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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel
Autoren: Mariano Hamilton
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Ihre Tochter in zwei Wochen zurückgebracht habe«, sagte ich, weil ich etwas Nettes sagen wollte, aber es tat mir sofort leid, den Mund so voll genommen zu haben, denn Sandra Forrester sah mich hoffnungsvoll an.
    »Wenn die Polizei in zwei Monaten nichts erreicht hat«, rückte Forrester die Dinge zurecht, »werden Sie wohl kaum so schnell mit Ergebnissen aufwarten können. Fürs Erste sind wir schon zufrieden, wenn Sie diskret ermitteln. In zwei Wochen erwarten wir einen detaillierten schriftlichen Bericht.«
    Forrester machte auf dem Absatz kehrt und marschierte Richtung Treppe, ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen oder sich zu verabschieden.
    »Gut, das war’s dann von meiner Seite. In zwei Wochen sehen wir weiter«, brachte ich gerade noch heraus.
    Er nahm mich gar nicht wahr. Mit gesenktem Kopf entschwand er und ließ mich mit seiner Frau allein. Man hörte eine Tür knallen – der Hausherr machte keinen Hehl aus seinem Missmut; er würde das Schlafzimmer bis zum Morgen nicht mehr verlassen. Die beiden schienen einander nicht sonderlich zugetan. Ob das von Vorteil oder eher hinderlich war, konnte ich zu dem Zeitpunkt noch nicht sagen – der Ball war ja gerade erst ins Rollen gekommen.

3
    Ich sah Sandra Forrester an und wartete. Zum zweiten Mal innerhalb von einer halben Stunde hatte ich beschlossen zu schweigen, so unangenehm die Situation auch war. Ich wollte sie kommen lassen. Wenn ich sofort anfing, sie über ihre Tochter auszufragen, würde auch sie weglaufen, das sagte mir mein Gefühl. Und eines war klar: Ich brauchte Informationen. Außerdem war da noch die alles andere als nebensächliche Kleinigkeit, dass wir noch nicht über mein Honorar und einen Vorschuss gesprochen hatten: Ich konnte mir nicht leisten, den Fall abzulehnen oder das Haus ohne einen Centavo in der Tasche zu verlassen.
    »Wenn Sie wollen, können Sie jetzt rauchen«, sagte sie ein wenig schüchtern, aber bestimmt.
    Ich nickte dankbar, holte das Päckchen heraus und bot ihr eine an. Mit einem gezwungenen Lächeln nahm sie sie und stellte ihr Glas auf den Couchtisch. Ich zündete ein Streichholz an, beugte mich vor und gab ihr Feuer. Sie umfasste mit beiden Händen meine Hand und sah mich mit ihren blauen Augen an, während sie zog. Ich hielt ihrem Blick einige Sekunden lang stand und senkte ihn erst, als ich beim Anstecken meiner Clifton für einen Moment befürchtete, mir die Nasenspitze zu verbrennen. Ich ließ das Streichholz in einen Glasaschenbecher fallen und blickte sie erneut an. Sie war ganz auf ihr Cognacglas konzentriert, an das sie sich klammerte, als hinge ihr Leben davon ab.
    »Sie müssen meinen Mann entschuldigen. Er steht stark unter Druck«, sagte sie und blies dabei elegant den Rauch aus.
    Ihre Stimme war tief, aber sanft, und sie passte zu ihrem prächtigen Körper, lediglich der welken Haut sah man ihr Alkoholproblem an. Weder der Presse noch mir war Sandra Forresters liebster Zeitvertreib verborgen geblieben.
    »Juan Carlos liebt Carla zu sehr. Er kann es nicht ertragen, dass sie weg ist. Wir alle lieben sie sehr«, erklärte sie. »Wir sind völlig neben der Spur. Wir verstehen das alles nicht.«
    Ich sah sie und ich hörte ihre Worte, aber ihre Brüste brachten mich aus dem Konzept. Sie bemerkte es und mit einer flinken Handbewegung hatte sie das Oberteil in Form gezupft. Ich tat so, als hätte ich es nicht mitbekommen, aber die Art, wie sie sich bewegte, war mir nicht entgangen. Ich versuchte mich auf ihre Worte zu konzentrieren.
    »Eines Morgens hat sie ihre Tasche mit den Sachen für die Uni genommen und ist nie wieder aufgetaucht. Erst dachten wir, jemand habe sie entführt, deshalb verhielten wir uns still. Wir sagten allen, Carla sei verreist. Es war Juan Carlos’ Idee, um Zeit zu gewinnen. Aber als wir nach drei Tagen immer noch keine Nachricht von den Entführern hatten, wandten wir uns an die Polizei. Mein Mann wollte zuerst nichts davon wissen, obwohl er einen Freund hat, der Kommissar ist, doch am Ende habe ich ihn überredet. Aber, um ehrlich zu sein, bereue ich das, denn die haben nur eine Menge Staub aufgewirbelt, sonst nichts. Wären wir nicht zur Polizei gegangen, hätten die Zeitungen nicht diese schrecklichen Sachen über uns geschrieben.«
    Sie sprang auf und füllte ungeniert ihr Glas mit original französischem Hennessy. Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Sie bot mir auch einen Drink an, und mit verhohlener Freude schlug ich das Angebot nicht aus. Als sie mir das Glas
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