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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister
Autoren: Martin Clauß
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begegnet sind. Würden wir diese Tür jetzt öffnen, würden wir damit das Todesurteil für alle lebenden Wesen in diesem Gebäude unterschreiben – und selbst ausgelöscht sein, ehe wir noch einen klaren Blick auf das werfen konnten, was uns dahingemetzelt hat.
    Das alles dachte Hotten, aber er sagte: „Er ist ein sehr unbequemer Bursche.“ Das war die größte Untertreibung, seit jemand George W. Bush als Flunkerer bezeichnet hatte.
    „Ich habe noch nie einen Geist gesehen“, meinte Fachinger nachdenklich. „Ich würde zu gerne mal einen vor der Nasenspitze haben.“
    „Sie glauben mir nicht.“
    „Hmm ... Sagen wir besser, ich bin unentschieden. Aber in einem Punkt bin ich mir ganz sicher: dass ich zweifelsfrei erkennen würde, ob der Spuk echt oder getürkt ist. Zumal, wenn er mir auf so engem Raum begegnen würde. Sehen Sie, Herr Hotten, wenn man auf die Sechzig zugeht, so wie ich, dann wünscht man sich Klarheit in solchen Dingen. Man möchte nicht alles auf die lange Bank schieben. Wie gesagt, ich habe noch nie einen Spuk gesehen, keinen echten und keinen geschwindelten. Mit solchen Dingen hatte ich bisher nie zu tun. Ehe ich aus meinem Beruf ausscheide, möchte ich ein für alle Mal wissen, ob es diese Dinge gibt.“
    Der Rektor rieb sich die Stirn. „Begreifen Sie doch – es ist zu gefährlich!“
    „Ich habe keine Angst.“
    „Aber ich, Hauptkommissar. Ich habe Angst.“
    „Ihnen ist klar, dass ich davon ausgehen muss, dass Sie hier etwas verbergen.“
    „Verdammt, ja! Wir verbergen hier den leibhaftigen Tod! Ihren Tod! Meinen Tod! Unser aller Tod!“
    Fachinger verstummte für eine Weile. Er betrachtete die Tür und ihre Schlösser ausgiebig, und Hotten befürchtete schon, der Kripo-Mann könne seine Dienstwaffe ziehen und die Schlösser mit Kugeln sprengen, wie man es in den Filmen immer sah.
    „Nehmen wir für einen Moment an, Herr Hotten“, begann der Beamte langsam, „Ihre Gespenstergeschichte entspräche der Wahrheit ...“ Er strich – behutsam, wie es schien – über das Holz der Tür, berührte die Vorhängeschlösser, eines nach dem anderen, versetzte sie in pendelnde Bewegung. Er klopfte gegen das Holz und schien auf eine Antwort zu lauschen. „Nehmen wir an, hinter dieser schönen alten Holztür versteckt sich eine tödliche Gefahr. Schenken wir Ihren Worten ruhig Glauben. Ist es dann nicht vollkommen verantwortungslos, an dieser Stelle eine Schule zu unterhalten, mit ... dreizehn oder wie viel auch immer Studenten, die tagein, tagaus Tür an Tür mit dieser mörderischen Gefahr zu wohnen haben? Ist das nicht ein wenig, als würde man eine Schule der Seismologie auf einem aktiven Vulkan bauen, der gerade eine kleine Ruhepause eingelegt hat?“
    Hotten schüttelte den Kopf. „Das ist kein guter Vergleich. Glühendes Magma kann man nicht einsperren. Einen Spuk schon. Sicher – der Baron stellt ein gewisses ... Sicherheitsrisiko dar. Wir würden uns alle wünschen, er wäre nicht hier. Andererseits können wir nur dann sicherstellen, dass er eingesperrt und machtlos bleibt, wenn wir dieses Zimmer ständig unter Beobachtung halten. Sie würden die Zelle eines skrupellosen Killers nicht tage- oder wochenlang unbeobachtet lassen wollen.“
    „Ich würde sie aber auch nicht von Polizeischülern bewachen lassen“, konterte Fachinger.
    Hotten ließ die Schultern sinken. Seine Argumente waren schwach. Sie wurden zusehends schwächer und schwächer. Dabei sprach er die Wahrheit. Koryphäen wie Margarete Maus und Sir Darren auf dem Schloss zu haben, ermöglichte es erst, einen Spuk von dieser Größenordnung unter Kontrolle halten. Ihr Wissen und die Ergebnisse ihrer Forschungen garantierten die Sicherheit in diesen Wänden.
    Ein beachtlicher Teil der Forschungen, die in diesem Haus getätigt wurden, hatte das Ziel, Lorenz von Adlerbrunn ein für alle Mal unschädlich zu machen. Dutzende von Menschen hatten es innerhalb des letzten Jahrhunderts versucht – alle waren an der Aufgabe gescheitert, und die meisten hatten den Versuch mit ihrem Leben bezahlt. Werner Hotten war überzeugt davon, dass es Margarete und Sir Darren eines Tages gelingen würde, mächtigere Waffen gegen Phänomene wie dieses zu entwickeln. Vielleicht würden die Begabungen oder Kenntnisse eines der jetzigen oder zukünftigen Studenten entscheidend dazu beitragen. Dieser Ort ließ sich nicht dadurch reinigen, dass man das Haus von einem Priester segnen ließ. Nicht einmal, wenn man das Gebäude anzünden oder
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