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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Autoren: Uschi Obermaier
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vor der Kamera gearbeitet, wenn jemand ein Foto machen wollte. Das gehört einfach zu dem Spiel dazu, wenn du professionell bist. Es gab keine Schnappschüsse oder Abschüsse, wie man sie heute oft sieht. Mit der Zeit habe ich aber gemerkt, dass auch diese Art der Beobachtung für mich zu viel wurde. Ich habe ja von dem Ort oder dem Konzert, bei dem ich war, gar nichts mehr mitbekommen. Ich war wie ein Nebenereignis, auf das die anderen schauten, eine Extra-Show. Dabei wollte ich und wollten die, mit denen ich unterwegs war, einfach nur eine gute Zeit haben, ganz normal Spaß haben eben.
    Bei den Leuten, die ich kenne und die wirklich bekannt sind, ist das richtig schlimm und widerlich! Alle um sie herum schleimen nur rum, du bekommst kein echtes Wort, kein echtes Gefühl. Alles nur Berechnung, weil du ein Produkt bist, eine Ware oder eine Ikone. Man hat so kein wirkliches Leben mehr, sondern nur noch irgendein Image. Aber jeder Mensch hat seine Höhen und Tiefen, seine guten und schlechten Momente im Leben. Das ist normal. Ich möchte einfach angemessen behandelt werden, sodass das, was ich im Moment verströme, auch wieder zurückkommt und nicht irgendein Gelaber oder Gelüge. Ich will Wahrhaftigkeit. Wenn ich ekelhaft bin, dann kann auch ruhig etwas Ekelhaftes zurückkommen. Das habe ich mir dann selbst eingebrockt. Keiner muss dann nett und lieb mit mir sein. Genauso wenig, wie ich die Erwartungen von anderen erfüllen will und nett und lieb bin, obwohl mir etwas ganz anderes entgegenkommt. Das hasse ich, und das ist mein größter Horror. Ich will keine Erwartungen erfüllen. Ganz im Gegenteil: Ich will in jedem Moment den Raum haben, mich zu ändern. Ein Image dagegen ist so tot. Da ist das spice vom Leben weg. Natürlich bin ich Realistin. Ich weiß, dass ich immer ein bestimmtes Image haben werde. Das ist okay, solange es mich in meinem Leben nicht beeinträchtigt oder es mir zu Kopf steigt. Ich will die Freiheit haben, nicht so zu sein, wie alle denken. Bei mir zu bleiben.

Jede Art von fame…
    … ist ja mit Erwartungen verknüpft. Alles wird beobachtet, jeder Schritt, den du machst, wird bewertet. Das ist mir zu eng. Ich kann dann nicht mehr kreativ sein, nicht mehr spielen, mich nicht mehr leicht ausdrücken. Mir schnürt sich da alles ab. Also habe ich schon sehr früh vieles um mich herum ausgeblendet. Auch wenn Männer mir nachgeschaut haben, habe ich das vielleicht registriert, mir dann aber ganz klar gesagt: »Ich sehe das gar nicht.« Das löst bei vielen Männern dann natürlich genau das Gegenteil aus, und sie entwickeln ihren Jagdinstinkt.
    Mir war auf alle Fälle schon sehr früh und sehr schnell klar, dass eine ständig auf mich gerichtete Daueraufmerksamkeit zu viel für mich war. Ich konnte und kann damit nicht umgehen, finde es anstrengend. Außerdem hatte ich Angst, dass mich das Ganze verändert und ich nicht mehr real bin. Aber das Allerschlimmste war, dass ich mein Umfeld einfach nicht mehr richtig wahrnahm. Alles wirkt so unnatürlich verzerrt. Das ist doch kein Leben.
    Mir ist wichtiger, dass ich für Menschen das bin, was ich auch gerade im Moment bin. Kein Bild, kein Spiegel, keine Projektionsfläche. Eigentlich will ich nur angenommen werden, so, wie ich bin unmittelbar in dem Moment, in dem ich hier und jetzt bin. Das ist das Einzige, was zählt. Der Moment. Und nicht, was mein Bild ausfüllt, der Ballast dahinter, die Muster.
    Diese Geschichte hat mir unser Freund Mewi einmal erzählt:
    Der alte Stammeshäuptling sitzt mit seinem jungen Enkelsohn am Lagerfeuer und philosophiert über das Leben. »Weißt du«, sagte er zu seinem Enkel,
    »es gibt in jeder Menschenseele zwei Wölfe, einen guten und einen bösen, die gegeneinander kämpfen.«
    Da fragt der Enkel: »Und welcher gewinnt?«
    Der Alte antwortet: »Der, den du fütterst.«
    Anna: Aim high, was bedeutet das noch, außer immer wieder hoch zu zielen?
    Uschi: Für mich heißt das zum Beispiel: Ich will innocent bleiben, also eigentlich naiv bleiben. Mit dem Ziel, dass ich mir meine Begeisterung behalten kann. Das ist das Wichtigste für mich: begeisterungsfähig zu sein, elektrisiert zu sein.
    Anna: Du bist eben ein romantischer Mensch.
    Uschi: Bei manchen wird man dafür für blöd gehalten. 66 Jahre auf dem Buckel und will noch innocent und naiv sein. Aber naiv heißt ja nicht, dass du dir selbst nicht zuschaust und nicht nachdenkst. Ganz im Gegenteil. Das Dahinterschauen hilft dir doch dabei, Geheimnisse zu
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