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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel
Autoren: Mariano Hamilton
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Ich lief hin und drehte den Schlüssel um. Sie sahen es und hoben die Waffen.
    Ich blickte wieder zu Sandra, die endlich die Frage beantwortete, die ich ihr vor gefühlten drei Jahren gestellt hatte.
    »Ich weiß es nicht. Darüber habe ich noch nie nachgedacht.«
    »Macht nichts. Uns bleibt ohnehin keine Zeit. Verstecken Sie sich im Bad und beten Sie, dass ich gewinne.«
    Seitlich durch das Fenster beobachtete ich, wie Antelo einem seiner Männer den Befehl gab, sich hinter dem Falcon zu postieren. Der andere kam auf die Tür zu, und Antelo blieb abwartend am Gitterzaun stehen.
    Ich kauerte mich unter das Fenster und zielte auf die Eingangstür. Ich konnte die Bewegung des einen Mannes nicht mehr beobachten, denn inzwischen war er so nah, dass ich den Kopf nicht heben durfte. Stille.
    Plötzlich flog die Tür auf, und der Bulle, der sie aufgetreten hatte, lief direkt an mir vorbei, ohne mich zu bemerken. Ich war gut durch den Sessel verdeckt. Er blickte nach draußen und gab Antelo ein Zeichen, er könne eintreten. Als Antelos Gewehr in der Tür auftauchte, hob ich die Waffe und zielte. Kaum hatte ich seinen Kopf im Visier, schoss ich zweimal blind. Eine Kugel schlug auf Höhe seiner Nase in die Tür ein, aber die andere zerfetzte seine rechte Wange, als er sich umdrehte, um auf mich zu schießen. Antelo fiel vornüber. Ich rollte mich über den Boden und schoss dabei in die Richtung, in der der andere Polizist stand. Zwei Kugeln durchschlugen seine Brust.
    Ich stand auf und lief zum Fenster. Ich wollte wissen, was der dritte Mann machte. In einer Minute würde es hier von Polizisten nur so wimmeln. Ich griff nach der Beretta im Strumpf.
    »Und was ist mit dir?«, rief ich dem Bullen zu, der sich hinter dem Falcon versteckte.
    Nichts rührte sich, und so entschied ich, es drauf ankommen zu lassen. Ohne nachzudenken, rannte ich wie ein Irrer schreiend auf den Bürgersteig, die Waffe auf den Falcon gerichtet. Er hörte, dass ich auf ihn zukam, verließ sein Versteck und versuchte mit der Itaka auf mich zu zielen. In dem Moment gab ich die letzte Kugel aus der 38er ab und schoss zweimal mit der Beretta, die ich in der linken Hand trug. Ein Schuss traf ihn an der Schulter, einer ging daneben, und der dritte bohrte sich in seine Stirn.
    Ich warf einen kurzen Blick auf ihn, holte Luft und rannte zurück ins Haus. Dort zerrte ich Sandra aus dem Bad. Sie war völlig paralysiert, und ich entschied, sie zu tragen. Ich steckte den Revolver in das Halfter und die Beretta in die Manteltasche, lud Sandra auf meinen Rücken, packte die beiden Koffer und lief aus dem Haus. Ich schaute weder nach rechts noch nach links; ich wollte nur noch zum Auto kommen und verschwinden.
    Ich legte Sandra samt der Koffer auf den Rücksitz des Rambler, stieg vorne ein und fuhr auf die Echeverría Richtung Rivadavia, am Haus der Forresters vorbei: Alles sah immer noch so aus wie vorhin: Der Falcon, daneben ein toter Bulle, die offen stehende Haustür. Noch kein Streifenwagen in Sicht.
    Auf der Fahrt in die Stadt erklärte ich Sandra in allen Einzelheiten, was geschehen war. Etwa eine Stunde lang redete ich auf sie ein. Reden, reden, reden – das war die einzige Möglichkeit, die Dämonen zu vertreiben. Ich erzählte ihr auch von einer paramilitärischen Organisation, die ihr Mann und Andrés Tudor mit der Polizei, dem Heer und der Marine aufgebaut hatten, um Guerilla-Kämpfer zu töten. Ich sagte ihr, ich hätte keine Ahnung, wie weit die Arme dieser Organisation reichten, aber ich ginge davon aus, dass es sich nur um das unkoordinierte Wahnsinnsprojekt einer Horde Besessener handelte.
    Sandra war mucksmäuschenstill. Sie sah mich an, als wäre ich irre. Ein Irrer, der in ihrem Haus drei Polizisten erschossen hat und jetzt behauptete, er würde sie an einen sicheren Ort bringen. Ich an ihrer Stelle hätte mir auch nicht allzu sehr vertraut. Aber ihr blieb keine andere Wahl. Sie hatte mich bereits in Aktion erlebt und wusste, wozu ich fähig war, wenn ich mich in die Enge getrieben fühlte.
    Mein inneres Empfinden war seltsam. Ich lebte wie in einer Art Traumzustand, ich hatte das Gefühl, alles, was ich in den letzten drei Tagen erlebt hatte, wäre nur die Ausgeburt meiner Phantasie. Doch zugleich spürte ich die glühende 38er im Halfter. Und das brachte mich in die Wirklichkeit zurück. Aber eines machte mich doch stutzig: Ich hinterfragte überhaupt nicht mehr, was ich tat, und wie ich an diesen Punkt gekommen war. Es war, als ob eine riesige
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