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Falkengrund Nr. 31

Falkengrund Nr. 31

Titel: Falkengrund Nr. 31
Autoren: Martin Clauß
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als das“, behauptete Sanjay. „Der Beamte, der in diesem Mordfall ermittelte, ist inzwischen ein ganz spezieller Freund des Hauses Falkengrund: Dirk Fachinger!“
    Werner sann für kurze Zeit darüber nach, ob man Hauptkommissar Fachinger tatsächlich als Freund des Hauses bezeichnen konnte. In der Tat schien er der Schule neuerdings milder gesinnt. Dass er neulich das Geheimnis zwischen Traude Gunkel und Michael aufgedeckt hatte, hatte ihn noch mehr mit Falkengrund verbunden. Offensichtlich kam er wirklich nicht aus dienstlichen Gründen zu ihnen. Das Übersinnliche, mit dem er nun mehrfach konfrontiert worden war, hatte ihn zu interessieren und zu faszinieren begonnen.
    Auf den letzten fünfhundert Metern schwiegen sie alle, in ihre Gedanken vertieft. Als sie auf den Parkplatz vor dem Schloss einfuhren, erwartete sie eine Überraschung.
    Der Wagen von Dirk Fachinger stand dort.

5
    „Was für ein Zufall!“, rief Werner aus, der als erster auf das Gebäude zuging.
    „Lassen Sie mich raten: Sie haben eben über mich gelästert!“ Der füllige Beamte trug eine Portion guter Laune vor sich her, aber wer ihn kannte, wusste, dass es besser war, immer auf der Hut zu sein. Der Mann hatte seinen Beruf verinnerlicht, und so entspannt er sich auch geben mochte, in seinem Denkapparat ratterten immer ein paar Zahnräder.
    „Was bringt Sie zu uns?“, erkundigte sich Margarete. Fachinger war ihr vom Schloss aus entgegengelaufen und hatte mit erstaunlicher Sanftheit ihre Hand genommen.
    „Gestatten Sie mir, dass ich Sie führe?“, fragte er hastig.
    Margarete, die Hilfe wenn überhaupt, dann nur von Werner annahm, wollte sich sträuben. Doch als sie dazu ansetzte, wurde Fachingers sachter Griff plötzlich hart – nicht auf eine brutale, sondern auf eine eindringliche, fordernde Weise.
    Irritiert wandte sie sich ihm zu. „Ich komme, weil ich mit Ihnen reden wollte“, sagte er.
    „Und worüber?“
    „Über mich.“ Er sprach ohne Zögern.
    „Ha ha“, machte Margarete. „Erzählen Sie mir einen anderen. Den kannte ich schon.“
    Der Hauptkommissar lachte unsicher. „Sie machen es mir nicht gerade leicht.“
    „Wissen Sie“, entgegnete die Dozentin, „es gibt eine Menge unschöner Beinamen für Leute Ihres Berufes. Ich bin sicher, Sie hören sie nicht zum ersten Mal, also werden Sie mir verzeihen, wenn ich sie ausspreche: Da wären zum Beispiel: Schnüffler … oder Polyp … Sie können nicht ableugnen, dass Sie gerne in unserer Schule herumschnüffeln. Und was den Polyp angeht … tja, sie halten meine Hand ganz schön fest.“
    „Es wird Sie überraschen, aber ich persönlich bevorzuge die Bezeichnung Bulle “, bemerkte Fachinger. „Es hat so etwas Männliches, nicht wahr?“
    Nun war Margaretes Lachen echt. „Also gut. Ein Gespräch unter vier Augen?“
    „Unbedingt.“
    „Dann nehmen wir Werner hinzu. Meine Augen zählen ja wohl nicht.“
    Fachinger seufzte. „Dass Sie schlagfertig sind, ist mir bekannt. Wünschen Sie, dass ich noch einmal nach Hause gehe und mir einen neuen Schlachtplan ausdenke, um zu einer Privataudienz mit Ihnen zu kommen?“
    „Führen Sie mich in mein Zimmer“, sagte Margarete schmunzelnd. „Und dann verraten Sie mir, was Sie auf dem Herzen haben. Ich hätte da nämlich auch eine Bitte an Sie.“

6
    „Schauen Sie, es ist eigentlich ein Geheimnis, aber wenn es um private Probleme geht, unterhalte ich mich lieber mit Frauen. Männern gegenüber versuche ich automatisch so zu tun, als würde ich keine Sorgen kennen.“ Fachinger hatte es sich auf einem der Sitzkissen bequem gemacht, die auf dem Boden von Margaretes Zimmer herumlagen, aber nicht, ohne vorher zu schnüffeln und sich die vielen ungewöhnlichen Einrichtungsgegenstände ausführlich zu betrachten. Dabei hatte er ihr stets beschrieben, was er sich gerade ansah. Möglicherweise eine taktvolle Geste, um sie nicht von seinen Wahrnehmungen auszuschließen. Möglicherweise auch nur eine professionelle Methode, um sie zu Kommentaren zu reizen.
    „Und was bedrückt Sie?“, wollte Margarete wissen.
    Fachinger sog geräuschvoll die Luft ein. „Vor einigen Wochen hatte ich ein merkwürdiges Erlebnis“, begann er. „Im Mittelpunkt stand ein Gegenstand aus einem meiner Fälle, ein Schraubenzieher, der als Mordwaffe gedient hatte. Immer wenn ich ihn anfasste, hatte ich den Eindruck, dass meine geistigen Fähigkeiten wuchsen. Es klingt fantastisch, ich weiß, aber so war es. Ohne diesen Boost hätte ich auch das Geheimnis
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