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Falkenmagie

Falkenmagie

Titel: Falkenmagie
Autoren: Katjana May
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»Sieht so aus, als hätte ich keine Wahl«, stellte ich fest. »Also, warum ich? Warum ausgerechnet ich?«
    »Ravez hat sie entdeckt – die Welt, aus der du stammst. Einen nicht-magischen Lebensraum. Ariks Burg liegt zwischen verschiedenen Welten, aber in jeder davon gibt es Magie, und Arik bezieht seine Macht aus ihr. Der Raum, aus dem du kommst, ist nicht-magisch. Wir wussten bis dahin gar nicht, dass es so etwas gibt, dass so etwas überhaupt existieren kann. Es schafft ungeahnte Möglichkeiten.«
    »Okay, okay.« Ich drückte meine Fäuste gegen die Stirn, während ich versuchte, zu verstehen. »Bei mir daheim kann niemand zaubern und hier ist das ganz normal. Weiter, bitte. Wieso soll das so hilfreich sein?«
    Er strich sich seine braunen Haare hinter die Ohren, eine Geste, die mir von mir selbst vertraut war. »Ravez’ zufolge kann Magie nur wirken, wenn man dafür empfänglich ist und sie zulässt, und das wiederum ist nur möglich, wenn man mit ihr aufgewachsen ist. Der Glaube an sie ist der Energiefluss von allem. Unsere Magie hier kann dir nicht schaden, weil du nach anderen Regeln lebst. Selbst Arik kann dieses Gesetz nicht brechen.«
    Ich dachte kurz an die Flamme zurück, deren Hitze ich nicht gespürt hatte, und an die Tür, die ich hatte öffnen können, obgleich sie durch Zauber versperrt worden war.
    »Also bin ich hier unverwundbar«, stellte ich fest – ein erster tröstlicher Gedanke seit langem.
    »Solange es um magische Dinge geht, ja. Ein Messer zum Beispiel könnte dich natürlich trotzdem verletzen. Arik hält dich für eine große Zauberin, weil du seine Magie unschädlich gemacht hast – oh, und er hatte auch in der Halle versucht, dich unter einen Bann zu stellen. Nur deshalb hat er dich wieder fortgeschickt, er will erst mehr über dich herausfinden. Dass du über gar keine Magie verfügst und das der Schlüssel zu allem ist, kann er nicht ahnen, weil auch er nicht-magische Welten nicht kennt.«
    »So weit, so gut.« Ich machte ein paar Schritte hin und her, um besser denken zu können. »Aber ich habe noch mehr Fragen. Zum Beispiel, warum du jetzt meine Sprache sprichst und ich dich zuvor nicht verstehen konnte. Oder was da überhaupt im Park passiert ist. Und was es mit dem Anhänger auf sich hat. Und warum überhaupt bist du ein Vogel …?«
    Er lehnte sich gegen den Bettpfosten und seufzte. »Ich bin ein Mensch, kein Vogel. Ich kann mich in den Falken verwandeln, weil ich aus einer Welt stamme, in der Magie so etwas möglich macht. Arik hielt das für eine gute Idee, weil ich auf diese Weise auch weite Strecken in Windeseile zurücklegen und Dinge schon aus großer Höhe messerscharf erkennen kann. Sonst hätte ich auch nicht zu dir hereinkommen können. Die Tür ist noch immer magisch gesichert, zusätzlich zu dem Riegel, den sie angebracht haben.«
    »Weiter«, bat ich. »Die anderen Fragen.«
    »Nun ja«, meinte er und lächelte schief – es war das erste Mal, dass sein Gesicht die bisherige Reglosigkeit verlor. »Leider funktioniert Magie in deiner nicht-magischen Welt ebenso wenig … sie hat meine Falkengestalt nicht akzeptiert. Ich habe sie so lange gehalten, wie ich konnte, aber am Ende wurde ich doch zurückverwandelt und bin ziemlich unsanft aufgekommen. Ich konnte mich auch nicht verständigen. Damit hatte ich nicht gerechnet, ich bin nicht so kundig wie Ravez. Er hat mir den roten Kristallsplitter mitgegeben, den du gesehen hast, ein sehr mächtiges Stück. Das Ding hat die Restmagie in mir so verstärkt, dass es mir möglich war, ihn darüber zu erreichen. Es ist ihm irgendwie gelungen, das Teil zu sich zurückzurufen, und mit ihm natürlich ebenso mich, an dessen Hals es hing, und dich, weil ich dich festgehalten habe.« Er machte eine kurze Pause. »Sobald es ging, habe ich meine eigene Magie einfließen lassen, doch es war sehr anstrengend, weil du … deine Nicht-Magie hat ständig dagegen gewirkt. Es hat mich all meine Kraft gekostet, dich nicht loszulassen.«
    Ich erinnerte mich daran, wie erschöpft er auf der Burg angekommen war, und schauderte bei der Vorstellung, wie leicht ich in dieses furchtbare Nichts hätte gleiten können … nein, daran durfte ich nicht denken. Das war mehr, als ich im Augenblick vertragen konnte.
    »Und warum kann ich dich plötzlich verstehen?«, fragte ich stattdessen. »Euch alle und ihr mich?«
    »Ich weiß es nicht genau. Ravez könnte es sicher besser erklären, aber ich glaube, dass es mit dem Wesen der Magie zusammenhängt,
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