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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister
Autoren: Martin Clauß
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es unangenehme Dinge waren, die da über die Lippen von Hotten kommen würden.
    Der unangenehmsten Wahrheit von allen näherten sie sich gerade, denn sie betraten den linken Flügel ...
    „Sommerferien?“, erkundigte sich der Beamte beiläufig. In den fünf Minuten, die sie nun durch das obere Stockwerk gingen, war ihnen niemand begegnet.
    „Nein. Wir sind unabhängig von den Semesterzeiten der anderen Universitäten. Wir hatten kurze Semesterferien bis Ende Juli. Seit zwei Wochen wird wieder unterrichtet. Aber heute, am Sonntag, sind natürlich viele Studenten außer Haus.“
    „Wie viele Studenten haben Sie insgesamt?“
    „Dreizehn.“
    Fachinger hob die Augenbrauen. „Dreizehn“, wiederholte er.
    „Ein Zufall“, beeilte Hotten sich zu sagen. „Wir haben fünfzehn Betten. Die Zahl der immatrikulierten Studenten schwankt, so zwischen zehn und vierzehn.“
    Fachinger sah nicht aus, als würde er an Zufälle glauben. Mussten sie ausgerechnet an diesem Wochenende dreizehn Schüler haben? Sie hatten monatelang nur zwölf gehabt! „Alle Studenten wohnen auch hier?“
    Hotten nickte. „Alle Studenten und zwei der vier Dozenten. Und ich selbst natürlich.“
    „Kann ich eines der Studentenzimmer sehen?“
    „Sicher. Hier rechts sind die Dreibettzimmer, zur Linken die Zweibettzimmer.“
    „Welches könnten Sie mir zeigen?“
    „Das hier zum Beispiel.“ Der Rektor war ohne Zögern vor dem ersten Dreibettzimmer stehen geblieben.
    Hauptkommissar Fachinger drehte sich um und stellte sich auf die gegen¬überliegende Seite des Flures vor die Tür des ersten Zweibettzimmers. „Zeigen Sie mir lieber dieses hier.“
    „Aber ...“
    „Gibt es ein Problem? Ist etwas nicht in Ordnung mit diesem Zimmer?“
    „Nein ... doch ... ich dachte nur ...“
    „Ein alter Polizeitrick“, sagte Fachinger grinsend. „Nur ganz ausgebuffte Schlitzohren führen einen Polizisten als erstes an den Ort, an dem sie etwas verbergen. Ich halte Sie nicht für so gerissen, Herr Hotten.“
    „Das ist wohl ein ... Kompliment?“ Werner Hotten versuchte, zu der Ruhe zu finden, die er empfand, wenn er im Garten unter seinen Pflanzen war. In seiner Rolle als Rektor fühlte er sich stets fehl am Platze und nervös. Aber wie sollte er sich entspannen? Der Beamte stand ausgerechnet vor der Tür zum Zimmer von Madoka Tanigawa und Isabel Holzapfel! Das Zimmer würde sauber und aufgeräumt und ohne Auffälligkeiten sein – mit einer wichtigen Ausnahme:
    Das Fenster, das am Montag bei Madokas Sturz zu Bruch gegangen war, war noch nicht wieder eingesetzt. Eine Kunststoffplane ersetzte die Fensterscheiben notdürftig. Hotten hatte sich vorgenommen, den Schaden rasch zu beheben, doch die letzte Woche war so ereignisreich gewesen, dass er keine Zeit gefunden hatte, die Reparatur in die Wege zu leiten.
    „Kann ich das Zimmer jetzt sehen?“
    Hotten fiel keine Ausrede ein, mit der er den Beamten von dem Raum weglocken konnte. Also drängte er sich an ihm vorbei und klopfte an. Er atmete tief durch und hatte das Gefühl, auch dies sei dem Polizisten nicht entgangen. Der Hauptkommissar war nicht annähernd so trottelig, wie er in seiner klobigen, urtümlichen Art wirkte.
    Nach einer kurzen Pause wurde die Tür geöffnet.
    Madoka stand vor ihnen. Sie trug einen schneeweißen, schmucklosen Morgenmantel, der wie eine Kutte wirkte. Mit ihrer blassen Haut und dem schwarzen Haar wirkte sie mehr denn je wie eine monochrome Fotografie. Ihre Miene war ernst, und ein kalter, beinahe grausamer Zug spielte um ihre Lippen. Ihre Augen fixierten den Fremden, zeigten jedoch nicht die geringste Reaktion.
    „Madoka, das ist Hauptkommissar Fachinger. Er ... möchte sich dein Zimmer ansehen.“
    Werner Hotten hatte das Gefühl, dass jedes Wort, das er aussprach, der erste Schritt zu einem schrecklichen Fehler sein konnte. Er wusste nicht, ob Madoka das Auftauchen des Kripo-Beamten mit den Geschehnissen um Artur und Melanie in Verbindung brachte. Er war nicht einmal sicher, ob sie davon erfahren hatte. Viel wahrscheinlicher war es, dass sie annahm, der Besuch des Mannes stehe in Zusammenhang mit ihrem Sturz aus dem Fenster. Warum sollte er sonst darauf bestehen, ausgerechnet ihr Zimmer zu sehen? Der Rektor wünschte sich, er hätte alle auf dem Schloss verbliebenen Studenten zusammengetrommelt und eine Besprechung abgehalten. Jetzt war es zu spät dazu!
    Hotten brach der Schweiß aus. Madoka sah den Zivilbeamten endlos lange an, ohne etwas zu sagen. Eine einzige
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