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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn
Autoren: Martin Clauß
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zur Seite zog.
    Da hörte sie den Schrei.
    Er kam aus der Dusche. In dem Wasserrauschen ging er fast vollständig unter, und möglicherweise hatte sie sich getäuscht.
    Natürlich vergewisserte sie sich unverzüglich. Ihr Kleid zur Hälfte aufgeknöpft, riss die den schweren, undurchsichtigen Vorhang mit dem Magnolienmuster nach links.
    Ihre Augen weiteten sich.
    Unter der mittleren der fünf Duschen wand sich eine cappuccinofarbige schlanke Schönheit. Margarete erkannte die Studentin sofort – es war Sanjay Munda, die 24-jährige Halbinderin, Traum der meisten männlichen Bewohner von Falkengrund. Selbst Margaretes Herz schlug schneller, wenn sie diesem verführerischen Geschöpf in der Dusche begegnete ...
    Doch diesmal gab es andere Gründe dafür, dass ihr Puls zu rasen begann. Etwas Unglaubliches war im Gange!
    Nicht nur die Dusche, unter der Sanjay sich krümmte, war aufgedreht – alle fünf Duschköpfe spuckten ihre Wasserstrahlen in den kleinen Raum. Dicke Dampfschwaden stiegen auf, und eine Welle feuchter Hitze schlug der Dozentin entgegen. Die Spritzer, die sie erreichten, fühlten sich heiß an, und sie zuckte unwillkürlich davor zurück.
    Doch damit nicht genug! Das Wasser schoss mit einem solchen Druck aus den Leitungen, dass Sanjay davon regelrecht an die Wand gedrückt wurde. Die Studentin wimmerte, schnappte nach Luft, versuchte die scharfen Wasserstrahlen mit den Händen abzuwehren. Ihre langen, jettschwarzen Haare klebten an ihren Schultern und an der gekachelten Wand. Sie wollte ausweichen, taumelte blind durch die Wasserhölle und schlug sich die Seite an einer der Armaturen an.
    Mit einem Aufschrei brach sie zusammen und kauerte auf dem Boden, an einer Stelle, wo die Strahlen aller fünf Duschen aufeinander trafen. Ja, die Duschköpfe drehten sich langsam, folgten ihrem Opfer. Der dunkle Körper verschwand beinahe in dem schäumenden weißen Wasser.
    All dies ereignete sich innerhalb weniger Sekunden. Margarete holte tief Luft und stürzte sich in das Chaos. Beinahe wäre sie wieder zurückgeprallt. Sie wusste nicht, was mehr schmerzte: die Hitze des Wassers oder die unbeschreibliche Wucht, mit der es ihren Körper traf. Sie stöhnte, senkte ihren Kopf so weit wie möglich hinab und schützte ihr Gesicht mit den Händen, damit ihren Augen nichts geschah.
    Es war eine echte Hölle. Man konnte meinen, im Inneren einer heißen Quelle gefangen zu sein. Halb blind tastete sie sich durch Schichten siedend heißen Wassers. Die Studentin schien bereits aufgegeben zu haben und sich nicht mehr von der Stelle zu rühren.
    Margarete ertastete ihren Körper und war entsetzt, wie heiß ihre Haut sich anfühlte. Zu heiß beinahe, um sie anzufassen!
    Sie umklammerte den schlanken Oberkörper des Mädchens, spürte die Schultern, die vor der Brust gekreuzten Arme. Für einen Moment schienen die Wasserstrahlen noch an Härte zuzunehmen, und Margarete fürchtete, sie werde im nächsten Augenblick davon zerschmettert. Sie schnappte nach Luft, fand aber keinen Sauerstoff.
    Mit aller Kraft zerrte sie Sanjay nach draußen. In ihrer Panik setzte sich die Studentin sogar gegen sie zu Wehr, doch sie war so schwach geworden, dass sie die Dozentin nicht abzuschütteln vermochte.
    Das rettete ihr vermutlich das Leben.
    Die beiden Frauen stolperten durch die Tür hinaus in den Vorraum und gingen dort zu Boden. Während sie langsam zu Atem kamen, veränderte sich die Situation im Duschraum. Die Wasserstrahlen wurden rasch schwächer und stoppten schließlich ganz. Sogar die Dusche, unter der Sanjay gestanden hatte, wurde von unsichtbarer Hand zugedreht. Der Dampf zog in dichten Wolken durch den Raum, setzte sich an den Wänden ab. Die Luft war so heiß und feucht, dass das Atmen noch immer eine Tortur darstellte.
    Margarete, vor deren Augen schwarze Punkte tanzten, fand ihre Tasche, zerrte ihr großes Badetuch hervor und warf es Sanjay über. Das Mädchen stöhnte, als das Tuch ihre Haut berührte. Sie hatte ohne Zweifel Verbrennungen erlitten.
    Eher energisch als behutsam hob Margarete die Studentin auf die Beine und führte sie aus dem Waschraum nach draußen in den Flur.
    Auf dem Weg dorthin kamen sie an den Waschbecken und den beschlagenen Spiegeln vorbei. Margarete wusste nicht, was es war, das sie dazu veranlasste, genauer hinzusehen. Eine Art siebter Sinn vielleicht, eine Wahrnehmung in den Augenwinkeln.
    Kurz stockte sie und starrte auf einen der Spiegel. In die feuchte Schicht, die ihn bedeckte, hatte jemand mit
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