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Falsche Schritte, dunkle Pfade (German Edition)

Falsche Schritte, dunkle Pfade (German Edition)

Titel: Falsche Schritte, dunkle Pfade (German Edition)
Autoren: Andreas Kimmelmann
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ohrfeigen?“
    „Sie war ... aufgebracht.“
    „Und deswegen läufst du weg? Du bist doch alt genug, könntest ausziehen.“
    „Es geht eigentlich um etwas anderes.“
    „Aha. Der Grund, warum sie dich geohrfeigt hat, hab ich recht?“
    „Richtig. Aber über den möchte ich ehrlich gesagt nicht sprechen.“
    „Hm. Schade. Ich dachte, da wir beide auf der Flucht sind, können wir ganz offen miteinander reden.“
    „Auf der Flucht? Ich dachte, Sie reisen geschäftlich nach Wien oder sowas.“
    „Geschäftlich, das ist wirklich gut!“, rief Flori aus und ließ ein hektisches Lachen folgen. „Nein, Kleine, ehrlich. Ich bin genauso flüchtig wie du. Einfach nur von hier weg.“
    „Und warum dann ausgerechnet nach Wien?“
    „Ich hab Freunde dort, die mir helfen können.“
    „Helfen wobei?“
    „Zu vergessen.“
    Eine Weile schwiegen sie. Sie durchfuhren schweigend Bad Tölz, erst kurz nach Waakirchen begann Lina wieder zu sprechen.
    „Ich hab was Schlimmes gemacht“, meinte sie.
    Flori warf ihr einen überraschten Blick zu. „Du willst also doch reden?“
    Lina nickte. „Wenn wir schon zusammen fahren, können wir auch ehrlich zueinander sein.“
    Flori sah sie erwartungsvoll an.
    „Sie müssen mir aber versprechen, dass es unter uns bleibt“, sagte Lina.
    „Nur wenn du endlich Du zu mir sagst. Sie, Frau Flori klingt ein bisschen dämlich.“
    Lina schenkte ihr ein dankbares Lächeln. „Also gut, du musst mir versprechen, dass es unter uns bleibt.“
    „Versprochen.“
    „Ich hatte etwas ... mit einem Mann.“
    „Nicht ungewöhnlich für ein Mädchen in deinem Alter.“
    „Mit einem Mann, der viel älter ist als ich.“
    „Klingt doch interessant.“
    „Mit einem Mann, der über 20 Jahre älter ist als ich.“
    „Hat wenigstens Erfahrung.“
    „Mit einem Mann, der verheiratet ist.“
    „Ups ...“
    „Ganz genau.“
    „Lass mich raten: seine Frau ist dahinter gekommen.“
    „Das hat er zumindest behauptet. Ich glaube aber, er wollte mich einfach nur loswerden.“
    „Wie hast du ihn kennen gelernt?“
    Lina lief hochrot an. „Er war mein Deutschlehrer“, hauchte sie.
    Flori brach in schallendes Lachen aus. „Dein Deutschlehrer, das ist doch mal was! Und im Endeffekt hat er sich als Biologielehrer herausgestellt, oder?“
    „Wie meinst du ... ach so.“
    „Und wie hat nun deine Mutter das Ganze heraus bekommen?“
    „Nun, Klaus, so heißt er“ – das war gelogen – „hat irgendwann genug von mir gehabt. Er hatte Angst, seine Frau würde ihn verlassen, hat sogar erzählt, sie hätte schon etwas gemerkt. Er wollte also Schluss machen. Dummerweise hielt ich ihn für die Liebe meines Lebens und wollte ihn nicht einfach so gehen lassen.“
    „Wir reden also über Erpressung?“
    Lina blickte schuldbewusst in den Fußraum. „Ja, das tun wir. Ich hab ihm gedroht, ich würde zum Schuldirektor gehen und ihm alles erzählen.“
    „Und was hat er gemacht?“
    „Er hat mir eine geknallt.“
    „Wow. Das scheinst du anzuziehen.“
    „Ich war jedenfalls sauer und wollte es ihm heimzahlen. Nach langem Überlegen habe ich dann alles meiner Mutter erzählt.“
    „Warum, um alles in der Welt?“
    „Ich musste mich doch jemandem anvertrauen!“
    „Ja, aber deiner Mutter erzählen, dass du eine Affäre mit einem Lehrer hattest? Das konnte doch nicht gut ausgehen!“
    „Das war mir egal! Ich wollte Wer ... Klaus einfach nur am Boden sehen.“
    „Wer-Klaus? Den kenn ich nicht, nur Wer-Wolf“, sagte Flori und lächelte Lina wissend an.
    Lina hätte sich am liebsten geohrfeigt. „Also gut, er heißt nicht Klaus. Er heißt Werner.“
    „Dann sind wir der Wahrheit ja schon ein Stück näher gekommen. Stimmt wenigstens die Geschichte?“
    „Natürlich stimmt die!“, rief Lina empört aus.
    „Und deine Mutter ist ausgerastet.“
    „Das ist sie. Sie hat mich geschlagen und gesagt, ich wäre nicht mehr ihre Tochter. Eine Schande für die ganze Familie. Da hab ich beschlossen, mich abzusetzen.“
    „Und bist von zu Hause weggelaufen.“
    „Richtig.“
    „Wo ist zu Hause?“
    „Gelting.“
    „Mann, da bist du ja ein ganz schönes Stück gelaufen bis nach Einöd. Du musst ja todmüde sein.“
    „Bin ich auch.“
    „Dann schlaf doch ein wenig.“
    „Willst du mir nicht erzählen, wovor du auf der Flucht bist?“
    „Das erzähl ich dir, wenn du ausgeschlafen hast.“
    Erleichtert schloss Lina die Augen. Endlich schlafen! Der lange Marsch hatte sie geschafft, außerdem spürte sie das Bier
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