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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel
Autoren: Mariano Hamilton
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reichte, nahm ich zum ersten Mal Sandras Geruch wahr: Eine perfekt harmonierende Mischung aus französischem Parfüm und Cognacduft. Sie setzte sich neben mich auf die Couch, und all meine Muskeln wurden steif vor Anspannung. Alle, ohne Ausnahme.
    »Jetzt ist es schlimmer als vorher. Wir wissen nichts über Carlas Verbleib, und anstatt nach ihr zu suchen, spioniert die Polizei uns und unseren Freunden hinterher, und dieser Wahnsinn nimmt kein Ende. Deshalb haben wir mit Ihnen Kontakt aufgenommen. Wir wissen, dass Sie gut sind.«
    Ich muss gestehen, erst war ich überrascht, aber dann fühlte ich mich geschmeichelt. Der Moment war gekommen, einen Vorstoß zu wagen.
    »Wie sind Sie auf mich gekommen?«, fragte ich ein wenig selbstgefällig.
    »Eine Freundin aus der Stadt hatte Sie vor zwei Jahren angeheuert, Sie sollten ihren Mann wegen vermeintlicher Untreue beschatten. Als sie durch die Zeitungen erfuhr, was wir durchmachten, hat sie mir Ihre Telefonnummer gegeben und sich nicht nur für Ihre Diskretion, sondern auch für Ihre Ehrlichkeit verbürgt. Sie weiß, dass Andrés versucht hat, Sie zu bestechen, und dass Sie nicht darauf eingegangen sind.«
    Sofort fiel mir die Geschichte wieder ein. Susana Tudor war im Winter 68 zu mir gekommen, weil sie – zu Recht – vermutete, dass ihr Mann sie betrog. Am Ende hatten wir etwas miteinander. Ihr Mann hatte mir Geld angeboten, damit ich die Berichte fälschte, denn er trieb es mit Jungs. Das hatte ich Susana nie gesagt. Ich teilte ihr nur die halbe Wahrheit mit: In meinem Abschlussbericht hieß es, Andrés Tudor habe keine weiblichen Geliebten. Ich hatte mir eine der Freiheiten des Privatdetektivs herausgenommen, nämlich Gott zu spielen und diesmal die Menschen ihre Probleme ohne göttliche Einmischung lösen zu lassen. Um ehrlich zu sein, habe ich noch nie gern in Beziehungsgeschichten ermittelt. Egal, wie, es geht nie gut aus. Bestätigt sich die Untreue, sinnt der Ertappte auf Rache gegenüber dem, der sie verraten hat. Und bestätigt sie sich nicht, denkt der Teil, der mich angeheuert hat, ich hätte ihn betrogen.
    »Sie meinen Susana Tudor, nicht wahr?« Eine rhetorische Frage.
    »Ja. Erinnern Sie sich an sie?«
    »Ich habe ein gutes Gedächtnis, gnädige Frau. Das gehört zu meinem Job.« Ich musste mich bremsen zu fragen, ob Susana immer noch verheiratet war.
    »Nun …, letzten Donnerstag erzählte ich meinem Mann von Ihrer Detektei und der Vertraulichkeitsklausel, aber er wollte Sie partout nicht anrufen. Am nächsten Tag hatte er eine heftige Auseinandersetzung mit Kommissar Gutiérrez, dem Ermittlungsleiter, und als er zurückkam, war er wütend. Ich meinte wieder, wir sollten Sie einschalten, aber er weigerte sich strikt. Ich musste ihm damit drohen, ihn zu verlassen, damit er einwilligte. Deshalb war er auch vorhin so wortkarg. Er will nicht, dass Sie sich einmischen. Er fürchtet, dass die Herumschnüffelei der Presse dann von Neuem beginnt. Wissen Sie, Juan Carlos ist sehr auf unsere Privatsphäre bedacht.«
    Sandra bezog sich auf die Klausel, in der Spezialdienste seinen Mandanten absolute Anonymität zusicherte, der Kunde erhielt sogar das Honorar zurück, wenn irgendetwas an die Öffentlichkeit drang. Das war bei Fällen, in denen die Polizei ermittelte, schwer umzusetzen, aber ein guter Köder. Allerdings hätte ich, wenn ich mich einmal nicht daran hielte, die Detektei schließen müssen, denn unsere bescheidene Werbung basierte allein darauf. Keine andere Detektei sicherte Vertraulichkeit gegen Rückzahlung des Honorars zu.
    Señora Forrester ging wieder zur Bar und schenkte sich einen Cognac ein. Diesmal fragte sie nicht; sie füllte ein zweites Glas bis zum Rand und reichte es mir. Sandra und ich verstanden uns offenbar mehr als gut. Als sie sich hinsetzte, rutschte der Rock bis zum Knie hoch, und der freizügige Ausschnitt kümmerte sie längst nicht mehr. Der Alkohol tat seine Wirkung. Und ich fing an, mich wohlzufühlen: ein interessanter Fall, ein exquisiter Cognac, eine angeheiterte verheiratete Frau, die sich mir geradezu anbot.

4
    Gegen sieben fuhr ich in die Stadt zurück. Es war immer noch stockfinster. Mein Magen brannte, und nach langer Zeit hatte ich wieder eigenes Geld in der Tasche. Mit Sandra war es bestens gelaufen, sie hatte gar nicht mehr aufhören können, von sich, ihrem Mann und Carla zu erzählen; und als ich sie um einen Vorschuss für die Spesen bat, hatte sie mir einfach so zweihundertfünfzigtausend Pesos gegeben. Ich
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