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Falkenmagie

Falkenmagie

Titel: Falkenmagie
Autoren: Katjana May
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in einem blassen, ebenmäßigen Gesicht.
    »Da ist ja unser neuer Gast«, sagte er lächelnd und seine Stimme klang samtweich und betörend – falsch wie alles andere hier. »Sei willkommen in meiner Burg! Wie ist dein Name?«
    Eine Sekunde lang dachte ich daran, ihm einen falschen zu nennen, doch dann beschloss ich, dass ich nicht ebenso verlogen sein wollte wie er. Mein Name machte es weder besser noch schlechter.
    »Kyra«, antwortete ich deshalb so fest, wie ich konnte. Mehr musste ich jemandem, der offenbar auch nur einen Vornamen hatte, allerdings nicht preisgeben. »Und ich stelle ausdrücklich klar, dass ich nicht freiwillig und als Gast hier bin. Ich wurde entführt und möchte daher umgehend wieder zurückgebracht werden.«
    Meine Stimme verlor sich im Tuscheln der Anwesenden. Weiter hinten kicherte jemand und Becher wurden hart abgesetzt. Eine Handbewegung Ariks brachte den Raum wieder zum Schweigen.
    »Das möchtest du, so?«, fragte Arik mit seiner samtenen, verkleideten Stimme. »Aber leider geht das nicht. Was sich in meinem Besitz befindet, das bleibt auch bei mir. So ist das nun mal. Und wir müssen Jannis dafür danken, nicht wahr? Er hat eine gute Wahl getroffen, wie ich sehe. Eine sehr gute Wahl.« Er gluckste leise und warf einen Blick über seine Schulter zurück, dem ich unwillkürlich mit den Augen folgte.
    Ja, da stand er - an die Wand gelehnt, zwischen den Schatten, die die Fackeln warfen: mein Entführer aus dem Park. Sein Gesichtsausdruck war unbewegt, doch er beobachtete uns, soviel war sicher. Ich ballte die Hände und biss die Zähne zusammen.
    »Jannis mag nicht mit uns essen«, fuhr Arik bedauernd fort. »Unsere Manieren gefallen ihm wohl nicht. Aber dafür hat er andere Vorzüge. Du wirst noch viel Zeit haben, ihn kennenzulernen – uns alle. Auch wenn die Zeit, wie du sie kennst, hier gar nicht existiert. Nenn es … Magie!« Er ließ eine Flamme aus seiner Handfläche emporsteigen und beschrieb damit eine verschlungene Figur in der Luft. »Obwohl du natürlich auch etwas davon verstehst und es mir später wirst erzählen müssen.« Sein Blick flackerte wie das Feuer. »Wie man mir berichtet hat, konntest du deinen Raum verlassen, obwohl er magisch gesichert war … eine bemerkenswerte Leistung.«
    »Ich werde hier garantiert nichts erzählen. Ich will und werde aus diesem Irrsinn wieder nach Hause zurückkehren. Und ja, eure Manieren gefallen auch mir nicht.« Ich war selbst erstaunt über meinen Mut, so zu sprechen.
    Arik runzelte die Stirn und bewegte seine Hand mit der Flamme absichtlich nahe an meinem Gesicht vorbei. Ich spürte den Luftzug, doch keine Hitze, und ich schaffte es, nicht zurückzuweichen.
    »Oh, ja«, nickte er mit einem Unterton, der sein Lächeln auch weiterhin Lügen strafte. »Ich verstehe, dass das hier alles ein bisschen viel für dich ist, es ist immerhin so plötzlich gekommen. Doch glaub mir, wenn du dich erst eingewöhnt hast, wird es dir bei uns gefallen. Und wenn du erst in meinen Gemächern bist, wirst du sie nicht mehr verlassen wollen.« Sein Lächeln wurde gönnerhaft. »Fürs Erste darfst du in dein Zimmer zurückkehren, man wird dir dort zu essen bringen. Ruhe dich aus, und wenn ich dich das nächste Mal rufe, hast du hoffentlich darüber nachgedacht, dass es besser ist, meine Geduld nicht allzu sehr zu strapazieren.«
    Ich ignorierte die offene Drohung, drehte mich wortlos um und schritt auf den Ausgang zu. Die Dienerin musste sich beeilen mich einzuholen und trippelte aufgeregt neben mir her. »Ihr tut besser, was er sagt«, flüsterte sie und sah sich dabei hastig um. »Lord Arik hat …
    »… ein launisches Temperament, ich weiß.« Ich fasste mir an den Kopf. »Meine Güte, früher oder später entledigt er sich sowieso all seiner Spielzeuge, nicht wahr? Warum also sollte ich mitspielen, wenn ich ohnehin keine Chance habe, das zu überleben? Hm? Wo ist da der Sinn?«
    Die Dienerin starrte mich an, als hätte sie noch nie darüber nachgedacht, und dann stapfte ich wütend weiter auf die Treppe zu, die zu meinem Zimmer führte.
    Später saß ich allein in dem Raum, der nun mein Gefängnis war, und schob das leergegessene Tablett zur Seite. Ravez hatte ja gesagt, dass ich alles essen könnte, und ich war inzwischen hungrig. Wider Erwarten hatte es gar nicht mal schlecht geschmeckt – Getreidebrei mit Stückchen von etwas, das ich nicht identifizieren konnte, außerdem etwas Gebratenes, auf das dasselbe zutraf, und eine unbekannte Frucht,
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