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Fall bloß nicht auf!

Fall bloß nicht auf!

Titel: Fall bloß nicht auf!
Autoren: Tim Bowler
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die Knie und schaue unter das Bett, und tatsächlich, ein kleines Mädchen guckt hervor.
    Zart wie ein Schneeglöckchen.
    Sie rührt sich nicht, schreit nicht, sie schaut mich einfach nur mit großen Augen an. Ich lächle und flüstere.
    Â»Hallo Jaz. Du hast dein Bild vergessen.«
    Ich reiche es ihr. Sie nimmt es nicht, schaut kurz das Bild und dann wieder mich an.
    Â»Tolles Bild«, lobe ich sie. »Willst du es nicht zu Ende malen?«
    Â»Hab keinen Stift.«
    Â»Da. Ich habe ihn für dich mitgebracht.«
    Ich zeige ihr den Bleistift.
    Â»Hier unten drunter kann ich nicht malen«, sagt sie.
    Â»Dann komm doch hervor.«
    Sie krabbelt unter dem Bett hervor, nimmt das Bild und den Bleistift. Ich fahre mit der Hand über das Papier.
    Â»Sieht gut aus, Jaz. Was ist es denn, eine Drossel?«
    Â»Ein Rotkehlchen.«
    Â»Dann brauchst du ein bisschen Rot für die Brust.«
    Â»Hab kein Rot.«
    Â»Ich besorge dir einen roten Stift. Hör zu. Rat mal, wer mich geschickt hat.«
    Sie antwortet nicht. Ich spreche noch leiser.
    Â»Fairypops. Sie wartet draußen auf dich. Wollen wir zu ihr gehen? Wir können das Bild später fertig malen.«
    Ich stehe auf und reiche ihr die Hand. Sie steht wortlos auf und nimmt das Blatt Papier. Sie schaut mich an.
    Â»Wo ist Hase?«
    Â»Hier.« Ich hole den Stoffhasen aus der Tasche. »Du hast ihm gefehlt.«
    Sie nimmt ihn nicht.
    Â»Willst du ihn nicht haben, Jaz?«
    Â»Ich muss doch das Bild tragen.«
    Â»Soll ich dann Hase tragen?«
    Â»Ja.«
    Â»Gut, gehen wir.«
    Ich gehe zur Tür. Ich muss das Mädchen so schnell wie möglich hier rausholen. Ich hab kein gutes Gefühl bei diesem Ort. Und schon sind neue Schwierigkeiten im Anmarsch.
    Unten sind Stimmen zu hören.
    Ein paar Mädchen aus der Bande sind zurück. Wie viele es sind, kann ich nicht sagen. Ich höre auf jeden Fall Tammy und noch ein paar. Von Sash ist nichts zu hören.
    Ich öffne die Tür einen Spaltbreit und horche. Immer noch Stimmen von unten, aber jetzt sind sie ins Wohnzimmer gegangen. Ich drehe mich zu Jaz um.
    Â»Komm mit.«
    Sie sagt nicht Nein, schaut nicht einmal ängstlich. Becky hat recht. Dieses Mädchen hat so viel Vertrauen, dass es schon wieder unheimlich ist. Ich führe sie aus dem Schlafzimmer und lotse sie so am Treppenflur entlang, dass wir von unten nicht gesehen werden können.
    Wieder hinhorchen.
    Tammys Stimme. Sie redet übertrieben laut auf die Alte ein.
    Â»Oma? Hörst du mich?«
    Die Alte erwidert nichts. Ich drücke Jaz’ Hand, kauere mich hin und flüstere.
    Â»Jaz? Wollen wir ein Spiel spielen?«
    Sie schaut mich an, sagt nichts, aber nickt stumm. Ich rücke näher an sie heran.
    Â»Wir müssen mucksmäuschenstill sein. Dann schleichen wir uns aus dem Haus, ohne dass uns jemand sieht oder hört. Ob du das wohl schaffst?«
    Sie nickt wieder.
    Â»Na prima. Wir schleichen uns raus und gehen zu Fairypops. Aber keinen Mucks, abgemacht?«
    Sie nickt zum dritten Mal. Tammy brüllt immer noch unten im Wohnzimmer.
    Â»Menschenskind Oma, hast du sie gesehen?!«
    Diesmal wird eine Antwort gemurmelt.
    Â»Wen denn?«
    Â»Trixi! War sie hier?«
    Â»Nein.«
    Â»Und was ist mit Becky?«
    Die Antwort verstehe ich nicht, aber im gleichen Augenblick donnert jemand gegen die Haustür, dann Schritte, und Sash’ Stimme ist zu hören: »Sie ist tot!«
    Alle schreien durcheinander, trotzdem schafft es Sash, die Geschichte zu erzählen.
    Â»Trixi ist in dem Bungalow beim Treidelpfad. Offenbar hat sie Becky mitgenommen. Ich bin rein und habe sie im Schlafzimmer gefunden. Jemand hat ihr den Schädel eingeschlagen.«
    Â»Was ist mit Becky?«, fragt Tammy.
    Â»Die war nicht da. Aber hört zu.« Sash atmet schwer, ich höre es sogar von oben. »Hab sie gesehen. Sie nicht mich, aber ich sie. Auf dem Weg zum Bungalow habe ich sie den Meadway Drive hinunterlaufen sehen. Sie lief zu den Docks. Und wisst ihr, wer bei ihr war?«
    Â»Wer?«
    Â»Slicky.«
    Stimmengewirr unten im Wohnzimmer. Die Alte redet davon, die Polizei zu rufen, aber die Mädchen hören gar nicht auf sie. Ich auch nicht, ich suche einen Weg, hier rauszukommen.
    Die anderen sind immer noch im Wohnzimmer. Wenn wir jetzt gleich nach unten gehen, könnten wir ungesehen entwischen. Aber nicht lange, dann kommen sie und suchen Jaz. Sie wissen, dass Becky ihre
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