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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister
Autoren: Martin Clauß
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Metalltanks in das Spiegelbild auf der Außenseite gelangt. Es musste nicht viel gewesen sein. Wahrscheinlich waren Artur und der Mörder des Mädchens nicht im eigentlichen Sinne besessen worden. Es war eine Art Hypnosephänomen, eine schwache menschliche Energie, nicht stark genug, um auf sich aufmerksam zu machen, aber stark genug, um eine Wirkung zu entfalten. Eine Wirkung, die den Menschen, der sein Spiegelbild anstarrte, instabil machte. Ein wenig wie eine Droge, die einen Menschen verändern, aber nicht vollkommen lenken konnte. In gewissem Sinne wie das Spiegelbild auf dem Kupfertank – es verzerrte und entstellte den Menschen, aber es zeigte noch immer ihn selbst. Deshalb hatten Melanie und ihre Schwester anders darauf reagiert als Artur und der Unbekannte.
    Eigentlich war es die Pflicht von Margarete, dieses Wissen an die Behörden weiterzugeben. Dadurch konnte Artur entlastet werden. Es war nicht anzunehmen, dass die Polizei aus eigener Kraft darauf kam.
    Doch das war leichter gesagt als getan. Zum einen würde ihr niemand glauben.
    Zum anderen ...
    So sehr sie der sinnlose Mord an dem zwölfjährigen Mädchen schockierte und schmerzte – sie war nicht sicher, ob sie wirklich dazu beitragen wollte, einen Menschen zur Strecke zu bringen, der die Bluttat unter einem fremden Einfluss begangen hatte. In den deutschen Gesetzen gab es zwar Paragraphen, die Strafmilderung bei Alkohol- oder Drogeneinfluss erlaubten, aber der Einfluss eines Geistes oder Dämons brachte niemandem Milde ein. So etwas gab es nur in einigen Gesellschaften, die „primitiv“ genannt wurden.
    Für Margarete stand fest: Der Mörder des armen Mädchens war ebenso ein Opfer wie dieses. So wie auch der Tote im Tank ein Opfer gewesen war. Unglück gebar Unglück, Unrecht rief Unrecht hervor.
    Aber wie sonst konnte sie Artur helfen? Sie kannte ihn selbst kaum.
    Konnte es Sinn machen, seinen „Schutzengel“ zu befreien? Würde ihn sein unsichtbarer Begleiter aus dem Schlamassel herausholen, in dem er steckte?
    Möglich, dass er das vermochte. Aber Margarete war nicht sicher, ob sie die Methoden sehen wollte, mit denen er es bewerkstelligen würde. Madokas Sturz aus dem Fenster war eine beeindruckende Demonstration seiner Macht gewesen. Wenn es im Polizeirevier Verletzte oder Tote gab, half das niemandem weiter – am wenigsten Artur.
    Immer wieder spielte sie mit dem Gedanken, den Bann aufzuheben, den sie auf Arturs ominösen Beschützer gelegt hatte. Aber sie war intelligent genug, um eines zu erkennen: Wenn sie das tat, dann nicht, um Artur zu helfen, sondern nur, um ihre eigene Tat rückgängig zu machen und die Schuld von ihren Schultern zu laden.
    Das war keine Lösung.
    Es musste eine andere geben.
    Margarete glaubte, Stimmen aus dem Korridor zu vernehmen, unter anderem die von Werner Hotten. Sie befreite sich behutsam aus Melanies Umarmung und legte die Studentin auf ihr Bett. Melanie war ein lächelndes, optimistisches Mädchen gewesen. Margarete fragte sich, ob sie es nach den Ereignissen des letzten Tages je wieder werden könnte. Sie schien mehr als nur einen Schock erlitten zu haben – ihr Weltbild hatte einen tiefen Riss abbekommen.
    Die Dozentin ging zur Tür und presste ihr Ohr dagegen. Sie tat es, weil sie sich einbildete, eine der beiden Männerstimmen noch nie zuvor gehört zu haben. Hatte der Rektor einen Gast empfangen?
    Sie entschloss sich, die Tür nicht zu öffnen. Es war nicht ausgeschlossen, dass ein Beamter von der Kripo Freudenstadt dem Schloss bereits einen Besuch abstattete. Sie fühlte sich in diesen Minuten nicht in der Lage, einem Polizisten gegenüberzutreten. Sie hatte noch keine Strategie, hatte noch nicht entschieden, was sie sagen und was sie verschweigen wollte.
    Sie hoffte, dass der Beamte wieder abzog, ohne auf Dinge zu stoßen, die seine Phantasie allzu sehr beflügelten. Auf die Tür ganz hinten im linken Flügel, die mit fünf Schlössern verriegelt war, zum Beispiel. Die Tür, hinter der der Geist des Barons Lorenz von Adlerbrunn lauerte.
    Oder auf das zerbrochene Fenster in Madokas und Isabels Zimmer ...

4
    Madoka Tanigawa öffnete die Tür weit, und Hauptkommissar Fachinger streckte sein bärtiges Gesicht hinein.
    „Das Fenster“, sagte er. „Es ist kaputt, nicht wahr?“
    Die Kunststofffolie war mit Reißzwecken und Klebeband an der Wand und an den Fensterrahmen befestigt. Die Scheiben waren stark unterteilt, und ein großer Teil der Holzeinlagen war ebenfalls herausgebrochen. Vom Glas
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