Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fächerkalt

Fächerkalt

Titel: Fächerkalt
Autoren: Bernd Leix
Vom Netzwerk:
Zeit.«
    »Zeit«,
sinnierte Oskar Lindt. »Haben wir Zeit? Keine Ahnung. Eine Leiche haben wir bis
jetzt auf jeden Fall nicht. Weder Leiche noch Schrank.«
    »Ein Schrank
ist ja im Prinzip auch eine Kist’. Vielleicht hat man hat sie darin raus’tragen
…«
    »Mir reicht’s.
Kannst die Kist’ ja suchen. Barock, 17.000. Ganz schön teure Kist’! Paul, mach’s
Tor auf. Ab ins Präsidium. Aufwärmen!« Lindt ging schnurstracks, ohne sich um die
Beamten der Spurensicherung zu kümmern, zum Citroën, wo Jan Sternberg und Konstantin
von Villing bereits auf ihn warteten. »Alle rein, wir fahren!«
    Er fuhr
einen Kreis im Hof, ließ auch Paul Wellmann einsteigen, bog in die Straße ein und
drückte das Gaspedal durch. Die Automatik hatte noch nicht in den dritten Gang gewechselt,
da trat Lindt hart auf die Bremse.
    Er erwischte
dieselbe Garageneinfahrt wie zuvor, wendete und fuhr zum zweiten Mal zurück in den
Hof.
    Eilig sprang
er aus dem Wagen, rief dem verdutzten Willms zu: »Ludwig, komm!«, und eilte in den
Raum, der bis vor Kurzem eine Werkstatt gewesen war.
    »Was gibt’s
denn so Eiliges?«, knurrte Willms. »Dieses hektische Tempo ist doch sonst nicht
deine Art.«
    »Das da!«
Lindt zeigte auf den Boden.
    »Sandstein«,
antwortete Willms, »roter Buntsandstein. Brauchst du eine Analyse, ob der aus dem
Pfälzer Wald oder vom Schwarzwald kommt?«
    »Quatsch
nicht so dumm«, herrschte ihn der Kommissar an. »Hast du dein Denkvermögen beim
letzten Triathlon rausgeschwitzt, oder was? Das da meine ich.« Im Stechschritt ging
er genau auf der Längsrinne in der Mitte des Raumes auf und ab.
    Willms begriff
sofort. »Von wegen rausgeschwitzt. Im Gegenteil: Beim Laufen kommen mir die besten
Einfälle. Da hätt’ ich wirklich selbst draufkommen können.«
    »Also, wo?
Muss ja draußen im Hof sein.« Und blitzschnell, wie es seiner behäbigen Art eigentlich
gar nicht entsprach, war Lindt zurück im Freien.
    »Hinter
dieser Wand endet die Rinne«, zeigte er auf die Giebelseite der Werkstatt.
    »Also suchen
wir am besten hier«, ergänzte der Technik-Chef. »Moment, ich brauche was zum …«
Der drahtige Sportler eilte zum Hoftor hinaus und kam wenig später mit einem Besen,
einem Vorschlaghammer und einer Brechstange zurück.
    Oskar Lindt
lehnte sich zufrieden an die Hauswand. Auch wenn Sie ab und zu spitze Bemerkungen
– Übergewicht gegen Sportverletzung – austauschten, verstanden sich die beiden aufeinander
eingespielten Kollegen nahezu blind.
    »Zuerst
mal Ultraschall!« Willms drehte den Besen um und fing an, die Sandsteinplatten mit
dem Holzstiel abzuklopfen. Zwischen der Stirnseite des Werkstattgebäudes und dem
Wohnhaus war der Hof nicht mit dickem Kopfsteinpflaster ausgelegt, sondern mit breiten,
flachen Sandsteinplatten.
    Tock – tock
– tock – tock …
    Neugierig
kam Jan Sternberg näher. »Was wird denn das?«
    »Psst!«,
fauchte ihn Ludwig Willms an und klopfte weiter. Er brauchte keine zwei Minuten.
»Da muss es sein, jede Wette.«
    »Klingt
hohl, eindeutig.« Oskar Lindt nickte. »Jan, das Brecheisen und den Hammer.«
    Vorsichtig
setzte Willms die flachgeschmiedete Seite der Stange in die Fuge neben der Steinplatte.
»Mist, nicht reinzukommen, dicht an dicht verlegt.«
    Lindt deutete
mit der Spitze seines Schuhs auf eine Stelle, wo der Spalt ein wenig breiter war.
»Versuchs mal hier.«
    Zwei Hammerschläge
reichten und das Eisen war tief genug eingedrungen, um Halt zu finden. »Reicht schon.
Jetzt vorsichtig drücken.«
    Wenige Millimeter
bewegte sich der Stein zur Seite. »Den Spaten zum Nachfassen – hinten im Laderaum
vom Transporter«, kommandierte Willms.
    Paul Wellmann
winkte, dass er verstanden hatte, und holte das Teil.
    »Und was
erwartet ihr da drunter?«, fragte Jan Sternberg, dem der Sinn der Aktion nicht einleuchten
wollte. »Einen Keller?«
    Väterlich
legte Oskar Lindt den Arm um Sternbergs Schulter und bugsierte ihn durch die Tür
des niedrigen Nebengebäudes. »Wo stehen wir hier?«
    »In der
Werkstatt, Chef.«
    »Richtig,
Jan, Sägemehl und Hobelspäne hat die Spusi ja bereits gefunden. Und bevor der Raum
zur Werkstatt wurde, war hier ein … na?«
    »Stall,
Chef.«
    »Und was
machen Tiere in einem Stall?«
    »Na, die
leben halt da«, antwortete Sternberg.
    Lindt hob
belustigt die Augenbrauen. »Von Landwirtschaft hat die junge Generation anscheinend
nicht viel Ahnung. Also, noch mal ganz langsam. Was machen die, um zu leben?«
    »Essen und
trinken?«
    »Fressen
und saufen! Und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher