Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt
Autoren: Bernd Leix
Vom Netzwerk:
der
Passat von Ludwig Willms, Chef der Kriminaltechnik, kurz KTU genannt, hielten kurze
Zeit später hinter dem Dienstwagen des Kommissars.
    »Ins Präsidium?«,
fragte ein älterer Kollege der Schutzpolizei und zeigte auf den Passagier im Citroën.
    Lindt schüttelte
den Kopf. »Nein, das hätten wir auch ohne euch geschafft. Wir gehen jetzt da rein.«
Er zeigte auf die schmale Hofeinfahrt.
    »Und das konntet Ihr nicht alleine schaffen?«, stichelte Ludwig Willms.
    »Wart’s
ab und komm«, knurrte Lindt. Dann führte er die Gruppe aus Kriminaltechnikern und
uniformierten Polizisten in die Mitte des Hofes.
    »Umschauen«,
kommandierte der Kommissar. »Erst mal von hier aus.«
    Anfangs
stand Unverständnis auf den Gesichtern der Polizisten, doch schnell begriff einer
nach dem anderen.
    Als Erstes
nahm eine blond gelockte Streifenbeamtin ihre Mütze ab und fuhr sich mit der flachen
Hand über die Stirn. »Puh, kein angenehmer Ort.« Die anderen nickten mehr oder weniger
bestätigend.
    »Von hier
geht nichts Gutes aus«, sagte Lindt. »Deswegen habe ich euch angefordert.« Rasch
zählte er die Mannschaftsstärke durch. »Vier kommen mit mir in die Scheune und vier
gehen mit Jan ins Haus.
    »Haben wir
denn …?«, wollte Ludwig Willms wissen.
    »Genau,
wir haben«, presste Lindt hervor. »Keinen Durchsuchungsbeschluss, aber Gefahr im
Verzug.« Dann teilte er ein: »Eine Streifenbesatzung und zwei Techniker zu jeder
Gruppe. Ludwig, du bleibst bitte bei mir.«
    Willms zog
die Schultern hoch. »Hast du deine Waffe dabei? Meine liegt im Schließfach.«
    Lindt nickte
und betastete seinen Hosenbund. Er nahm den Schlüssel und öffnete damit die Werkstatttür.
    Die schwere
Tür ließ sich lautlos nach innen drücken.
    Das durch
zwei Fenster einfallende Licht tauchte den Raum lediglich in ein schummeriges Halbdunkel,
doch es genügte, um auf den ersten Blick zu erkennen, dass er völlig leer war. Groß,
weitläufig, leer und kalt. Lindt spürte, wie die Kälte von dem unebenen Sandsteinfußboden
durch seine Schuhsohlen kroch.
    »Nichts«,
kommentierte Ludwig Willms, »gar nichts«, und drehte einen altertümlichen schwarzen
Lichtschalter. Mehrere Deckenlampen flackerten auf. Neonröhren, grelles blauweißes
Licht, kaltes Licht.
    In einer
Ecke stand doch etwas. Ein niedriger, viereckiger Blechofen, Baumarktmodell, dunkelbraun
lackiert, schwarze Ofentüren und ein ebenso schwarzes Rohr zum Schornstein.
    Willms gab
seinen Mitarbeitern knappe Anweisungen: »Türklinken, Fenstergriffe und auch den
Aschenkasten.« Er wies auf die gepflasterte Längsrinne, die durch den gesamten Raum
führte. »Vielleicht war das hier früher mal ein Stall. Kuhstall, Schafstall, was
weiß ich – für Pferde ist es jedenfalls zu niedrig.«
    »Geißenstall«,
stellt Lindt fest. »Nach dem Krieg gab es in fast jedem Haus ein paar Geißen, Entschuldigung«,
er schaute in Richtung der blond gelockten Polizistin, »Ziegen – für unsere jungen
Kollegen.«
    »Die Kuh
der armen Leute«, bestätigte Willms. »Obwohl – ärmlich sieht das Anwesen eigentlich
nicht aus. Alles massiv aus Sandstein gemauert, so was konnten sich nur die Wohlhabenderen
leisten. Die anderen hatten Fachwerk mit Lehm.«
    »Dort gibt
es anscheinend eine Verbindung in die Scheune.« Lindt zeigte auf eine zweiflügelige
Tür an der hinteren Wand des Raumes.
    Diesmal
war es Willms, der öffnete und gleich nach der Stablampe an seinem Gürtel griff.
»Finster«, raunte er nach hinten und leuchtete vorsichtig in das Dunkel.
    »Leer, auch
hier völlig leer.« Er trat in den Raum, fand einen Lichtschalter und drehte daran.
Nach und nach schoben sich alle Polizeibeamten durch die Tür.
    »Krass«,
entfuhr es der jungen Streifenbeamtin. »Das volle Gegenteil.«
    Lindt nickte.
»Eine alte Scheune sieht jedenfalls anders aus.«
    Geölte Fußbodendielen,
kalkweiß getünchte Wände, die dicken eichenen Tragbalken sorgfältig gesäubert und
dunkelbraun lasiert, eine breite Holztreppe führte nach oben zu einer weitläufigen
Galerie – die frühere Ökonomie war offensichtlich aufwendig umgebaut worden.
    »Hier drin
könnte ich mir den 17-Mille-Barockschrank direkt vorstellen«, meinte der Kommissar.
»Ist bloß …«
    »… keiner
da«, vollendete Willms den Satz.
    Weiter kam
er nicht, denn plötzlich wurde es noch heller. Tageslicht fiel durch eine hohe Glasfront,
dazu das Gesicht von Jan Sternberg, der von außen gerade das breite hölzerne Scheunentor
davor wegschob.
    »Nobel,
nobel«, sagte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher