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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition)
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Muschelstaub an. Betreten blickte dieser auf seine Füße. Er sah aus wie ein Schuljunge, der bei einem Streich ertappt wurde. Aus den Augenwinkeln bemerkte Dina wie die anderen Sandleute einen Kreis um sie schlossen.
    Sie rückte noch ein Stückchen näher zu Joe.
    „Mama, lass doch. Ich kann überhaupt nichts dafür! Diese Riesin hier ist auf mich drauf gefallen! Sie hat mir wehgetan, Mama…!“
    Muschelstaubs feinsandiges Mündchen verzog sich zu einem Schmollmund, und er zeigte auf die Stelle seines dicken Bäuchleins, auf der Dina so unsanft gelandet war.
    „Sei nicht so wehleidig, Junge! Aber nun gut, vielleicht kannst du ja diesmal wirklich nichts dafür. Ausnahmsweise mal.“
    Dina hatte Mitleid mit Muschelstaub. Seine Mutter war nicht gerade nett zu ihm.
    „Und jetzt zu euch“, bestimmt wandte sie sich Dina und Joe zu. „Seid ihr Riesen?“
    Dina und Joe schüttelten den Kopf.
    „Aha, aha. Gut für euch.“ Das Frauchen warf Muschelstaub einen vielsagenden Blick zu.
    „Wer seid ihr dann, und warum stört ihr uns?“
    „Ich bin Dina, und das ist Joe. Wir, ähm, wissen nicht wie wir hier gelandet sind, und, ähm, stören wollten wir schon gar nicht! Und wer seid ihr?“
    „Ich bin Glorisanda. Man nennt mich aber nur Glori… Ja, ganz recht, die Glori!“ Mit eitlem Stolz warf sie ihr Köpfchen zurück und ließ den Namen wirken.
    Ein Raunen ging durch die Menge. Ganz eindeutig war Glori so etwas wie eine Führungsperson für die anderen. Dina sah die bewundernden Blicke, die Muschelstaub und seine Leute der kleinen Dame zuwarfen.
    „Ihr seid in unserem Revier. Wir sind Sandlinge, du musst von uns gehört haben.“
    Dina sah Joe fragend an, er schüttelte den Kopf. Er hatte vor Staunen vergessen, dass er eine Stimme hatte.
    „Ihr habt nicht von uns gehört? Nicht mal von mir? Spricht man nicht mehr über uns, in den anderen Teilen Fangonias? Nach allem, was wir gemacht haben… Habt ihr uns einfach VERGESSEN?“
    Glori war zutiefst gekränkt. Tsss, sie schüttelte sich abfällig und so heftig, dass der Sand Dina und Joe nur so um die Nase flog.
    Fangonia … Joe hatte bei dem Namen aufgehorcht. Irgendwo hatte er ihn schon einmal gehört… Nur wo?
    Er wusste es nicht mehr. Dina schien den Namen überhört zu haben.
    „Entschuldigung, Glori. Wir sind nicht von hier. Wir kommen aus dem Fischerdörfchen Gutao an der Küste.“ „Ihr seid nicht von der Insel?“ Nachdenklich blickte Glori mit zusammengezogenen Augenbrauen aufs Meer hinaus, als wäre eine Erinnerung in ihr erwacht, ein tief verborgener Gedanke, mit dem sie nur nichts anzufangen wusste. „Sandfloh, wo bist du?“ sie sah sich um… „SANDFLOH…ah, da.“
    Ein Männlein, etwa so groß wie Muschelstaub, trat in den Kreis.
    „Du und Muschelstaub, ihr nehmt die beiden mit zur Burg. Ich muss nachdenken… Ihr anderen: Steht hier nicht so rum, es gibt nichts zu sehen!“
    Das war zwar gelogen, und das wussten auch alle. Aber sie gehorchten und verteilten sich am Strand. Manche Sandlinge gruben sich wieder ein, um weiterzuschlafen, andere tuschelten angeregt miteinander.

Die Burg

    B rutus umkreiste sie misstrauisch und klapperte leise mit den Scheren, während Muschelstaub und Sandfloh die Kinder zu einer riesigen Düne führten. Am Fuße der Düne befand sich eine kleine Öffnung.
    „Das ist unsere Burg“, erklärte Muschelstaub stolz und verschwand hinter Sandfloh im Inneren. Dina und Joe sahen sich an.
    „Er will doch nicht etwa, dass wir ihm folgen?“
    Dina kniete sich im Sand nieder. Sie streckte den Kopf durch den Eingang, und – „Joe, das musst du dir ansehen! Das ist ja –“
    Ihr fehlten die Worte, um das zu beschreiben, was ihre Augen sahen.
    Sie blickte in eine großzügige Eingangshalle. An den Wänden waren leuchtende Seesterne befestigt, deren flackerndes Licht Wellen durch den Raum rollen ließ. Alles glänzte in den wunderbarsten Farben. Die Wände, der Boden, die Decke – alles schien mit feinstem Perlmutt ausgelegt zu sein. Dina hatte fast das Gefühl, sie befände sich unter Wasser. Das Lichtspiel erinnerte sie an die tanzenden Sonnenflecken, die an schönen Tagen auf dem Meeresgrund zu beobachten waren. Große, bunte Muscheln dienten als Möbelstücke. Ganz hinten in der Halle befand sich eine Wendeltreppe, die schwungvoll, elegant in den oberen Stock führte. Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so sehr gewünscht klein zu sein!
    „Was denn, Dina, lass mich auch mal sehen!“ Joe drängte sie vom Eingang
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