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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Autoren: Jennifer Fallon
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Rückfälligentrakt.
    Die Glaebaner waren vielleicht gerecht, aber besonders tolerant waren sie deshalb noch lange nicht. Einmal einen Menschen anzugreifen konnte noch als Unfall durchgehen. Aber das zweite Mal machte ihn zu einem gefährlichen Wiederholungstäter. So gefährlich, dass auf seinem zerschlissenen Häftlingskittel der Stempel »lebenslänglich« eingeprägt war.
    Und jetzt, gerade als Warlock begonnen hatte, sich allmählich mit seiner Haft abzufinden, hatten sie einen Suzerain gefangen und versuchten doch tatsächlich, ihn zu töten.
    Was für Idioten.
    Der Mann auf der anderen Seite des Korridors stöhnte im Schlaf. Er stöhnte schon die ganze Nacht. Warlock vermutete, dass er immer noch heilte. Das war der Preis der Unsterblichkeit. Die Natur hatte es nicht gern, wenn man an ihr herumpfuschte. Zweifellos würde der Suzerain am Leben bleiben, aber der beschleunigte Heilungsprozess war gnadenlos. Die höllischen Schmerzen, die ihn noch im Schlaf zum Schreien brachten, waren der Preis, den man für die Unsterblichkeit zu zahlen hatte.
    Wieder schrie der Gefangene heiser auf, dann begann er etwas in einer Sprache zu murmeln, die Warlock nicht verstand. Alles, was er über Suzerain wusste, kannte er aus der alten mündlichen Überlieferung der Crasii, die seit Generationen weitergegeben wurde. Seine Angst und sein Abscheu waren ebenso instinktiv wie vernunftgeleitet. Das ging allen Crasii so. Allein die Nähe eines Suzerain genügte, um ihnen jeden Impuls von Unabhängigkeit, jeden Hauch von Mut oder gar Widerstandsgeist zu rauben. Warlock wusste, dass seine Spezies eigens gezüchtet worden war, um den Suzerain zu dienen. Es überraschte ihn, dass er fähig war, einem Suzerain gegenüber Hass zu empfinden. So nahe, wie der Mann ihm war, hätte Warlock sich längst in eine sabbernde Masse hündischer, kriecherischer Unterwürfigkeit verwandeln müssen. Aber seltsamerweise war dem nicht so. Er konnte den Suzerain fühlen, seinen Geruch schmecken, trotzdem fühlte sich Warlock nicht veranlasst, dem Herrn und Meister seine Dienste anzubieten.
    Vielleicht lässt er ja mit der Zeit nach, dachte er, dieser innere Zwang, den Suzerain zu dienen. Es war tausend Jahre her, dass man zum letzten Mal von ihnen gehört hatte. Nicht seit dem letzten Weltenende.
    Oder vielleicht stehen die Gezeiten zu tief. Warlock wusste nicht, wie man die Launen des Gezeitensterns erkannte. Seine Spezies war zwar durch Magie erschaffen worden, aber konnte die Gezeitenmagie selbst weder spüren noch lenken.
    Er grübelte immer noch über dieses Rätsel nach, als er ein neues Geräusch bemerkte, das aus der Wachstube kam. Das schwache Scharren eines Stuhls, das schabende Geräusch von Leder gegen Stein, gemurmelte Entschuldigungen, ein Versprechen, wiederzukommen … Einer der Wärter machte sich an seinen Rundgang.
    Warlock spähte durch die Gitterstangen, aber da war noch kein flackernder Fackelschein, der in seine Richtung kam. Trotzdem wich er vorsorglich einen Schritt zurück. Aus langer Erfahrung wusste er, wie bedrohlich allein seine bloße Anwesenheit auf die Wächter wirkte. Wenn er auch noch vorne am Gitter stand, würden sie das als offene Provokation empfinden.
    Dass sie ihn fürchteten, störte ihn nicht. Das gab ihm zumindest ein wenig Selbstwertgefühl an diesem Ort, der dazu gemacht war, jeder Kreatur die Lebensgeister auszusaugen, ob Crasii oder Mensch. Zu wissen, dass die Wächter ihn für gefährlich hielten, bedeutete, dass er immerhin noch am Leben, immer noch handlungsfähig war.
    Noch bevor er das Licht durch den engen steinernen Durchgang um die Ecke kommen sah, meldeten ihm die Schritte schwerer Stiefel auf den Steinplatten, dass der Wächter im Anmarsch war. Den schlurfenden Rhythmus dieser Schritte kannte er, das war Goran Dill, der schwatzhafte, fette Korporal, der gerne dem Ale zusprach und Orchideen sammelte. Ein seltsames Hobby für einen Gefängniswärter, wie der Korporal bereitwillig zugab. Er unterhielt sich gern mit den Gefangenen. Vielleicht hoffte er, die Gefahr, der er tagtäglich ausgesetzt war, zu mildern, indem er sich mit den Insassen anfreundete. Warlock hätte erwidern können, dass es ein recht seltsames Hobby für jeden Mann war, nicht nur für einen Gefängniswärter, aber kein zurechnungsfähiger Häftling legte es darauf an, es sich mit einem der wenigen halbwegs anständigen Warter in diesem Höllenloch zu verderben. Also hatte er lächelnd genickt und sich bemüht, interessiert zu
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