Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenmagie

Falkenmagie

Titel: Falkenmagie
Autoren: Katjana May
Vom Netzwerk:
öffnete sich für eine Frau, die beinah menschlich gewirkt hätte – wenn da nicht ihre übergroßen, spitz zulaufenden Ohren gewesen wären, die sie kaum unter ihrer Haube verstecken konnte. Diese Kopfbedeckung und ihre weiße Schürze deuteten auf eine Dienstmagd hin, die sich mir jetzt vorsichtig näherte.
    »Lord Arik schickt mich«, erklärte sie und ich erhaschte einen Blick auf krallenartige Finger, die sie vor ihrem Bauch faltete. »Er möchte Euch jetzt kennen lernen.«
    Das hatte mir gerade noch gefehlt.
    »Ich ihn aber nicht«, stellte ich klar, obwohl ich wusste, dass das hier wenig Zweck haben würde. Und vielleicht war es ja auch gar nicht so schlecht, denn es gab mir die Gelegenheit, noch mehr von der Burg zu sehen, wenn auch vermutlich unter Bewachung. Ich durfte nichts ungenutzt lassen, ehe die Dinge sich am Ende von selbst in eine Richtung entwickelten, die ich unbedingt vermeiden wollte.
    Die Frau blickte mich mit offenem Mund an und zeigte dabei spitz zulaufende Zähne. »Aber Ihr müsst mitkommen«, wandte sie verstört ein. »Es ist doch ein Befehl von Lord Arik!«
    Ich schüttelte den Kopf, erhob mich aber. »Na, dann darf man ihn wohl nicht warten lassen.« Ich glaubte nicht, dass sie wusste, was Ironie war.
    Wir verließen den Raum und beim Hinausgehen sah ich, womit alle vorhin beschäftigt gewesen waren: Sie hatten in Windeseile einen Riegel an der Tür befestigt, der vorher noch nicht da gewesen war. Viel Zeit zum Schauen blieb mir allerdings nicht, denn die Dienerin drängte zur Eile, und ich musste wieder an Ravez’ Bemerkung über Lord Ariks Temperament denken. Vermutlich war sein Austausch von Dienstboten noch wesentlich höher als der von Gespielinnen.
    Wir folgten den Stufen hinunter, die immer breiter wurden, je weiter wir vorankamen. Hin und wieder zeigten sich weitere Türen, doch sie waren verschlossen und hinter ihnen regte sich nichts. Auch sonst gab es nichts Auffälliges zu sehen, bis die Treppe schließlich vor einem Torbogen endete, der den Turm mit dem Hauptgebäude verband.
    Fackeln in Wandhalterungen erhellten die Flure, durch die wir nun schritten, und ich schaute mich so sorgfältig um, wie ich nur konnte, während mir immer mulmiger wurde. Die Wände bestanden auch hier aus einfachen Steinquadern ohne weitere Verkleidung, hin und wieder durchbrochen von Fensteröffnungen ins Nichts. Die Luft roch harzig und nach Pech und in den unbeleuchteten Ecken drängten sich Schatten, in denen ab und zu Augenpaare aufblitzten. Fremdartige Wesen kreuzten unseren Weg, schnell davonhuschende Dienstboten und größere, bewaffnete Kreaturen. Manche sahen menschlich aus, andere nicht, und wieder andere wirkten wie eine Mischung aus beidem. Die Blicke, mit denen sie mich bedachten, konnte ich nicht deuten.
    Stimmengewirr kündete an, dass wir unser Ziel fast erreicht hatten. Wir bogen um eine Ecke und hielten auf einen weiteren Torbogen zu, durch den helleres Licht auf die steinernen Bodenfliesen fiel. Die Dienerin ergriff meinen Arm und zog mich hinein, mitten in Ariks große Halle.
    Das Erste, was mir auffiel, war der Lärm, der hier herrschte, und der schlagartig erstarb, als man auf uns aufmerksam wurde. Lange Tische waren in Form eines Hufeisens aufgestellt und daran hockten, saßen und lagerten noch mehr der fremdartigen Wesen. Die meisten von ihnen trugen Waffen, hielten Becher in den Händen oder gossen sich gerade aus Krügen nach, die zwischen ihnen standen. Teller mit abgenagten Knochen und weiteren Speiseresten, die ich nicht näher kennenlernen wollte, standen nicht nur in der Mitte der Tische, sondern lagen auch heruntergefallen und unbeachtet auf dem Fußboden.
    Ich musste aufpassen, wohin ich meine Füße setzte, als ich mir an der Seite der Dienerin einen freien Weg zum oberen Ende des Hufeisens suchte. Und damit war ich so beschäftigt, dass ich den Kopf erst wieder hob, als es nicht weiter vorwärts ging.
    Hastig trat die Dienerin ein paar Schritte zurück und blieb abwartend stehen, während ich mich unvermittelt allein Lord Arik gegenüber fand.
    Es war deutlich genug, wer er sein musste, auch ohne dass es mir jemand verriet. Groß und schlank lehnte er in seinem Sitz, der nicht nur höher und kunstvoller gestaltet war als die Plätze der anderen, sondern auch zur Hälfte durch einen goldbestickten Umhang bedeckt, den er lässig darüber geworfen hatte. Seine Haare waren lang und dunkel, ein Ohrring blitzte darunter auf. Scharfe graue Augen blickten interessiert
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher