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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn
Autoren: Martin Clauß
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Morgen, kurz nach Mitternacht innerhalb dieses nur aus Buchstaben und Zahlen bestehenden Systems eine Ballung von Macht entstand, die vollkommen einzigartig war. Mit Sicherheit hat der Programmierer dieser kleinen Software diesen Fall nicht vorhergesehen … nicht vorhersehen können. Das so geborene Bewusstsein hatte nur einen Wunsch – es wollte ein Teil des mächtigen Systems werden, aus dem es hervorgegangen war. Es wollte in die Liste der Namen gehören. Aber wenn es sich einfach dazu addierte, stimmten die Zusammenhänge nicht mehr. 14 Studenten hätten das fragile zahlenmagische Gebilde zum Einsturz gebracht – ein Gebilde wie ein riesiger, aus Streichhölzern gebauter Palast mit Hunderten von Zimmern, die alle eine Einheit ergaben. Also musste es einen der Namen löschen, um sich selbst einfügen zu können.“
    „Löschen bedeutet ... töten?“ Sanjay stellte diese Frage.
    „Die Macht innerhalb dieses theoretischen Systems war so enorm, dass sie in unserer physikalischen Welt Form annehmen konnte. Nicht auf einmal, aber Schritt für Schritt. Berechnungen sind nie völlig abstrakt. Sie basieren stets auf einer konkreten Grundlage – den Synapsen im Gehirn etwa oder der Elektronik des Computers. So wie der elektrische Strom die Berechnungen möglich machte, so wirkten die Berechnungen auf die Elektrizität zurück, gewannen Macht über das Stromnetz, von dort aus auf magnetische Felder, Temperatur und Beschaffenheit von Licht, Luft, Wasser und anderer Materie. Es ist schwer vorstellbar, ich weiß, aber so wirkt Magie – durch winzige Zusammenhänge am Rande dessen, was uns die Naturwissenschaften lehren.“
    „Der Schriftsatz unseres Wesens besteht ausschließlich aus den Initialen Ihrer Namen“, führte Sir Darren die Ausführungen fort. „Alle Lettern, die dort nicht enthalten sind, standen ihm nicht zur Verfügung.“
    „Und jetzt?“, wollte Isabel wissen. „Wurde das Programm gelöscht?“
    „Das Programm zu löschen, würde die Gefahr nicht beseitigen“, sagte Margarete. „Dieses ... Geschöpf ist längst nicht mehr an dieses Computerprogramm gebunden.“
    „Wie ... sollen wir es dann unschädlich machen?“
    „Es ist nicht nötig, es unschädlich zu machen. Das wird es schon bald von alleine erledigen. All seine Macht entstand aus zahlenmagischen Übereinstimmungen, die an das heutige Datum gebunden sind. Um 24 Uhr heute Nacht bricht dieses Zahlengebilde zusammen, und es wird einfach aufhören zu existieren. Bis dahin müssen wir zusammenbleiben. Aus Gründen, die die Zahlenkonstellation vorgibt, kann das Wesen kein Risiko eingehen, mehr als einen von euch zu töten. Denn es ist alleine, und am Ende müssen es wieder dreizehn sein.“
    „Wie kann ein solches Wesen unser Kommilitone werden?“
    „Wir nehmen an, es kann es nicht “, antwortete Margarete. „Es möchte, aber es kann nicht. Es ist ein Gebilde aus Gleichungen.“
    Schweigend fixierten die Studenten von Falkengrund ihre Dozentin. Es war 17.30 Uhr, als sie ihre Ausführungen beendete. Bis Mitternacht durfte keiner von ihnen alleine sein.
    Er würde eine lange Nacht werden – der wohl bizarrste Freitag der Dreizehnte, den je ein Mensch erlebt hatte.

    ENDE DER EPISODE
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Falkengrund Nr. 6 trägt den Titel „Tod in Kupfer“.
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    Ein Hinweis:
    Der Ur-Opa des Steampunk ist da! Wir schreiben das Jahr 1900. Vergangenheit? Oh nein – es ist die Zukunft! Eine Zukunft, die es niemals geben wird … Ein kühner englischer Lord, die ebenso schlagfertige wie hübsche Tochter eines amerikanischen Erfinders, eine Anstandsdame am Rande der Ohnmacht, ein bis in den Tod ergebener, wortkarger Diener – vier schrullige Personen in einem schillernden Luftschiff, das zum Raumschiff wird. Ihr Ziel: die Planeten des Sonnensystems. Ihre Mission: die extravaganteste Hochzeitsreise in der Geschichte der Menschheit.
    George Griffith schuf vor über hundert Jahren einen augenzwinkernden Klassiker der SF-Literatur. Martin Clauß hat die erste deutsche Übersetzung vorgelegt. Ein kurioser Ausflug in die Zukunft unserer Vergangenheit, nicht nur für Freunde der Science Fiction!
    174 nostalgische Seiten zum Preis von 14,50 Euro. ISBN 978-3837007077.
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