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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel
Autoren: Mariano Hamilton
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Der Anruf in meinem Büro hatte tatsächlich etwas mit dem Verschwinden von Carla Forrester zu tun, denn in der Zeitung stand dieselbe Adresse, zu der man mich bestellt hatte: Echeverría 436.
    Ohne genau zu wissen, worum es ging, rechnete ich mir schon aus, wie viel ich für den Job verlangen konnte.

2
    Kein Zweifel, ich hatte mich verfahren.
    Ich hielt mit dem Gordini am Seitenstreifen, griff zum Handschuhfach und nahm Straßenkarte und Taschenlampe heraus. Es war Viertel vor zwei. Mir blieb noch eine Viertelstunde, um den Weg zu finden, oder ich war den Job womöglich schon los, bevor ich ihn überhaupt angetreten hatte.
    Ich trat in die Kälte hinaus, zündete eine Zigarette an und spähte in die Dunkelheit, um mich zu orientieren. Etwa vierzig Meter weiter war eine halb versteckte Schranke, und auf der anderen Seite der Gleise stand ein großes altes Gebäude, das etwas von einem Kloster hatte. Kein einziges Licht weit und breit. Ich breitete die Karte auf der Kühlerhaube des Gordini aus und leuchtete mit der Taschenlampe darauf.
    »Wo zum Teufel bin ich?«, murmelte ich wie ein Irrer vor mich hin, um meine Kehle zu wärmen.
    Ich rief mir den Weg noch einmal in Erinnerung, den ich in den letzten eineinhalb Stunden genommen hatte, und fuhr mit dem Finger die sich schlängelnde Spur der Ruta 7 Richtung Westen nach. War ich womöglich schon zu weit? Das konnte nicht sein. Ich war doch gerade erst an der Plaza de Ituzaingó und einer Bahnschranke vorbeigekommen. Ich warf noch mal einen Blick in die Karte: Um nach San Antonio de Padua zu gelangen, musste ich noch zwei weitere Schranken passieren, die, die vierzig Meter vor mir lag, und eine weitere in etwa zwei Kilometern Entfernung. Ich stieg wieder in den Wagen, ließ den Motor an, legte den zweiten Gang ein, und der Gordini begann zu ruckeln wegen der Kälte, aber auch wegen dieses verfluchten kaputten ersten Ganges. Ich fror bis auf die Knochen, vor allem an den Beinen. Es ging mir erst wieder besser, als ich die neunzig Kilometer-Marke erreicht hatte, das Lenkrad aufhörte zu vibrieren und die Motorenwärme über die Lüftung auf meine Füße blies.
    Ich fuhr noch fünf Minuten weiter und traf auf die zweite Schranke. Die Calle Echeverría musste ungefähr dreihundert Meter entfernt sein. Ich fand sie problemlos, bog links ab und fuhr sie langsam hinauf. Es gab nur wenige Häuser und viele Freiflächen, aber alles war genau durchnummeriert. Ich sah noch einmal auf die Uhr; sieben vor zwei. Ich ging davon aus, dass ich erwartet wurde, also konzentrierte ich mich nur auf die Häuser, in denen Licht brannte. Eine Minute später gelangte ich zu dem zweistöckigen Haus, das ich auf den Fotos in den Zeitungen gesehen hatte.
    Ich parkte ein, stellte den Motor ab und beobachtete das Haus, während ich mir eine Zigarette ansteckte. Ich wollte nicht zu früh kommen. Im Haus tat sich nichts. Um Punkt zwei stieg ich aus dem Wagen, schloss die Tür ab, passierte einen niedrigen Gitterzaun und ging auf die Holztür zu. Ich klingelte zweimal und hörte in der Ferne das Bellen irgendeines schlaflosen Hundes. Im selben Moment wurde geöffnet. Ein elegant gekleideter Mann in grauen Flanellhosen, weißem Hemd und schottischer Weste, um die sechzig, schon sehr ergraut und körperlich ausgelaugt, bat mich mit einer Handbewegung herein. Hinter ihm tauchte eine blonde Frau auf, die trotz der Falten im Gesicht kaum älter als vierzig sein mochte. Mir fielen die langen Beine und die festen, spitzen Brüste auf. Das beigefarbene Kleid betonte ihre Figur; ich stellte sie mir nackt vor, den runden, drallen Arsch. Allein das übervolle Cognacglas in der rechten Hand und die rote Nase wollten nicht ganz dazu passen. Doch bei der Kälte dachte und sah ich ohnehin nichts mehr.
    Als ich vor dem Mann stand, streckte ich die Hand aus, und er drückte sie kräftig.
    »Ich bin …«, wollte ich mich vorstellen.
    »Ja, ich weiß. Spezialdienste. Ich habe Sie angerufen«, fiel er mir ins Wort.
    Es war eindeutig die Stimme vom Telefon. Er drehte sich auf dem Absatz um und ging vor ins Wohnzimmer. Seine Frau musste sich beeilen, um mitzuhalten, und ein wenig von dem Cognac schwappte auf den Teppich. Meine Vermutung war richtig: Der Arsch hielt, was die Beine versprachen. Doch abgesehen vom Kribbeln in der Magengegend, das diese blonde Frau bei mir auslöste, herrschte sterile Hotelatmosphäre.
    Ich betrat das Wohnzimmer, der Kamin brannte, Familienfotos standen auf dem Sims, eines, in Bariloche
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