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Extrem

Extrem

Titel: Extrem
Autoren: Stefan Goedde
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können, wenn sie in die Augen, in technische oder wissenschaftliche Apparaturen geraten.
Glutkälte und eisige Hitze
    Ein gravierendes Problem für die Gesundheit der Astronauten stellt die kosmische Strahlung dar. Sie geht von hochenergetischen Partikeln aus, die ihren Ursprung außerhalb unseres Sonnensystems haben. Außerdem schweben sogenannte solare Partikel im All, das sind Teilchen, die sich von der Sonne gelöst haben. Auf der Erde sind wir durch die verschiedenen Schichten der Erdatmosphäre weitgehend vor Strahlung geschützt, doch im Weltall ist ihre Wirkung gewaltig. Hier sind die Raumfahrer zum Teil Strahlungen ausgesetzt, die das auf der Erde übliche Maß um das Hundert- bis Tausendfache überschreiten. Zu den körperlichen Folgen der Strahlungsbelastung gehören Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, eine verminderte Zahl der Blutzellen; schon kurzfristig kann dies zu Blutungen und schließlich zum Tod führen. Langfristige Effekte bestehen in einer Schädigung der DNS, in unkontrolliertem Zellwachstum, das schließlich krebsartige Wucherungen von Zellen auslösen kann. Deshalb müssen bei Raumfahrtmissionen zahlreiche Gegenmaßnahmen zum Schutz vor Strahlung getroffen werden. Eine Möglichkeit besteht darin, den Astronauten vor ihrem Flug Knochenmark zu entnehmen und dieses zu konservieren, um es nachher zur Therapie vonStrahlungsschäden einzusetzen. Darüber hinaus gibt es inzwischen Medikamente, die Schädigungen abwenden können (z. B. indem sie die gefährlichen freien Radikale einfangen). Bei diesen Maßnahmen spielt auch die moderne Krebsforschung eine große Rolle. Sie ist neuerdings Mitteln auf der Spur, die in der Lage sind, bereits beschädigte Zellen zu reparieren. Neben den medizinischen Maßnahmen werden die Raumfahrer in der Hauptsache natürlich technisch von der kosmischen Strahlung abgeschirmt – durch die Schutzhülle des Raumschiffs und verschiedene andere Vorrichtungen.
    Ähnlich extrem wie die Strahlungswerte sind die Temperaturen. In einem Artikel des Tagesspiegel vom August 2008 wird berichtet, welchen Bedingungen die Astronauten bei Außenbordeinsätzen ausgesetzt sind: Vorn, im direkten Sonnenlicht, können das 200 Grad plus sein; hinten im Rücken 180 Grad minus. Eine Temperaturspanne, die man sich nur schwer vorstellen kann. Ich habe Professor Gunga dazu befragt, wie es überhaupt möglich ist, dass die Raumfahrer diese Temperaturen aushalten. Gleicht der Anzug das aus?
    „Die Anzüge bestehen aus 15 verschiedenen Lagen. Der Astronaut muss dann selbst entsprechend gekühlt werden, oder er muss erwärmt werden, das ist nicht so leicht. Deswegen hat er Unterwäsche an, die mit Kapillaren ausgestattet ist. Durch diese fließt permanent Flüssigkeit, mit der versucht wird, den Körper entweder aufzuwärmen oder zu kühlen. Ab und zu haben die Astronauten an den Fingern Erfrierungen gezeigt, weil es ihnen zu kalt geworden ist, aber im Prinzip handelt es sich hier um ein technisches Problem, das man lösen kann.“
Zukunftsvisionen
    Die Probleme, die man bisher nicht lösen konnte, sind indessen erheblich. Die Erfahrungen, die in den letzten 50 Jahren in der Raumfahrt gesammelt wurden, sind so gering, dass die Realisierung von längeren Aufenthalten auf Mond und Mars in weiter Ferne liegt. Bisher sind nur einige wenige Menschen im All gewesen, die allerwenigsten von ihnen über einen längeren Zeitraum (von einem Jahr und mehr).
    Zu den bisher völlig ungelösten Problemen gehört die Tatsache, dass wir uns im All nicht ernähren können, weil es auf den bisher entdeckten Planeten keine Vegetation gibt. Denn auch die Pflanzen der Erde sind einerseits von der Schwerkraft und andererseits vom Licht abhängig. Wir können uns nur so lange im Weltraum aufhalten, wie unser Reiseproviant reicht.
    Danach müssten wir ähnlich einem göttlichen Schöpfer die Welt als hochkomplexe Biosphäre ein zweites Mal erschaffen. Wissenschaftlich ausgedrückt: Was immer die Entstehung von Leben auf der Erde ausgelöst hat – der Urknall oder eine bestimmte chemische Verbindung –, es müsste sich wiederholen. Erneut müssten Pflanzen und Tiere entstehen oder gezüchtet werden, von denen wir uns ernähren könnten. Immerhin, erste Versuche, Gemüse unter Weltraumbedingungen anzupflanzen, wurden bereits unternommen. Doch Professor Gunga bestätigt mir: „Wenn Sie auf dem Mars sind, können Sie keine Nahrungsmittel anbauen. Das würde zwar gerne gesehen, aber zur Zeit sind der
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