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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 11 Herrenlose Bestien
Autoren: Martin Clauß
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Gefühl in der Magengegend. Die Frau, die geschrien hatte, musste Margarete gewesen sein.
    Im Vorraum, wo die Computer standen, war es überraschend dunkel. Natürlich – Enene hatte die Läden der beiden Fenster geschlossen und keine Zeit gehabt, Licht anzumachen. Die Geräusche und das Gebell kamen nicht von hier, sondern aus dem nächsten Zimmer, der eigentlichen Bibliothek. Georg erreichte es und erfasste die Situation mit einem Blick:
    Enene rang gleich vor dem Fenster mit einem gewaltigen Hund. Welcher Rasse der schwarze Koloss angehörte, war auf Anhieb nicht zu erkennen. Die gelben Zähne hatten sich in der Schulter des Studenten verbissen, und das Gewicht des massigen Körpers schien Enene zu Boden zu drücken. Das Tier musste ihn bei dem Versuch angefallen haben, die Läden dieses Fensters zu schließen. Das Fenster war noch immer offen, und Georg sah in einer Entfernung weitere Hunde herankommen.
    Margarete war es wohl gewesen, die den Tisch umgeworfen hatte. Sie stand jetzt am Fenster, unfähig, eine Entscheidung zu treffen. Georg verstand ihr Dilemma. Sie mussten das Fenster mitsamt den Läden schließen, sonst war Falkengrund im Handumdrehen voll von den Tieren. Gleichzeitig hatten sie Enene beizustehen und seinen Angreifer – sofern sie ihn nicht töten wollten – wieder ins Freie zu befördern. Das war unmöglich, sobald sie das Fenster schlossen.
    „Ruhig!“, stieß Georg hervor und suchte Blickkontakt zu Enene, der mit schmerzverzerrtem Gesicht zurücktaumelte und erfolglos versuchte, den Kopf des Hundes an den Ohren von sich wegzuziehen. „Nicht bewegen, sonst tust du dir nur weh!“ Seine Blicke huschten im Raum umher. Er brauchte eine Waffe, am besten eine Stange oder einen Prügel. Neben einem der schweren Bücherregale entdeckte er eine Stehlampe. Nicht gerade ideal, aber er hatte keine Zeit, um etwas Besseres zu suchen. Falls der Hund seinen Biss lockerte und erneut zuschnappte, konnte es zu spät sein – von der Schulter bis zur Kehle war es nicht weit ...
    Georg packte die Stehlampe und holte damit aus. Er knurrte zufrieden, denn sie lag schwer in seinen Händen und machte einen stabilen Eindruck. Horizontal reichte der Platz nicht, um sie zu schwingen, also musste er sie in einem schrägen Bogen auf den Hund herabsausen lassen. Enene sah, was er vorhatte und tat das Richtige. Er beugte den Kopf zurück, wohl wissend, dass er der Bestie dabei für ein, zwei Sekunden seine ungeschützte Kehle darbot. Gleichzeitig drehte er sich um 90 Grad, damit Georgs provisorische Waffe genau den Rücken des Tieres traf.
    Georg brüllte, hatte alle Kraft in den Schlag gelegt. Wenn der Hieb versehentlich auf Enene niedergegangen wäre, hätte er ihm zweifellos die Knochen gebrochen. Doch der Schaft der Lampe schlug mit voller Wucht gegen den schwarzen Hunderücken. Das Holz brach. Der Hund hatte den Schlag kommen sehen und den Biss gelockert, den Kopf gedreht.
    Anstatt sich aus der Gefahrenzone zu bringen, presste der Afrikaner die Zähne zusammen, packte den massigen Körper des aufheulenden Hundes und drängte ihn aus dem noch geöffneten Fenster. Georg und Margarete waren bei ihm und halfen, das perplexe Tier ins Freie zu wuchten. Georg stieß mit der gesplitterten Stehlampe nach ihm, Margarete griff mutig mit bloßen Händen in das Fell und stemmte sich gegen den Körper. Im nächsten Moment beugte sich Georg hinaus und schloss die Läden, gerade noch rechtzeitig, denn zwei kleinere Hunde kamen eben auf das Haus zu geprescht. Der eine hatte seinen Schwung wohl nicht mehr bremsen können, denn als die Läden zuklappten, prallte er mit dumpfem Krachen dagegen.
    „Die reinsten Selbstmordkommandos“, keuchte Georg. „Diese Burschen kennen kein Pardon.“
    Sanjay zog einen Stuhl herbei und brachte den schwankenden Enene dazu, sich darauf zu setzen. Sein Hemd war in Fetzen, und an seinen langen Rastalocken klebte Blut aus der Schulterwunde. In den nächsten Minuten waren mehrere Leute damit beschäftigt, den Studenten zu verarzten. Er tat so, als habe er keine großen Schmerzen, aber die Tränen, die in seinen Augen standen, zeugten vom Gegenteil.
    Nachdem sie sich davon überzeugt hatten, dass alle Läden im Erdgeschoss geschlossen und verriegelt waren, setzten sich einige von ihnen in der Bibliothek nieder. Die anderen schienen sich im Stehen wohler zu fühlen. Salvatore war alleine nach oben geeilt. Als erstes hatte er Ekaterini informiert, die in der Küche zugange war, und Werner Hotten, der
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