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Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt
Autoren: Bernd Leix
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gibt es eine Diszi, und zwar eine, die sich gewaschen hat!«
    Lindt stemmte
sich hoch. »Wahrscheinlich Versetzung zur Verkehrspolizei.«
    »Fußstreife«,
sagte Beck und ging voraus, um die Tür zu öffnen.
    Der Kommissar
verzog sich mit hängenden Schultern.
     
    Gesenkten Blickes schritt er voran
und drehte ein paar nachdenkliche Runden durch die Flure des Karlsruher Polizeipräsidiums.
Das tat er häufig, wenn ihm das Wetter zu schlecht war, um draußen umherzugehen.
    Ohne zu
einem Einfall gekommen zu sein, wie sich die Missbilligung für seinen Mitarbeiter
abwenden ließe, steuerte er schließlich wieder das Büro der Mordkommission an.
    Lindt roch
es, ehe er um die Ecke bog. Der wird doch nicht … Aber bereits drei Schritte später
sah er den Kerl. Gegenüber der Bürotür mit der Aufschrift ›Oskar Lindt Kriminalhauptkommissar‹
lehnte er an der Wand. Lindt registrierte Jeans einer undefinierbaren dunklen Farbe,
spitze Cowboystiefel und eine ebenso nasse wie zerschlissene englische Wachscottonjacke.
    Geistesgegenwärtig
und ohne Blickkontakt aufzunehmen, bog er eine Tür früher ab und betrat das Büro
seiner engsten Mitarbeiter Paul Wellmann und Jan Sternberg.
    Paul machte
eine eindeutige Kopfbewegung. »Hast du ihn gesehen? Will nur zu dir.«
    Lindt rollte
mit den Augen. »Dem bin ich vorher schon mal begegnet. Stinkt ja wie zehn tote …«
    »Vorsicht,
Chef«, fiel ihm Jan ins Wort, »nicht dass Sie etwas Verkehrtes sagen. Russen sind
auch Menschen.«
    »Du wirst
ja wohl nicht behaupten, solche Sprüche hättest du von mir gelernt.«
    »Wenn ich
damit den Eintrag in die P-Akte verhindern kann?«, grinste Sternberg.
    Der Kommissar
machte ein bedenkliches Gesicht. »Sieht schlecht aus. Der Beck lässt nicht mit sich
reden. Will echt ein Exempel statuieren. Der einzige Lichtblick ist, dass du den
Vermerk in ein paar Jahren wieder löschen lassen kannst.«
    Die Enttäuschung
stand Jan ins Gesicht geschrieben. Er war fest überzeugt gewesen, dass sein väterlicher
Vorgesetzter ihn da raushauen würde, doch der schob noch nach: »Natürlich nur, wenn
du dir bis dahin nicht noch mal was zuschulden kommen lässt.«
    »Also bekomme
ich sozusagen Bewährung. Wenigstens was.« Sternberg senkte den Kopf.
    »Nicht gleich
aufgeben.« Lindt schaute ihn an. »Ich sprech’ mal mit meiner Frau. Eine der drei
Anwältinnen, bei denen sie arbeitet, ist auf Arbeitsrecht spezialisiert. Vielleicht
kennt sie sich auch bei Beamten aus.«
    »Vielleicht«,
stöhnte Jan und ließ sich im Bürosessel kraftlos nach vorn rutschen.
    »Abwarten«,
antwortete Oskar Lindt und öffnete die Verbindungstür zu seinem eigenen Büro. »Haben
wir eigentlich Gasmasken? Irgendwo?«
     
    »Kennen Sie mich?«, fragte der Kommissar
den dunklen Typ, der auf der anderen Seite des Schreibtisches im Besucherstuhl Platz
genommen hatte.
    »Wieso?
Weil ich speziell zu Ihnen wollte?«
    Lindt nickte,
aber gleichzeitig ärgerte er sich. Es missfiel ihm, wenn einer seiner ›Kunden‹ Gegenfragen
stellte.
    »Sie sind
doch der, der alle kriegt? Oder?«
    »Wer sind
alle?«
    »Na, Mörder,
Totschläger, Brandstifter, Vergewaltiger. Die bringen Sie alle in den Knast. Ihnen
entkommt niemand.«
    »Wer fragt
das?«
    »Sie wollen
wissen, wer ich bin? Fragen Sie lieber, warum ich hier sitze.«
    Lindt stand
auf und öffnete auch noch das zweite Fenster, obwohl es draußen wie aus Kübeln schüttete.
    »Ich weiß,
dass ich stinke wie ein …« Den Rest verschluckte er. »Wenn Sie mich eingebuchtet
haben, bekomme ich ja endlich frische Kleider und eine heiße Dusche.«
    Der Kommissar
hob die Augenbrauen und ging zur Verbindungstür ins Nebenzimmer. »Es macht Ihnen
sicherlich nichts aus, wenn einer meiner Kollegen dazukommt.«
    Der Dunkelhaarige
zuckte die Schultern. »Ich dachte, Sie schaffen das alleine.«
    Paul Wellmann
kam herein, ließ die Tür offen, damit Jan Sternberg mithören konnte, und lehnte
sich an den niedrigen Aktenschrank, auf dem des Kriminalhauptkommissars Pfeifensammlung
thronte.
    »Ich glaube,
Sie haben uns etwas Interessantes zu berichten«, munterte Lindt den Besucher auf.
    Der griff
in die Tasche seiner durchnässten Wachsjacke, zog eine laminierte Visitenkarte hervor
und legte sie auf den Tisch.
    »Das sind
Sie?«, fragte der Kommissar und griff danach.
    »Dass ich
nicht Irene heiße, können Sie sich wohl denken«, brummte der Muffige. »Das ist die,
die ich auf dem Gewissen habe!«
    Lindt sah
ihn durchdringend an. Dann blickte er wieder auf die
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