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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt
Autoren: Bernd Leix
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er und trat ein. »Aber wo ist der Schrank mit der Leiche?«
    »Tja.« Lindt
kratzte sich am Ohr. »Ein Ausstellungsraum könnte das hier schon sein, doch wo sind
sie denn, die Antiquitäten der Irene Stoll?«
    »Drüben
im Haus ist es genauso leer. Bis auf das, was fest eingebaut ist, fehlt die gesamte
Einrichtung.«
    »Also sind
die Vögel ausgeflogen.« Der KTU-Chef runzelte die Stirn. »Oskar Lindt lässt die
Spurensicherung wegen eines leeren Hauses ausrücken. Wenn ich da an die Kosten denke
…«
    »Nicht so
vorschnell, Ludwig«, verteidigte sich Lindt. »Ich möchte, dass ihr trotzdem alles
absucht. Alles, auch Kellerräume und Dachböden.«
    Ludwig Willms
stieß seinen Zeigefinger in den ansehnlichen Wanst seines Kollegen. »Wieder mal
dein Bauchgefühl! Wenn ich nicht wüsste, dass du damit schon öfter richtiggelegen
hast, würde ich einen Aktenvermerk über Verschwendung von Steuergeldern schreiben,
aber so«, er schaute die beiden Techniker an, »das volle Programm.«
    Oskar Lindt
hob die Augenbrauen und wandte sich an seinen jungen Kollegen: »Jan, jetzt holen
wir ihn.«
    »Was? Wen?
Meinen Sie etwa …?«
    »Genau!«
    Sternberg
schüttelte den Kopf: »Da brauchen wir sicherlich körperliche Gewalt. Der wehrt sich
doch mit Händen und Füßen. Er will ja nicht mal aussteigen.«
    »Na und?
Dann bleibt er halt sitzen«, sprach der Kommissar, trat aus der Scheune, überquerte
strammen Schrittes den Hof und entriegelte den Rest des schmiedeeisernen Einfahrttores.
    Ohne einen
weiteren Kommentar und ohne den stinkenden Mitfahrer auf dem Rücksitz nur eines
Blickes zu würdigen, setzte er sich hinters Steuer seines Dienstwagens, startete
den Motor, überhörte das »Was? Wohin?« von hinten, fuhr ein paar hundert Meter die
Straße entlang, wendete in einer Garageneinfahrt, brauste die kurze Strecke zurück
und bog schwungvoll in den Hof des Sandsteinanwesens.
    Das schrille
»Neeeiiiin« überhörte Lindt. Panisch riss Konstantin von Villing an der Handschelle,
mit der er am Türgriff fixiert worden war, doch es half nichts. Lindt war bereits
mitten auf dem Hof.
    In aller
Seelenruhe stieg der Kommissar aus, lehnte sich neben der hinteren Beifahrertür
an den Wagen und begann wortlos, eine neue Pfeife zu stopfen.
    Der übelriechende
Passagier war auf der Rückbank zusammengeklappt und hielt seinen Kopf zwischen den
Knien verborgen. Die angsterfüllt schnelle Atmung ließ seine fettigen Haare und
den rundgebeugten dürren Körper beben.
    Oder war
es eher ein Schluchzen? Lindt schielte sorgenvoll in den Fahrzeuginnenraum.
    »Sie sind
schon ein ziemlicher Versager«, sagte er nach einigen schweigsamen Minuten. Und
als von Villing schließlich verwirrt und mit roten Augen den Kopf hob, ergänzte
er: »Nicht mal jemand umbringen können Sie.« Dann blies er eine dicke Rauchwolke
direkt durch das geöffnete Autofenster hinein.
    »Was? Wieso?
Sie hängt doch …« Er verstummte, denn Lindt hatte den Wagen so geparkt, dass er
direkt vor den großen Glasfenstern der Scheune stand.
    »Wo, im
Schrank?« Die Stimme des Kommissars wurde schneidend scharf: »Wollen Sie uns eigentlich
verschaukeln? Ich sehe jedenfalls keinen Schrank. Da drin ist alles leer!«
    »Aber …
aber …«, stotterte von Villing und seine roten Augen wurden immer größer.
    Lindt nutzte
diesen Augenblick, riss die Tür auf und den Gefesselten fast mit nach draußen. Die
Beine steckten im Fußraum fest, der Oberkörper hing in der Luft – ein blitzschneller
Griff zum Hosenbund und die kräftigen Arme des obersten Karlsruher Mordermittlers
beförderten die ekelhafte Fracht ins Freie.
    »Aaah, mein
Arm«, schrie von Villing. Halb hockte, halb kniete er jetzt auf dem Kopfsteinpflaster
mit dem Gesicht zum Wagen.
    Umständlich
und nicht besonders schnell fingerte Lindt in seinen Jackentaschen herum, bis er
den kleinen Schlüssel gefunden hatte.
    »Endstation,
alles aussteigen«, sagte er und öffnete die Handschelle am Türgriff. »Die Fahrt
endet hier.«
    Von Villing
rappelte sich hoch und hielt sich mit schmerzverzerrtem Gesicht den verdrehten rechten
Arm.
    Paul Wellmann
hatte das Hoftor, das offenbar auch elektrisch betätigt werden konnte, mittlerweile
wieder vollständig geschlossen und betrachtete von der Durchfahrt aus die ganze
Aktion. Mit einem leichten Nicken signalisierte er, auf seinem Posten zu bleiben.
    Jan Sternberg
hingegen trat ebenfalls zum Citroën. »Unser Chef ist halt manchmal etwas impulsiv«,
sagte er und hielt von Villing ein
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