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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn
Autoren: Martin Clauß
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stellte kurz dar, was Michael, Georg und Sanjay zugestoßen war.
    Georg benahm sich merkwürdig. Er schien sich für das zu schämen, was geschehen war. Offenbar fürchtete er, seine Geschichte könne ihn als Schwächling erscheinen lassen – schließlich war er nur mit letzter Kraft dem Angriff körperloser Schatten entgangen.
    Sanjay schluchzte leise, als ihr Erlebnis an der Reihe war. „Ich gehe von hier weg“, presste sie kaum hörbar hervor. „Weit weg.“
    „Wir wissen noch nicht sicher, womit wir es hier zu tun haben. Ich persönlich tippe auf einen Poltergeist. Die elektrischen Entladungen, die in Georgs und Michaels Fall stattfanden, treten häufig im Zusammenhang mit Poltergeist-Phänomenen auf.“
    Sie erstarrte, als sie Sir Darrens kritischen Blick bemerkte. Er sah aus, als wäre er wieder einmal durchaus nicht ihrer Meinung.
    Der Brite wandte sich schweigend um und schrieb die drei Buchstabenfolgen an die Tafel, die sie an Michaels Zimmer, an der Rückwand des Hauses und auf dem beschlagenen Spiegel im Waschraum der Damen vorgefunden hatten.
    ESTDIEFMALITAETE
    HETEISTDEGSSETAG
    EIEDEDEIEH
    Margarete fiel auf, dass er die Wörter nirgends ablas, sondern auswendig aus seinem Kopf an die Tafel übertrug. Was bedeutete das? Dass er sie bereits entschlüsselt hatte? Sie selbst war mit den Verletzten so sehr beschäftigt gewesen, dass sie keine Chance gehabt hatte, sich die Folgen in Ruhe anzusehen. In diesem Moment sah sie sie zum ersten Mal in dieser Zusammenstellung. Sie versuchte, ein System zu erkennen, und ihr fiel auf, dass einige Buchstaben sehr häufig auftauchten – das E und das T zum Beispiel – andere gar nicht. Vielleicht war sie deswegen spontan davon ausgegangen, dass es sich um eine fremde Sprache handelte. Möglicherweise war dies eine Täuschung gewesen.
    „Eine Art Geheimschrift“, sagte einer der Studenten.
    „Mitnichten“, widersprach Sir Darren ruhig. „Konzentrieren Sie sich auf das mittlere Wort. Es ist ein Satz. Ihm fehlen lediglich einige Buchstaben.“
    HETEISTDEGSSETAG
    „Hete ist ... heute ist der ... der große Tag.“ Jaqueline war die schnellste gewesen, aber die anderen sahen es jetzt auch. Man musste sich nur einige Buchstaben und Wortzwischenräume dazu denken.
    „Und jetzt den oberen Satz.“
    ESTDIEFMALITAETE
    „Formalitäten“, buchstabierte Harald. „Das heißt: die Formalitäten. Aber was bedeutet dieses EST davor?“
    „Erst“, rief Jaqueline. „Erst die Formalitäten.“
    Margarete staunte. „Und das Wort auf dem Spiegel? Das scheint mir kein ganzer Satz zu sein.“
    Alle Anwesenden fixierten die merkwürdige Buchstabenfolge:
    EIEDEDEIEH.
    „Das kann alles heißen“, meinte Harald, nachdem sich die Studenten zwei Minuten lang erfolglos auf das Wort konzentriert hatten.
    „Nicht alles“, sagte Sir Darren. „Es heißt etwas ganz Bestimmtes. Aber dazu ist ein wenig Kombinationsgabe erforderlich. Die erste Frage ist: Welche Buchstaben fehlen in den anderen Sätzen? Es sind die Lettern N, O, R und U.“
    „Noru“, murmelte Harald. „Ronu – Orun – Onur – hey, Onur ist ein türkischer Vorname!“
    Sir Darren räusperte sich. „Ihre Allgemeinbildung in Ehren, Herr Salopek, aber welche Relevanz schreiben Sie einem türkischen Vornamen in diesem Zusammenhang zu?“
    „Relevanz? Ich – mir ist das eben so eingefallen. Wir machen hier doch ein Brainstorming, oder? Wir bringen den Poltergeist zum ... Poltern, äh, Stolpern?“
    „Was immer Ihnen als Entschuldigung einfallen mag, um durch Ihren laut gedachten Nonsens unsere Konzentration zu stören – ich werde es nicht hinnehmen!“
    Das saß.
    „Versuchen wir den Satz mit diesen zusätzlichen Lettern zu ergänzen, dann kommen wir zu dem Ergebnis, dass er höchstwahrscheinlich so aussieht.“ Sir Darren schrieb folgendes an die Tafel.
    EI(N)E(R/N) DE(R) DEIEH.
    „Der Poltergeist gehört zu einer Sippe namens Deieh“, stellte Harald fest. „Aber wer sind die Deieh? Haben wir vielleicht in der Bibliothek was darüber?“
    „Verlassen Sie augenblicklich den Saal!“, zischte Sir Darren.
    Margarete Maus näherte sich ihrem Kollegen und flüsterte ihm etwas Beschwichtigendes zu. Der Brite wandte sich verärgert von ihr ab, ließ aber zu, dass Harald Salopek weiterhin anwesend blieb.
    „Dreizehn“, meldete sich Jaqueline. „DEIEH könnte DREIZEHN heißen. Natürlich müssten wir dazu annehmen, dass auch das ‚Z’ im Alphabet des Poltergeists fehlt.“
    „Einer der Dreizehn“, murmelte
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