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Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz

Titel: Fallon, Jennifer - Gezeitenstern Saga 1 - Der unsterbliche Prinz
Autoren: Jennifer Fallon
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konnte.
    Arkady könnte in der nächsten Stunde sterben, dachte er, ohne dass es meine Schuld ist.
    Das wäre eine saubere Lösung seines Problems.
    Und Arkady war sein Problem. Sie hatte ihm Hoffnung gemacht. Sie hatte bewirkt, dass er wieder leben wollte, und wenn auch nur für die tragisch kurze Spanne ihres Lebens.
    Cayal war gar nicht in der Stimmung, hoffnungsvoll zu sein. Er war fertig mit der Unsterblichkeit und beherrscht von dem Willen, sie zu beenden.
    Wie kannst du es wagen, in mein Leben zu treten und meinen Entschluss zu erschüttern, Arkady Desean?
    Das Schiff trieb jetzt in den Gewalten der Stromschnellen, und die Anstrengungen der angeschirrten Amphiden zeigten kaum noch Wirkung. Blitze zuckten über den Himmel, als das Gewitter näher herankam. Der Donner prickelte auf Cayals Unterarmen, als die Macht der Gezeitenmagic in ihn zurückkehrte wie eine innere Entsprechung des Naturschauspiels um ihn herum. Sie waren jetzt nahe genug, dass er die Schreie der Mannschaft hören konnte, die verzweifelt versuchte, das Schiff in der Gewalt zu behalten. Ihr Kampf war aussichtslos. Das schwerfällige Gefährt war vom Sog der Stromschnellen erfasst worden und raste viel zu schnell auf die Felsengen zu.
    Es wird keine Hoffnung mehr geben und keinen Schmerz, wenn du tot bist, Arkady.
    Über die Jahre hatte er Verständnis für Pellys' Faszination für sterbende Wesen entwickelt. Das sündige Vergnügen, etwas sein Leben aushauchen zu sehen, der neidische, fast körperlich spürbare Genuss, Zeuge eines weichenden Lebens zu sein, dem folgen zu dürfen kein Unsterblicher hoffen konnte.
    Ich tue dir einen Gefallen, wenn ich dich sterben lasse, meine Liebe.
    Das war die Logik, die Cayals endloses Leben ihn anzuerkennen zwang. Er lebte in einer Welt, in der Leben Qual war und der Tod für manche eine willkommene Erlösung … eine Tür, die ihm und seinesgleichen für immer verschlossen war.
    Fürchtest du dich an Bord deines verrückten, gefährlich kopflastigen Kahns, Arkady? Klammerst du dich an die Reling, während das Blut in deinen Adern rast, dein Herz in Ahnung des Sterbens trommelt, sicher, dass dies das Ende ist?
    Donner dröhnte in der Luft. Unter ihm in den tosenden Fluten verhedderte sich das Zuggeschirr der Amphiden, nachdem einer der äußeren Schwimmer vom wirbelnden Wasser gegen einen Felsen geschleudert worden war. Es gab kein Umkehren mehr, das Schiff schoss die Schnellen hinab.
    Blitzt dein Leben vor deinen Augen an dir vorbei, Arkady?
    Denkst du an mich?
    Ein weiterer Amphide wurde aus seinen Gurten gerissen und klatschte gegen die Felsen. Sein Schrei ging im Sturmbrausen unter. Wenn sie noch mehr verloren, war das Ende sicher.
    Wenn du gegangen bist, wird es keine Unsicherheit mehr geben.
    Ich werde wieder sicher sein, dass ich sterben will.
    Das Schiff würde an den Felsen zerschellen. Arkady würde ertrinken, was mit großer Wahrscheinlichkeit eine der besseren Todesarten war …
    Wie ich dich beneide, meine Liebe.
    Wieder blendete ihn ein Blitz, obwohl der Regen schon so dicht war, dass er nichts mehr sah. Das Krachen des Donners ließ den Boden erzittern …
    Dann verlor Cayal die Nerven. Er verfluchte seine Feigheit, winkte mit den Armen einmal über das Wasser, und alles war schlagartig vorbei.
    Der Sturm verebbte, als hätte er auf Kommando den Atem angehalten.
    Auf dem Schiffunter ihm verwandelten sich die panischen Schreie in Rufe des Erstaunens, klar und weit über das stille Wasser zu hören. Die nackten Felswände der Wildwasserengen warfen das Echo genauso klar zurück. Der Regen hatte aufgehört, die tosenden Wellen waren im ruhigen Fluss verschwunden.
    Eilig zogen die überlebenden Amphiden das Schiff in die Mitte der Wasserstraße zurück und weiter voran. Sie konnten gewiss seine Gegenwart spüren. Im Gegensatz zu den Menschen auf der Barke hatten sie keinen Zweifel, dass hier Magie am Werk war.
    Das Schiff glitt vollends durch die gefährliche Enge und weiter in die breiteren und tieferen Gewässer, die stromabwärts bis zur Küste führten.
    Cayal stand auf dem Grat des Felsens und sah zu, wie sie von dannen segelten. Er wusste, dass er ein Narr war, aber er konnte es einfach nicht bereuen, Arkady gerettet zu haben.
    Vielleicht war das eine gute Eingebung und kein Akt blanker Dummheit, versicherte er sich. Sie war klug. Scharfsinnig. Erfinderisch. Wenn er sie noch einmal aufspürte, konnte sie ihm vielleicht helfen, einen Weg zu finden, wie er sterben konnte …
    Cayal lächelte
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