein würde. Dann konnte nichts schief gehen.

Unterwegs
     
    E in hellgrauer Streifen zeigte sich bereits hinter den Hügeln, als sie endlich ihre Sachen im Boot verstaut hatten und es ins Wasser stießen. Der frische Morgenwind blies ihnen ins Gesicht. Das Boot hob und senkte sich leicht durch die Wellen, als Joe es hinaus aufs Meer steuerte. Ganz so, als wäre es froh, endlich in seinem Element zu sein und von Welle zu Welle weitergereicht zu werden.

    Im Dorf gingen die Lichter an. Die Männer würden jetzt bald aufs Meer hinaus fahren, um zu fischen. Noch vor Sonnenaufgang. Aber Dina und Joe waren schon weit weg vom Ufer.
    „Hier, nimm das!“ Joe kramte in seinem Beutel und zog einen Kanten frischen Brotes hervor, den er Dina zuwarf. Er selber biss hungrig in seine Hälfte.
    Dina hatte keinen großen Hunger. Sie lutschte gedankenverloren an der Kruste. War es richtig, was sie tat? Die Eltern würden sich bestimmt Sorgen machen.
    Aber ich fahre doch nur zum Opa , beruhigte sie sich selbst. Und du weißt auch ganz genau den Weg? Wie lange warst du schon nicht mehr dort?
    Die innere Stimme gab einfach keine Ruhe.
    Es muss sein, es gibt keinen anderen Weg, oder willst du etwa ins Internat? brachte sie die Stimme zum Schweigen. Und sie schwieg tatsächlich.
    Dina blickte zurück zum Dorf, das nur noch als kleine Lichterkette erkennbar war. Die Morgenröte hatte eingesetzt und zeichnete die Hügel hinter dem Dorf dunkel ab. Sie warf einen Blick auf Joe. Er sah sehr zufrieden aus und pfiff leise eine fröhliche Melodie. Das heiterte sie auf. Sie machte es sich im vorderen Teil des Bootes bequem.
    Die ganze Nacht hatte sie kein Auge zugetan. Auch jetzt wollte sie nicht schlafen. Aber das eintönige Plätschern der Wellen entführte sie sehr bald in eine Traumwelt.

    ~ ~ ~

    Die Sonne stand fast senkrecht am Himmel. Dina blinzelte verwundert durch ein Blättermeer, das sich schattig über ihr erstreckte. Wo war sie? Das Boot bewegte sich nicht mehr. Wo war Joe? Erschrocken richtete sich Dina auf.
    Ein Zweig verfing sich in ihrem Haar. Leise schimpfend befreite sie sich, sprang aus dem Boot auf den hellen Sand, und schaute sich um. Sie fand sich auf einer kleinen Insel: Sanddünen und ein paar Mangroven umgaben sie!
    Bevor Dina sich weiter wundern konnte, kam Joe auch schon auf sie zugelaufen.
    „Na, endlich wach geworden?“, grinste er sie an. „Ich wollte dich gerade wecken. Mittag ist fertig.“
    Mit dem Finger wies er auf eine Düne. Dahinter stieg eine schmale Rauchsäule empor, und der Geruch von gebratenem Fisch stieg ihr in die Nase. Jetzt hatte sie Hunger.
    „Du bist klasse, Joe.“
    „Ich dachte, wir machen eine kleine Pause, bevor wir weiter zu deinem Opa fahren. Die Insel war genau der richtige Ort. Außerdem war ich schon mal hier.“ Joe schüttete Sand auf das Feuer, um es zu löschen.
    „Wo genau wohnt denn dein Opa? Bis hierhin war ja alles klar. Aber jetzt muss ich es schon genauer wissen.“
    Dina kramte eine Karte aus ihrem Rucksack hervor. Wie gut, dass sie sie noch eingesteckt hatte.
    „Er müsste hier zwischen Bilba und Mateo wohnen.“ Dina wies auf einen schmalen Küstenstreifen nördlich von ihnen.
    „Das finden wir!“ Joe nickte zuversichtlich. „Dann fahren wir mal weiter. Es ist schön, oder?“
    Das fand Dina auch. Der blaue Himmel und die warme Luft hatten alle Bedenken von ihr genommen. Sie fühlte sich frei und zu allem fähig.
    Gemeinsam stießen sie das Boot wieder ins Wasser. Es tanzte ungeduldig auf den leisen Wellen, als sie hineinkletterten.
    Es wollte weiterfahren.

Wind und Wellen

    D ie Stunden auf See wurden länger. Dina und Joe vertrieben sich die Zeit mit kleinen Spielchen. Sie erzählten sich lustige Geschichten, wobei
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