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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister
Autoren: Martin Clauß
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glauben wollen, dass der Mann von der Kripo sich so schnell aus dem Staub machen würde.
    „Ist das auch ein Studentenzimmer?“, fragte Fachinger und kratzte sich den borstigen Backenbart.
    „Nein“, antwortete Hotten zögernd. „Diese Kammer ist verschlossen.“
    „Das sehe ich! Mit drei ... vier ... fünf Vorhängeschlössern.“
    Hotten erwiderte nichts darauf.
    „Was ist hinter dieser Tür, dass man sie mit fünf Schlössern sichern muss?“
    Die Frage war unvermeidlich gewesen. Der Rektor beeilte sich mit der Antwort.
    „Es ist ... eine Rumpelkammer. Ein paar alte Möbel ... Einrichtungsgegen¬stände ... Schmuck aus der Zeit, als das Schloss noch keine Schule war.“
    „Und dafür sind fünf Schlösser nötig?“
    „Na ja ... einige der Objekte sind recht wertvoll ... ein paar goldene Uhren ... Silberpokale ... Ölgemälde ...“
    „Haben Sie Diebe hier im Haus?“
    „Nein, nein!“
    „Bedienstete vielleicht, denen Sie nicht trauen können?“ Die Augen des Polizisten funkelten jetzt vor Aufmerksamkeit.
    „Nein, das ... ist es nicht. Wir sind nur einfach sehr vorsichtig – über vorsichtig ist vielleicht das bessere Wort. Die Stücke liegen uns sehr am Herzen.“
    „Ich verstehe. Ich besitze selbst einige Antiquitäten. Trotzdem würde ich gerne einen Blick darauf werfen. Einen kurzen Blick. Rein polizeilich. Ich bin kein Fachmann.“
    „Das ... ist unmöglich. Leider.“
    Fachingers Augen wurden schmäler. „Unmöglich? Warum? Haben Sie Angst, ich könnte etwas mitgehen lassen?“
    Werner Hotten spürte, wie die Hitze in seine Wangen schoss. „Ich habe ganz bestimmt nichts in dieser Richtung gedacht“, sagte er. Ihm war bewusst, dass er nicht empört genug klang. Er klang eher, als wäre er bei etwas ertappt worden. „Das Problem ist ein anderes. Nur drei der fünf Schlüssel befinden sich in diesem Haus“, fuhr er mit klopfendem Herzen fort. „Jeder der beiden Dozenten verwahrt einen davon, und dasselbe gilt für mich.“
    „Und die restlichen beiden?“
    „Haben unsere beiden Gastdozenten, Professor Cavallito und Dr. Konzelmann. Sie wohnen weiter entfernt. Es ist außerdem unmöglich, sie auf die Schnelle herzubitten. Es sind vielbeschäftigte Herren.“
    „All das wegen ein paar Schmuckstücken?“ Der Hauptkommissar fingerte erneut seine Schnupftabaksdose hervor und begann sein kleines Ritual. „Ihnen ist doch hoffentlich klar, dass ich Ihnen das nicht abnehme, oder? Hören Sie, man lügt mich nicht zum ersten Mal an, das bringt der Beruf mit sich. Aber ich kann es auf den Tod nicht ausstehen. Belogen zu werden heißt, für dumm gehalten zu werden.“
    Der Rektor schwitzte. Seine Gedanken kreisten wie wild um das, was sich im Inneren des Zimmers befand. Sein Kopf ließ sich nicht davon abbringen, sich ein schauriges Szenario auszumalen – das tödliche Chaos, das sich nach dem Öffnen dieser Tür einstellen würde. „Es ... es ... da-das ...“
    Als er merkte, dass er stotterte und dass ihm nicht der Hauch einer Ausrede einfiel, trat er den Fluchtweg an, auf dem er sich gewöhnlich am wohlsten fühlte. Die Erklärung, die am nächsten an der Wahrheit lag.
    „Herr Fachinger“, sagte er und musste dreimal schlucken, ehe er weitersprechen konnte, „wir haben ein Gespenst hier. Vielleicht werden Sie mir nicht glauben, aber ich versichere Ihnen ...“
    „Aha, ein Gespenst.“ Der Beamte wirkte nicht halb so überrascht, wie Hotten es erwartet hatte. Fast schien es, als habe er mit einer ähnlichen Antwort gerechnet. Er verzog das Gesicht beim Schnupfen, stieß einen wohligen Seufzer aus und suchte nach dem Taschentuch.
    Hotten gab sich einen Ruck. „Baron Lorenz von Adlerbrunn. Er ist der Grund, warum die Familie heute nicht mehr in diesen Mauern wohnt. Lorenz starb 1891. Und damals starben noch eine ganze Menge Leute mehr. Seither spukt sein Geist in diesem Zimmer. Wir ziehen es vor, den Raum verschlossen zu halten.“
    „Interessant. Und wie muss man sich das so vorstellen, wenn der Baron“, er schnäuzte sich mit einem lauten Trompeten, „hier spukt?“
    Gott – er verwandelt dieses Schloss in einen Ort des Grauens und des Todes. Kein Zentimeter dieses Gebäudes ist mehr so wie zuvor. Zum letzten Mal, als Lorenz von Adlerbrunn ohne seine Fesseln auf dem Schloss umging, ließen gleich mehrere Menschen ihr Leben. Seine Schreckensherrschaft auf Falkengrund währte Jahrzehnte, und er ist der aggressivste und tödlichste Spuk, dem Margarete Maus und Sir Darren in ihrem Leben
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