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Extrem

Extrem

Titel: Extrem
Autoren: Stefan Goedde
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die zunehmend größer werdenden Löcher im Ozonfilter gerät nun immer mehr UV-Strahlung ungehindert auf die Erde und stellt dort inzwischen eine ernstzunehmende Bedrohung dar. Sie verursacht dabei nicht nur stärkere Sonnenbrände und Hautkrebs, sondern wirkt sich, genau wie die Strahlung radioaktiver Substanzen, schädlich auf das Immunsystem der Menschen und ihr Erbmaterial aus und verursacht außerdem verschiedene Augenleiden.
    Für das Sonnenbaden gelten, seit es zu massiven Veränderungen innerhalb der Erdatmosphäre gekommen ist, heute viel schärfere Vorsichtsmaßnahmen als noch vor 30 oder 40 Jahren. Ohne Sonnencreme mit hohem Lichtschutzfaktor und hochwertige Sonnenbrillen sollte man sich in den heißen Monaten des Jahres überhaupt nicht mehr im Freien aufhalten. Ob die Sonne Leben spendet oder aber eine zerstörerische Kraft entwickelt, hängt wesentlich von unserem Umgang mit ihr ab. Wie Paracelsus sagte: Die Dosis macht das Gift.

Keine Marsmission ohne Thermosocken
    Was passiert eigentlich mit dem Apfel, wenn er, nachdem die Hand ihn losgelassen hat, nicht von der Schwerkraft angezogen auf den Boden fällt? Wenn die Gravitation, die Anziehungskraft der Erde, ihn nicht zum Fallen zwingt, dem unvermeidlichen Aufprall entgegen? Was passiert mit einem Apfel im Weltall? Nicht viel, vermutlich. Er würde sich wahrscheinlich treiben lassen, schwerelos, ohne Richtung, ohne Ziel.
    Anders der Mensch. Das Ziel derer, die auf Missionen im All unterwegs sind, ist klar: Erst war es der Mond, später die Raumstation ISS, und in Zukunft wird es vielleicht der Mars sein. Doch die Schwerelosigkeit verursacht dem menschlichen Körper im Gegensatz zum Apfel eine lange Reihe von Unannehmlichkeiten. Die Bedingungen im All sind so lebensfern, die Realität so weit von den heldenhaften Abenteuern eines Captain Kirk oder Mr. Spock entfernt, dass alle Zukunftsvisionen über einen regen Tourismusverkehr auf Mond und Mars, der Gedanke gar an dieBesiedlung neuer Planeten, bisher nur eines sind: Science Fiction.
Völlig losgelöst
    Der menschliche Körper ist kompliziert. Allein der scheinbar harmlose Wegfall der Schwerkraft bewirkt, dass unser gesamtes Innenleben förmlich aus den Fugen gerät. Das beginnt mit dem Blutkreislauf. Unser gesamter Versorgungskreislauf ist darauf eingestellt, dass wir einen großen Teil der Zeit aufrecht stehen. Alles hat seine klar vorgezeichneten Wege, die entweder von unten nach oben oder von oben nach unten führen. Fällt die Schwerkraft weg, treten Flüssigkeitsverschiebungen in Richtung Kopf auf, und damit verbunden gehen in den unteren Extremitäten circa zwei Liter Flüssigkeit verloren. Dadurch gerät vieles aus dem Gleichgewicht, unter anderem der Wärmehaushalt des Körpers. Über Kopf und Hals wird nun viel mehr Wärme abgegeben, während die Astronauten selbst bei einer Raumtemperatur von 29 Grad Celsius noch Socken tragen, weil die körpereigene Heizung an den Füßen nicht mehr funktioniert. Von der Verschiebung der Flüssigkeiten im Körper sind auch die Organe betroffen. Die Niere zum Beispiel produziert in den ersten Wochen im All weniger rote Blutkörperchen, womit sich auch die Zusammensetzung des Blutes verändert.
    Unsere innere Mechanik ist in vielerlei Hinsicht auf die Schwerkraft ausgerichtet. Einen großen Teil der Muskulatur benötigen wir alleine dazu, uns aufrecht zu halten. Die Kraft der Erdanziehung wirkt auf uns wie ein Hometrainer, der permanent in Betrieb ist. Unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit, wenn der Hometrainer ausfälltund die Muskeln sich nicht mehr der Gravitation entgegenstemmen, kommt der Körper schnell aus der Übung: Bei Kurzzeitmissionen ins All werden 20, bei Langzeitmissionen bis zu 50 Prozent der Muskelmasse abgebaut. Um diesem Abbau vorzubeugen, müssen Astronauten auf ihren Weltraummissionen ein strenges Trainingsprogramm an eigens dafür konstruierten Geräten absolvieren.
Weltraummedizin
    Doch das ist längst nicht alles. Angesichts der extremen Bedingungen, denen der menschliche Körper im All ausgesetzt ist, hat sich im Rahmen der Weltraumforschung ein eigener medizinischer Forschungszweig herausgebildet. Mit dem Leiter des Zentrums für Weltraummedizin (ZWMB) an der Charité in Berlin, Prof. Dr. Hanns-Christian Gunga, konnte ich über verschiedene Aspekte seiner Arbeit sprechen. Und so habe ich ihn zunächst zur sogenannten „Weltraumkrankheit“ (Space Motion Sickness) befragt. Ihre Symptome sind starke Übelkeit und
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