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Fangonia (German Edition)

Fangonia (German Edition)

Titel: Fangonia (German Edition)
Autoren: Ulrike Talbiersky
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Bett.“, schimpfte sie. „Außerdem pass auf deine ungezähmte Zunge auf –   sie redet zu viel. Und ihr“, Glori drehte sich zu Joe und Dina, „ihr werdet heute Nacht hier draußen schlafen müssen. Ihr seid unsere Gäste, und ich halte es für sinnvoll, das Brutus euch überwacht. Ähm – bewacht. Sandfloh wird euch etwas zu Essen herausbringen.“
    Es lag noch der gleiche selbstgefällige, befehlshaberische Ton wie am Mittag in ihrer Stimme, doch Dina glaubte einen Hauch von Verunsicherung an der imposanten, kleinen Persönlichkeit zu bemerken.
    „…nicht von der Insel… dürfen nicht hier sein… unmöglich… die Abmachung…“
    Leise vor sich hin murmelnd zog Glori sich hinter Muschelstaub, der sich nur zu ungern von den beiden Kindern löste, in die Burg zurück.
    Die Sterne funkelten bereits am tief blauen Firmament. Noch waren sie blass, doch schon bald würden sie kräftiger werden und sich mit dem Mond den Platz am Himmel teilen.

Der Aufbruch

    D ina und Joe knabberten jeder an einem Apfel. Die getrockneten Sandwürmer, die Sandfloh ihnen zum Abendbrot serviert hatte, lagen unangetastet in der kleinen flachen Muschelschale, die als Teller diente. Dina warf einen angewiderten Blick auf die fingerlangen Stäbchen.
    Wie gut, dass Joe noch etwas zu Essen in seinem Seesack gefunden hatte. Das Brot war durch das Regen- und Meerwasser zwar ungenießbar geworden, aber die Äpfel waren noch gut.
    Einen Seestern hatte Sandfloh ihnen als Licht dagelassen. Er schimmerte in sanftem Grün.
    In der Burg war es ganz still geworden. Nur ein leises Schnarchen war durch das offene Fenster des oberen Stockwerks zu hören. Mit eintretender Dunkelheit hatten sich auch die anderen Sandlinge entweder in ihre Sandhügel zurückgezogen oder sich eingebuddelt.
    Das Meer lag wie ein dunkler Teppich vor den Kindern. Leise rollten die Wellen an den Strand. Dina überlegte, ob es die Sterne des Himmels waren, die sich in dem schwarzen Wasser spiegelten, oder ob es die Seesterne waren, die vom Meeresgrund heraufleuchteten.
    „Dina, woher kanntest du den Namen der Insel – Fangonia?“ Joe hatte darauf gewartet mit Dina allein zu sein, um ihr endlich diese Frage stellen zu können. Schon beim zweiten Mal, als der Name fiel, erinnerte sich Joe, wo er ihn gehört hatte.
    „Was meinst du?“ Dina ließ ihren Apfel sinken.
    „Na, in unserer Höhle am Pier. Wir haben unser Spiel gespielt, und uns ferne Länder ausgedacht. Du hast Fangonia gesagt!“
    „Bist du sicher? Irgendwie klang der Name schon vertraut, aber ich wüsste nicht, dass ich ihn schon einmal benutzt hätte. Aber was anderes, Joe.“ Dinas Gedanken kreisten um wichtigere Dinge. „Was meinst du, wie soll es weitergehen? Ich meine, wir sitzen hier auf einer Insel fest, die auf der Karte nicht existiert. Merkwürdige, kleine Leute wohnen im Sand, die noch nie Menschen gesehen haben. Joe, ich habe das Gefühl, das ist ein Traum, aus dem ich einfach nicht erwache.“
    „Na, wenn es ein Traum ist, dann träumen wir ihn beide. Ich wünschte du hast recht. Aber für den Fall, dass das alles doch echt ist, schlage ich vor, dass wir morgen zu dem Berg aufbrechen. Von dort aus haben wir einen weiteren Horizont als von hier unten, und sehen vielleicht das Festland! Es kann wirklich nicht weit weg von hier sein.“
    „Du meinst doch hoffentlich den grünen Berg und nicht den mit der dunklen Wolke?“  
    „Ja, den grünen. Der sollte hoch genug sein. Der andere sieht wirklich nicht einladend aus.“
    „Nein!“ Dina streckte sich im Sand aus. Ihre Hand griff in den Rucksack, den sie sich unter den Kopf geschoben hatte, und betastete vorsichtig die Muschel. Ja, sie war noch ganz. Vor ihren Augen jagte ein Gedankenbild das nächste: die Eltern, sie hatten den Zettel schon längst gefunden. Ob sie wohl sehr wütend waren? der Sturm, die Wellen; Muschelstaub, dessen Mund sich zu einem schäbigen Grinsen verzerrte, bis es das Gesicht Sandflohs war, das mit Marlas tiefer Stimme rief: Wir waren zuerst hier. Schon lange bevor die anderen kamen… Die anderen…
    Dann war Dina eingeschlafen.

    ~ ~ ~

    Es war tiefe Nacht. Dina hatte noch nicht lange geschlafen, als Muschelstaub sie und Joe aus ihren Träumen riss. „Aufwachen, he ihr, Aufstehen!“
    Er rüttelte an Joes Schulter. Joe zog ein Augenlied hoch und blinzelte verwundert in das kleine Gesicht, das die runde Nase gegen die seine drückte. Er brauchte einen Moment, um sich daran zu erinnern, wo er war. Dann schreckte er
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