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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 5 Nummer Dreizehn
Autoren: Martin Clauß
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unsichtbarer Angreifer scheint nur Leute anzugreifen, die alleine sind. Nach dem Mittagessen diskutieren wir weiter.“
    „Wo ist eigentlich Salvatore?“
    „Der Professor hat sich für heute entschuldigt“, lautete Margaretes knappe Antwort.
    „Und darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“, ließ sich Sir Darren vernehmen.
    Margarete zuckte die Schultern und seufzte.

6
    Die Stimmung wurde nach dem Mittagessen immer schlechter. Die Studenten, die nicht einmal mehr alleine auf die Toilette oder auf ihr Zimmer gehen durften, kamen sich eingesperrt vor. Sie beobachteten sich gegenseitig, stellten die merkwürdigsten Theorien auf und stritten sich.
    Am schlimmsten aber war, dass sie insgeheim auf die nächste Attacke warteten. Die These, es könne Zufall sein, dass bisher nur einzelne Studenten angegriffen wurden, machte hartnäckig die Runde. Woher nahmen sie die Gewissheit, dass der nächste Angriff nicht ihnen allen galt? Vielleicht saßen sie ja in der Falle und machten einen riesigen Fehler, indem sie nicht die Flucht ergriffen.
    Die Studenten saßen in kleinen Grüppchen im großen Seminarraum verstreut. Der Rektor begleitete Ekaterini, die Köchin, bei ihren Aufräumarbeiten. Auch wenn sie nicht davon ausgingen, dass ihr eine Gefahr drohte, mussten sie jedes Risiko ausschließen. Margarete Maus und Sir Darren waren bei den Studenten.
    Der Brite kritzelte ununterbrochen auf seinem Schreibblock herum, während er mit Margarete sprach. Jaqueline Beck hatte sich zu ihnen gesetzt und lauschte dem Gespräch der beiden, ohne sich einzumischen.
    „Es begann mit elektrischem Strom“, dachte Margarete laut. „In Michaels Fall spielte die Elektrizität eine große Rolle. Er bekam sie unmittelbar zu spüren. Georg dagegen hat sie nur nebenbei registriert, als knisternde Entladungen in der Luft, wie von Stromleitungen oder bei einem Gewitter. Und bei Sanjay war überhaupt kein Strom mehr im Spiel.“
    „Erfreulicherweise für alle Beteiligten“, fügte Sir Darren mit emotionsloser Stimme hinzu. „Sonst würden wir beide dieses Gespräch nicht mehr führen.“
    Margarete grinste schief. „Würden Sie es vermissen?“
    „Dieses Gespräch?“
    „Ja.“
    „Das Gespräch ... nicht. Es scheint uns nicht weiterzubringen.“
    Margarete suchte nach seinem Blick. Hatte der Adlige da eben auf knorrige, verwinkelte Art und Weise ausgedrückt, dass er froh war, seine Kollegin lebendig neben sich zu haben? Nein. Sie musste sich getäuscht haben.
    „Vielleicht bringt uns das Gespräch doch weiter“, meinte sie etwas pikiert und bemühte sich, Jaqueline nicht anzusehen. „Für mich steht fest, dass der Spuk sich verändert hat. Er hat sich von einer sehr primitiven, ursprünglich elektrischen Form weiterentwickelt. Was er mit den Schatten der Pflanzen anstellte, war schon sehr ... subtil. Und der Spektakel, den er in der Dusche veranstaltete – wirklich beeindruckend. Er ist vermutlich stärker geworden.“
    „Dafür gibt es keine Beweise.“
    „Also gut. Und was haben Sie herausgefunden?“ Sie deutete mit einer ruckartigen, aufgebrachten Bewegung auf seine Aufschriebe.
    „Oh, einiges. Zumindest im Hinblick auf die Psyche unseres Feindes. Denn es ist nicht so elementar, was er ist . Wichtiger erscheint doch die Frage: Was will er?“
    „Ich höre.“
    „Er spricht von einem ‚großen Tag’ und von ‚Formalitäten’. An was erinnert Sie das?“
    „Klingt, als wolle er sich selbständig machen.“
    „Oder sich an einer Schule einschreiben.“
    Margaretes Kinn klappte herunter. „Einer der Dreizehn“, murmelte sie. „Oh, nein!“
    „Exakt“, sagte Darren. „ Erst die Formalitäten – wir können das vielleicht frei übersetzen mit: einen Studenten töten. Töten, damit Platz für einen neuen ist. Heute ist ein großer Tag – das ist Vorfreude, Vorfreude und Stolz – der Stolz, eingeschrieben zu werden, aufgenommen in die Gemeinschaft einer Universität. Dieser Universität. Denn dann wird er einer der Dreizehn sein. Oder eine der Dreizehn . Das Geschlecht kennen wir nicht. Höchstwahrscheinlich hat dieses Wesen gar keines.“
    Margarete sagte nichts, und der Brite fuhr fort.
    „Wir wissen damit auch, warum unser Feind nur einzelne Studenten angreift. Wenn er einer der Dreizehn werden will, darf er nicht den Fehler machen, mehrere ins Jenseits zu befördern. Dann stimmt seine Rechnung nicht mehr. Die nächste Frage könnte sein, warum es gerade dreizehn sein müssen. Warum nicht zwölf oder
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