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Fall bloß nicht auf!

Fall bloß nicht auf!

Titel: Fall bloß nicht auf!
Autoren: Tim Bowler
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Tochter holen wird. Ich flüstere wieder.
    Â»Bis du so weit, Jaz?«
    Da geht plötzlich die Badezimmertür auf.
    Das Walross aus der Badewanne, immer noch splitternackt, steht triefend im Gang. Er macht einen Schritt bis zum Treppengeländer und hält sich wankend daran fest. Ich ziehe Jaz zu mir heran, aber der Kerl sieht uns gar nicht. Die Frau kommt ebenfalls aus dem Badezimmer, gefolgt von den beiden anderen Typen. Das Walross brüllt im Treppenhaus.
    Â»Könnt ihr Leute da unten wohl mit diesem verdammten Höllenspektakel aufhören?«
    Für einen Junkie redet der ganz schön hochgestochen daher. Und er ist das Letzte, was wir jetzt brauchen können. Tammy ist schon raus aus dem Wohnzimmer und schreit ihn an.
    Â»Verschwindet von hier! Das haben wir euch schon mal gesagt. Raus!«
    Gleich wird sie die Treppe hinaufstürmen und dann sieht sie uns. Ich schiele zum Schlafzimmer hinüber. Da gäbe es eine Chance …
    Das Walross erwidert ihr mit sonorer Stimme: »Wir haben ein Recht hier zu sein, mein Fräulein. Schließlich war deine Großmama so nett, uns hereinzubitten.«
    Ich beuge mich zu Jaz hinab. Sie hat sich nicht gerührt, hat keinen Mucks getan, hat meine Hand nicht losgelassen. Sie schaut mich nur an. Ich flüstere.
    Â»Komm mit.«
    Ins Schlafzimmer, ganz behutsam. Blick zurück, niemand beobachtet uns. Die Junkies schreien nach unten und die Mädchen schreien nach oben. Ich mache die Tür zu, lasse Jaz’ Hand los, reiße die Laken vom Bett, schlinge sie zusammen, knote ein Ende am Bettpfosten fest, mache das Fenster auf, werfe das Laken hinaus.
    Das könnte schiefgehen.
    Es muss aber klappen.
    Â»Jaz, hör zu.«
    Sie schaut mich mit großen Kinderaugen an.
    Â»Jaz, du musst jetzt tun, was ich dir sage. Ich setz dich auf meine Schultern und du hältst dich an meinem Kopf fest. Dann klettern wir gemeinsam in den Garten hinunter. Schaffst du das?«
    Sie nickt.
    Es ist unglaublich. Ein Wort genügt, und sie tut genau das.
    Das Geschrei wird immer lauter. Tammy gerät in Rage. Höchste Zeit, abzuhauen. Ich ziehe an einem Ende des Lakens, werfe noch einen prüfenden Blick aus dem Fenster.
    Â»Los geht’s, Jaz.«
    Ich hebe sie auf meine Schultern, sodass ihre Beine links und rechts neben meinem Kopf baumeln. Sie ist federleicht. Umso besser. Ihr Bild hält sie mir vor die Augen.
    Â»Können wir das Bild nicht hierlassen, Jaz?«
    Â»Nein.«
    Â»Na gut.«
    Zum Diskutieren ist keine Zeit.
    Â»Halte dich gut fest.«
    Sie hält sich fest, die Händchen samt Bild über meinem Gesicht verschränkt. Ich sehe kaum etwas, aber dafür ertaste ich den Weg. Mit einem Bein steige ich aus dem Fenster, halte mich an den zusammengebundenen Laken fest. Ziehe das andere Bein nach. Die Laken halten. Jetzt abseilen, die Laken halten, das Kind hält sich auch gut fest. Schon sind wir unten im Garten.
    Â»Gut gemacht!« Ich setze sie auf den Boden. »Jetzt gehen wir zu Fairypops.«
    Ich nehme sie bei der Hand und führe sie hinter das Haus. Drinnen wird immer noch geschrien. Blick in den Garten. Auf der anderen Seite des Zauns sehe ich Beckys Kopf. Sie geht auf den Schuppen zu und winkt uns ebenfalls dorthin.
    Diese blöde Kuh!
    Denkt sie denn gar nicht mit? Ich hab ihr doch gesagt, sie soll sich nicht blicken lassen und an ihrem Platz bleiben. Vom Haus kann sie jeder sehen. Aber das ist jetzt nicht zu ändern. Wir müssen so rasch wie möglich zur Pforte, ehe sie noch Schlimmeres anstellt.
    Â»Komm, Jaz, lauf mit mir, so schnell du kannst.«
    Wir haben keine zehn Schritte gemacht, da ruft jemand hinter uns her.
    Â»Ihr da!«
    Es ist die Alte. Sie schaut aus dem Wohnzimmerfenster und zeigt auf uns.
    Â»Halt!«
    Tammys Kopf erscheint ebenfalls im Fenster. Sie sieht uns und verschwindet sofort wieder. Im nächsten Augenblick rast sie schon draußen am Haus entlang und kommt auf uns zu, Sash und zwei weitere Mädchen folgen ihr.
    Alle drei haben Messer.
    Mit Jaz als Klotz am Bein haben wir keine Chance. Wir können nur versuchen, unter möglichst viele Leute zu kommen, wo die Bandenmädchen mit ihren Messern nicht viel anrichten werden. Becky ruft immer wieder nach Jaz.
    Â»Jaz, komm hierher!«
    Ich gebe dem Kind einen sanften Stoß.
    Â»Lauf zu Fairypops!«
    Jaz läuft auf die Gartenpforte zu. Becky hat die Pforte schon geöffnet. Sie ruft auch
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