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Falsches Spiel

Falsches Spiel

Titel: Falsches Spiel
Autoren: Mariano Hamilton
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aufgenommen, bei dem die ganze Familie in die Kamera lächelte, stach besonders heraus, und es gab einen nagelneuen Zenith-Fernseher. Ein Heizofen war eingeschaltet.
    Auch wenn die Gastgeber unerträglich distanziert waren, hatte die Einrichtung doch etwas Gemütliches. Der Raum war geteilt: Auf der einen Seite das Wohnzimmer mit dem Kamin, dem Fernseher, zwei Sesseln und einer blassblauen Couch, die um einen Marmortisch gruppiert waren. Und hinter einem Türbogen der Essbereich mit einem robusten Eichentisch und acht grau gepolsterten Stühlen. Hohe Regale voller Bücher und eine Westinghouse-Stereoanlage verliehen dem Ganzen einen edlen Touch. Und eines fiel auf: Alles war feinsäuberlich an seinem Platz. Zu viel Ordnung für meinen Geschmack.
    Ich zog den Mantel aus. Keiner machte Anstalten, ihn mir abzunehmen, also faltete ich ihn sorgfältig zusammen und legte ihn auf einen der Sessel, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt. Ich warf einen Blick auf meine Schultern und entfernte unauffällig die Schuppen. Ich stand vor dem Couchtisch. Die Frau hatte sich in den anderen Sessel gesetzt, und der Hausherr stand mit dem Rücken zu uns, die Hände in die Hüften gestemmt, und betrachtete das Kaminfeuer. Ich würde erst einmal nichts sagen. Nach fünfzehn Sekunden, die mir wie fünfzehn Jahre vorkamen, brach er das Schweigen, ohne sich umzudrehen. Seine Stimme klang kalt.
    »Mein Name ist Dr. Juan Carlos Forrester. Ich vermute, Sie haben den Blödsinn schon gelesen, der über uns in der Zeitung stand«, sagte er, ohne eine Antwort zu erwarten oder mir anzubieten, mich zu setzen. »Nun, das ist fast alles gelogen. Wahr ist lediglich, dass unsere Tochter vor zwei Monaten verschwunden ist und wir nichts mehr von ihr gehört haben. Sie sollen sie finden.« Er drehte sich zu mir um und sah mich mit leichenstarrem Blick an.
    Es schien mir nicht unbedingt der passende Ton für einen verzweifelten Vater, aber ich war nicht dort, um voreilige moralische Urteile zu fällen. Ich wandte mich der Frau zu, die die ganze Zeit über schwieg, aber sie wich meinem Blick aus, stierte ins Feuer und gönnte sich einen großen Schluck. Ihre scheinbare Unterwürfigkeit nervte mich allmählich.
    »Wenn ich mich um den Fall kümmern soll, brauche ich ein paar Informationen über ihre Tochter, zum Beispiel, wie die Beziehung zu Ihnen aussah. Ich würde auch gerne mit ein paar Freunden sprechen, dafür bräuchte ich eine Liste mit Namen«, sagte ich und setzte mich auf die Couch; ich versuchte möglichst professionell aufzutreten.
    »Hier sind alle Informationen«, sagte Forrester und reichte mir einen Umschlag. »Wir möchten nicht mehr allzu viel darüber reden, und es wäre mir lieber, wenn sie die Freunde meiner Tochter und auch unsere nicht weiter behelligen, das ist alles sehr schmerzlich für uns.«
    Rasch überlegte ich, wie ich reagieren sollte, um den Fall nicht zu verlieren, und ich beschloss, auf Nummer sicher zu gehen. Forresters Bitte war vollkommen abwegig: Ich konnte schlecht ermitteln, wenn ich mit niemandem sprach. Doch mit der Zeit würde ich mir schon Zugang zu den nötigen Quellen verschaffen.
    Ich holte das Päckchen Clifton heraus, aber Forrester fuhr mir gleich in die Parade.
    »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie das unterließen«, sagte er.
    Ich schob das Päckchen wieder in die Innentasche des Jacketts.
    Es war spürbar, wie stark die Forresters unter Druck standen, sie wollten einfach nur, dass ich ihre Tochter fand, um sich nicht länger mit Polizisten und Journalisten herumschlagen zu müssen. Meine Vermutungen wurden umgehend von Forrester bestätigt.
    »Meine Frau ist seit zwei Monaten völlig neben sich. Die Polizei hat nicht die geringste Ahnung, wo sie suchen soll oder was zu tun ist. Deshalb haben sie all diese Verleumdungen über Carla und unsere Familie in Umlauf gebracht. Sie wollen jegliche Verantwortung von sich weisen und schieben deshalb alles uns in die Schuhe. Die wissen nicht, wie schmerzlich das für Sandra ist.«
    Zum ersten Mal an diesem Abend sah er seine Frau an, doch es war mehr eine Höflichkeitsgeste mir gegenüber, er stellte sie mir quasi vor. »Deshalb haben wir Sie angerufen. Wir möchten Diskretion und Ergebnisse, in dieser Reihenfolge. Für uns ist grundlegend, dass Sie die Vertraulichkeit, mit der Ihre Detektei wirbt, um jeden Preis wahren. Wir nehmen sie für zwei Wochen unter Vertrag, dann entscheiden wir, ob Sie weitermachen oder nicht.«
    »Ich hoffe, dass ich
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