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Falsche Opfer: Kriminalroman

Falsche Opfer: Kriminalroman

Titel: Falsche Opfer: Kriminalroman
Autoren: Arne Dahl
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grünmetallicfarbenen Vans.
    Er hielt inne. Blieb einen Moment stehen. Leichter, warmer Sommerwind an seinen frischrasierten Wangen. Die Sonne. Morgendliche Hitze. In der Ferne flimmerte der Asphalt.
    Er blickte zu dem Wagen hinüber. Die Hände, die herausgestreckt wurden, winkten. Noch kein Geräusch. Die Geräusche erreichten ihn nicht. Die Bewegungen dort drinnen. Wie ein Embryo. Ein Ei, das ausgebrütet wird. Konservierte Bewegungen. Zukünftige Ereignisse. Viele schnelle Schritte in einem Punkt gesammelt.
    Schritt eins. Die Brieftasche heraus. Lumpige Scheine. Dreivierzig pro Stunde als Basislohn. Aber auch eine kleine Platte. Sie sah aus wie ein Taschenrechner im Visitenkartenformat.
    Er zog sie heraus. Wog sie in der Hand. Hielt sie in Richtung des Wagens hoch.
    Das Winken hörte auf. Das Geräusch verschwand, bevor es ihn erreicht hatte. Die zukünftigen Bewegungen wurden angehalten.
    Ein einziger Knopf, leicht erhaben. Rot. Gleichsam leuchtend.
    Er drückte darauf, lächelte schwach und kletterte in den Wagen.
    Hinter den Mauern schoss eine Stichflamme auf.
    Hoch, hoch zum Himmel hinauf.
    Nicht mehr nur Mauern im Rücken.
    Als der Van beschleunigte, hatte das Geräusch ihn noch nicht erreicht.

3

    S ie sitzen also im Vorstand des Hammarby-Fanclubs?«
    Der Mann war um die Dreißig und blinzelte, als blendete ihn das Licht in dem verdunkelten Vernehmungsraum. Hinter der Tätigkeit des überaus aktiven Brummschädels lief indessen eine andere Tätigkeit ab. Die der Wachsamkeit. Das Gefühl, stets und ständig auf der Anklagebank zu sitzen. »Ja«, sagte er schließlich.
    »Was sind eigentlich die Byenfans?« fragte Kerstin Holm.
    »Auf jeden Fall keine gewalttätige Organisation.«
    »Das hat auch niemand behauptet. Ganz und gar nicht. Aber ein Hammarbyanhänger hat in einem bekannten Hammarbytreffpunkt im Beisein mindestens eines Vorstandsmitglieds des Byen-Fanclubs ein schreckliches Gewaltverbrechen begangen. Deshalb ist es vielleicht nicht völlig aus der Luft gegriffen, dass wir fragen.«
    Er blickte mürrisch vor sich hin und schwieg. Schaute hinüber zu Hjelm, der versuchte, einen wachen Eindruck zu machen.
    »Ich weiß ungefähr, was es ist«, sagte Hjelm. »Eine unabhängige Zuschauervereinigung. Ist Anfang der achtziger Jahre aus dem harten Kern der Hammarbyzuschauer hervorgegangen.
    »Genau«, sagte der Mann mit spürbarem Stolz. »Wir organisieren die Fahrten zu den Auswärtsspielen und haben Donnerstagabend und zwei Stunden bis eine halbe Stunde vor den Heimspielen das Clublokal geöffnet. Wir sind diejenigen, die dafür sorgen, dass es nicht ausartet. Wir stehen verdammt noch mal für den einzigen farbenfrohen Karneval in diesem angegrauten Land, und deshalb werden wir unmittelbar verdächtigt.«
    »Nicht Sie als Gruppe werden verdächtigt, sondern Sie persönlich, Jonas Andersson aus Enskede, Sie höchst persönlich.
    Sie werden verdächtigt, uns die Identität des Totschlägers vom Kvarnen vorzuenthalten.«
    »Des Totschlägers vom Kvarnen ...«
    »Das ist der Name, den Aftonbladet ihm gegeben hat, Sie wissen sehr wohl, wem.«
    Jonas Andersson aus Enskede begegnete Hjelms Blick, ohne zu zaudern. »Ich habe verflucht noch mal selbst da gesessen und einen Pulli an den zermatschten Schädel des Jungen gepresst. Ich wusste gleich, dass wir die Schuld bekommen würden. Jetzt geht die Hetzjagd wieder los.«
    »Haben Sie den Täter gesehen?«
    »Nein.«
    »Wo befanden Sie sich?«
    »Mit ein paar Kumpels an der Wand, ein Stück von der Tür entfernt. Es war ein Heidenlärm und brechend voll, und ich habe nichts gesehen.«
    »Sie haben nichts gesehen?«
    Hjelm hängte die Schuhe an den Nagel. Es war das vierte Mal heute, dass er genau diese Worte sagte. Kerstin Holm sah, wie er das Handtuch warf, und nahm den verlorenen Staffelstab auf.
    »Wir machen es uns einfach«, sagte sie und schob Jonas Andersson aus Enskede ein Blatt Papier über den Tisch. »Hier ist eine Skizze des Lokals. Wann kamen Sie, und wo sahen Sie was?«
    »Ich stand hier, an derselben Wand wie die Tür, zusammen mit so zehn Leuten, die auf Sitzplätze etwas weiter in der Ecke warteten. Wir kamen gegen Viertel nach neun und waren wohl schon nicht mehr ganz nüchtern. Und wir standen da an der Wand und warteten.«
    »Okay, war die Gruppe an der Theke da schon gekommen?«
    »Es war wahnsinnig voll an der Theke. Ich weiß es nicht. Ich schwöre, dass ich es nicht weiß. Es war so ein Gedränge, und Lärm, und nur Gelaber. Nebelschwaden
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