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Expedition Mikro

Expedition Mikro

Titel: Expedition Mikro
Autoren: Alexander Kröger
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stand, wies auf den Schirm und gab eine Order hinüber zum Katamaran, die Bänder der letzten Ereignisse zu überspielen. Dann schloß er sich den anderen an, die lärmend ein abendliches Bad nahmen.
    Gwen grinste nur, als Hal seine Verwunderung über Res’ schroffes Auftreten zum Ausdruck brachte. »Du täuschst dich!
    Sie ist im Augenblick besessen von dieser Arbeit und obendrein verbiestert. Sie ist sonst ein lieber Kerl. Ev kennt sie gut.
    Und ich bin sicher, wenn sie alles hinter sich hat, ist sie wieder friedlicher.«
    Hal ging mit neuen Vorsätzen zu Res. Die Übertragung war zu Ende, sie saß und rührte sich nicht.
    »Nun?« fragte er.
    Sie sah hoch, brauchte eine Sekunde, um zurückzufinden, und dann sagte sie langsam: »Kannst du es möglich machen, daß ich mit denen, die nach eurer«, das »eurer« sagte sie ironisch, »Meinung von den Kleinen hinzugezogen werden sollen, schnell Kontakt bekomme?«
    Hal zuckte mit den Schultern. »Sicher«, sagte er. »Aber kommt es auf den Tag an?«
    Sie sah ihn durchdringend an. »Es kommt«, sagte sie bestimmt. »Sie legen in der Stunde trotz eures Gases immer noch einen Meter zurück. Sie sind heimtückisch und raffiniert. Ich weiß nicht, ob sie im Augenblick noch immer Beton mögen!
    Und Zeit ist genug verbummelt!«
    »Gut, ich werde es versuchen«, sagte Hal.
    Zunächst rief er Djamila und sagte ihr, daß er noch zu tun hätte. »Länger«, sagte er auf ihre Frage hin, denn ihm schwante einiges, wenn er in Res’ entschlossenes Gesicht blickte. Dann versuchte er auf der vereinbarten Welle Gela zu erreichen. Statt ihrer meldete sich eine Zentrale, und es dauerte eine Weile, bis sie Gela gefunden hatten. Und das erste, was sie Hal fragte:
    »Ist es sehr wichtig? Ich bin bei meinen Eltern.«
    Zunächst wußte Hal nichts zu antworten. Er blickte vorwurfsvoll auf Res. Sie zuckte gleichgültig mit den Schultern.
    Hal war das peinlich. »Und Chris?« fragte er.
    »Chris ist beim Rat, eine Sonderzusammenkunft – wegen morgen.« Plötzlich schien Gela etwas zu begreifen. »So war es nicht gemeint, Hal, entschuldige. Nur wenn es wichtig ist, nachweisbar, darf ich einen Hubschrauber anfordern. Unter der Überdachung ist Fliegen nicht üblich.«
    Hal stand vor einer Entscheidung. Dann entschloß er sich angesichts der aufgebrachten Res’, alle Zurückhaltung aufzugeben, geschehe, was da wolle, und er sagte, was sie wußten, was sie vermuteten.
    Gela hörte so still zu, daß Hal mehrmals dazwischenfragte, ob sie noch da sei. Erst antwortete sie nur aufgeregt zustimmend, dann zögernd, nachdenklich. Plötzlich unterbrach sie ihn brüsk und sagte, nein, rief: »Seid bitte in einer Stunde empfangsbereit, ich melde mich. Ende!«
    Reichlich verdutzt blickte Hal auf Res.
    »Schöne Freundin«, sagte sie spöttisch.
    »Warte ab«, sagte Hal schroffer als beabsichtigt. Was hatte Gela? Es war nicht ihre Art, ein Gespräch so abrupt abzubrechen. Wir hätten ihnen damals während ihres Besuches reinen Wein einschenken müssen. Aber das jetzt einzugestehen, hieße Öl in Res’ Feuer gießen!
    »Was bleibt anderes übrig«, sagte Res.
    Sie liefen zunächst am Strand hin und her, Res und Hal. Die anderen saßen drüben auf dem Katamaran in einer großen Runde und berieten. Einmal winkte Djamila herüber. Hal wäre gern zugegen gewesen; dann hätte er aus erster Hand erfahren, was sie morgen den Kleinen vorschlagen wollten. Es waren mit neuen Abgesandten der UNO auch neue Instruktionen gekommen. Andererseits reizte Hal die Arbeit mit Res. Im kleinen fühlte er wie sie, nur daß sie es eben umfassender packen wollte. Und sie ist bedeutend mutiger als ich, dachte er. Sie hat von ihrer Idee nie abgelassen, hat an ihrer Überzeugung festgehalten und, was das wichtigste war, sie auch überall vertreten und verteidigt, während ich eben weiter an den Chemokatalysatoren herumpussele. Deshalb, und jetzt wurde Hal das klar, bewunderte er Res. Und wenn sie in ihrem Wollen das eine oder andere übertrieb – was tat das schon!
    Res schritt kraftvoll neben ihm her. Der Wind bog ihre silbermelierten Haarstoppeln und blähte den bis zu den Oberschenkeln reichenden Blouson. »Irgend etwas ist bei denen nicht in Ordnung«, sagte sie plötzlich. »Daß es sie beunruhigt, ist verständlich. Schließlich steckt in unserer Bitte um Hilfe auch eine Anschuldigung, ein Verdacht.«
    »Wir haben nichts unterstellt«, wandte Hal ein.
    »Auf den Kopf gefallen sind die nicht!«
    »Wir haben ihnen gesagt, daß wir
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