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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel
Autoren: Mariano Hamilton
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doppelte Whisky hatten mir dabei geholfen, die Angst unter Kontrolle zu bringen. Ich hatte Espiño noch mal angerufen und ihm gesagt, falls ich mich nicht bis um zehn Uhr morgens gemeldet hatte, sollte er zusammenpacken, was er tragen konnte, und mit María nach Uruguay verschwinden. Ich bat ihn, den Bericht zu lesen, damit er über meine letzten Schritte informiert war. Wenn Gutiérrez allein auftauchte, stiegen meine Überlebenschancen. Aber wenn er mit Begleiteskorte kam, war mein Schicksal besiegelt. Oder es würde zumindest schwieriger, heil davonzukommen.
    Es klopfte zweimal laut an der Tür.
    »Herein«, sagte ich.
    Gutiérrez trug einen dunklen Zweireiher, der seinen fetten Wanst noch mehr betonte. Verdutzt sah er mich an. Sein Blick wanderte rasch zu der 38er auf dem Schreibtisch. Er kam auf mich zu. Mit dem Kopf deutete ich auf den Stuhl vor dem Tisch. Er setzte sich.
    »Es sieht schlecht aus. In Padua hat es Antelo und zwei Polizisten erwischt. Und in der Klinik zwei Unteroffiziere des Heeres. Gerade habe ich auch noch erfahren, dass ein weiterer Polizist in Parque Leloir ermordet wurde, als das Forrester-Mädchen befreit wurde.«
    »Wer steckt hinter all dem?«, fragte ich.
    »Die Guerilla-Kämpfer sind besser organisiert als wir dachten. Das haben wir begriffen, als sie Aramburu entführt und getötet haben.«
    »Wussten Sie, dass ich bei der Entführung der Studenten an der Fakultät für Rechtswissenschaft dabei war?«
    Er sah zur Smith & Wesson.
    »Ich habe es vermutet. Als ich Ihr Spielzeug gesehen habe, war die Sache klar. Davon gibt es nicht viele in Buenos Aires.«
    »Ich sollte die Operation überwachen, die Chefs trauen Ihnen nicht.«
    Er sprang auf.
    »Wie kann das sein? Ich habe immer getan, was man von mir verlangt hat.«
    »Sehen Sie, Gutiérrez, hier geht es um schwerwiegende Vorwürfe. Die Chefs glauben, dass es zu diesem ganzen Desaster nur kommen konnte, weil jemand den Aufständischen Informationen zuspielt.«
    »Aber … ich habe nicht … ich …«
    »Ich habe ja nicht behauptet, dass Sie es sind«, unterbrach ich ihn. »Ich habe lediglich gesagt, die Chefs waren beunruhigt, und ich sollte Sie überwachen. Sie haben den Test bestanden.«
    Erleichtert setzte er sich wieder hin.
    »Sie haben den Einsatz gesehen. Alles einwandfrei.«
    »Von meiner Seite aus gibt es nichts zu beanstanden. Mein Bericht über Ihr Vorgehen war ausgezeichnet.«
    »Worum geht es dann?«
    »Der reibungslose Einsatz löst das Problem nicht. Wir haben eine undichte Stelle, da redet einer zu viel.«
    Gutiérrez wurde allmählich unruhig.
    »Und wie Sie sicher verstehen werden, muss derjenige so schnell wie möglich eliminiert werden«, sagte ich.
    Gutiérrez stand auf und ging zum Fenster. Er zog die Gardine auf und sah auf die Straße hinunter. Mein Adrenalinpegel stieg, das konnte nur bedeuten, dass er doch in Begleitung gekommen war. Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren.
    »Wer könnte der Verräter sein?«, fragte ich.
    »Ich habe keine Ahnung«, sagte er sichtlich eingeschüchtert.
    »Um ehrlich zu sein, Sie enttäuschen mich, Gutiérrez«, sagte ich und spielte mit der Waffe herum.
    Gutiérrez drehte sich um und spannte die Muskeln an. Er wollte an sein Pistolenhalfter greifen. Als er die 38er in meiner Hand sah, überlegte er es sich anders.
    »Es kann nicht sein, dass ein Geheimdienstchef so schlecht informiert ist«, fügte ich hinzu. »Das Problem werden wir wohl lösen müssen.«
    »Aber wie?«
    »Ganz einfach. Sie helfen mir, den Verräter zu finden, oder ich sehe mich gezwungen, Sie aus dem Verkehr zu ziehen.«
    Er sah mir in die Augen. Nach ein paar Sekunden senkte er den Blick. Tief im Inneren seines Schweinehirns wusste er, dass ich mit ihm spielte. Aber er traute sich nicht, mir zu widersprechen, denn Polypen sind darauf geeicht, alles zu befolgen, was ihre Vorgesetzten ihnen sagen. Und in dem Moment war er überzeugt, dass ich sein direkter Vorgesetzter war. Gutiérrez war sicher, dass sein Leben von mir abhing.
    »Dann wollen wir mal«, sagte ich und stand auf. »Wir haben etwas zu erledigen.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Das erfahren Sie noch früh genug«, erwiderte ich.

43
    Wir fuhren mit dem Aufzug hinunter. Ich behielt ihn ganz genau im Auge, weil ich herausfinden wollte, ob er mir eine Falle gestellt hatte. Für so intelligent hielt ich ihn zwar nicht, aber ich wollte auf Nummer sicher gehen.
    Als wir auf die Straße hinaustraten, zuckte sein Kopf kurz nach rechts. Aus dem Augenwinkel konnte
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