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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 7 Das Schloss und seine Geister
Autoren: Martin Clauß
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abreißen würde, könnte man es von dem bösen Einfluss des Barons säubern. Den Spuk in Schach zu halten und eines Tages zu vernichten, war eine der Missionen dieser Schule.
    „Bitte“, versuchte es Hotten noch einmal. „Die Schlüssel sind nicht da. Und wenn ich sie hätte, würde ich sie nicht benutzen.“
    „Gut.“ Fachingers breite Stirn legte sich in scharfe, rote Falten. „Wir machen es anders: Ich stelle Ihnen hiermit ein Ultimatum. Ich werde morgen um fünfzehn Uhr noch einmal hier aufkreuzen, und bis dahin werden sie die fehlenden Schlüssel besorgt haben und mir diese Tür öffnen.“ Der Rektor wollte etwas sagen, aber Fachinger hob seine Hand und hielt sie ihm vor den Mund. „Ich bin mir vollkommen bewusst, dass Ihnen das genügend Zeit gibt, all das aus dem Raum zu schaffen, was Sie so eifrig dort verbergen. Nutzen Sie diese Chance, wenn Sie möchten. Aber lassen Sie sich eines gesagt sein: Wenn ich morgen Nachmittag hinter dieser Tür keinen hieb- und stichfesten Spuk erlebe, dann werde ich alles in meiner Macht stehende tun, damit diese sogenannte Schule geschlossen wird und man Sie und Ihre ‚Kollegen’ vor ein Gericht stellt. Merken Sie sich das, und denken Sie heute Nacht, während Sie dieses Zimmer leer räumen, darüber nach, welchen Sinn es macht, einem Polizeibeamten ein lächerliches Seemannsgarn aufzutischen. Bemühen Sie sich nicht. Ich finde schon alleine hinaus.“
    Der Hauptkommissar ließ Hotten stehen und donnerte den Korridor entlang und die Stufen hinab.

5
    Am Nachmittag wurden die anwesenden Studenten und Dozenten im großen Seminarraum versammelt. Der Rektor schilderte sein Gespräch mit dem Mann von der Kripo. Die Episode, die Madoka Tanigawa betraf, ließ er dabei aus.
    Er schloss seine Rede mit der wohl einfachsten Frage, die die menschliche Sprache zu bieten hatte:
    „Was tun?“
    Die Anwesenden rutschten auf ihren Stühlen herum wie nervöse Schüler vor der Klausur.
    „Die Tür zu öffnen, kommt nicht in Frage“, verkündete Sir Darren mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete.
    „Dann stehen unserer Schule harte Zeiten bevor“, meinte der Rektor.
    „Man wird uns nichts in die Schuhe schieben können, was wir nicht getan haben“, blieb der Brite hart. „Wir haben nicht viel zu befürchten.“
    „Wir sind nicht in Großbritannien“, gab Margarete Maus zu bedenken. „Spiritismus und Geisterspuk haben hier in Deutschland keine Lobby. Man wird uns nicht glauben.“
    „Und eine Privatschule muss nicht unbedingt Hehler oder Meuchelmörder ausbilden, um Schwierigkeiten zu bekommen“, fügte der Rektor hinzu.
    „Wir dürfen unter keinen Umständen die Aufmerksamkeit der Polizei auf uns lenken“, bemerkte Felipe Diaz, der Student aus Mexiko. Er sagte selten etwas, gehörte zu denen, die meist nur zu lauschen und zu beobachten schienen.
    „Ich fürchte, dazu ist es zu spät. Dieses Kind ist schon in den Brunnen gefallen“, sagte Hotten.
    „Hoffentlich nicht in den Adlerbrunnen“, ließ sich Harald Salopek vernehmen. „Und überhaupt – warum stellen wir den Bullen nicht vor das Zimmer des alten Lorenz, machen die Tür auf, sehen zu, wie unser Baron den lästigen Ordnungshüter zu Hackfleisch verarbeitet, knallen die Tür mit viel Effet wieder zu und – pfft! – weg ist das Problem!“
    „Weil du selbst durch den Wolf wärst, bevor du ein zweites Mal ‚pfft’ sagen könntest“, sagte die schöne Sanjay Munda.
    „Pfft“, machte Harald.
    „Wer findet, dass ein auf Falkengrund spurlos verschwundener Hauptkommissar die Lösung unserer Probleme wäre“, meinte Margarete genervt, „der hebe bitte die Hand.“
    Niemand regte sich.
    „Und wer der Meinung ist, wir sollten lieber Harald ins Zimmer schubsen, der hebe jetzt die Hand.“ Georg Jergowitsch blickte sich mit finsterer Miene um, die linke Pranke auf halber Höhe.
    „Hey, habt ihr das gehört? Das war ein Scherz!“, rief Harald mit lächerlicher, überschnappender Stimme. „Unser Schorsch hat einen Witz gemacht! Okay, minus zwölf auf der nach unten offenen Richter-Skala, aber dafür, dass es der allererste in seinem Leben war ...“
    „Es war mein voller Ernst“, knurrte Georg.
    Nach einer Stunde löste sich die Versammlung auf, ohne ein Ergebnis erbracht zu haben. Die Dozenten wirkten niedergeschlagen, während einigen Studenten der Ernst der Lage nicht ganz gewärtig zu sein schien.
    „Vielleicht wäre eine Schließung der Schule kein so großer Verlust, wie wir zu glauben
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