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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Autoren: Uschi Obermaier
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gefragt, was meine größte Angst ist. Ich habe da noch einmal nachgedacht und weiß: Meine größte Angst ist, nicht geliebt zu werden.
    Anna: Nach wie vor?
    Uschi: Ja, vielleicht ist das undankbar. Weil, ich habe so viele Liebesbeweise bekommen von den Menschen um mich herum und natürlich auch von meinen Männern. Diese Happenings von Bockhorn, die er für mich inszeniert hat, wenn ich von einem Job heimkam. Mir wurden tatsächlich richtige Altäre bereitet, wenn ich darüber nachdenke. Es waren halt spezielle Arrangements mit Totenköpfen, Blumen, Dolchen und Bildern. À la Bockhorn eben. Oder Rainer, der hat mir seine Liebe auch dadurch gezeigt, dass er sich um meine Briefe und Rechnungen gekümmert hat. Das ist vielleicht nicht so aufregend, aber ich habe es doch als Geschenk betrachtet. Der hat mir unglaublich viel abgenommen.
    Anna: Deine Männer haben dich alle wahnsinnig geliebt. Aber du wirst nicht satt davon, oder?
    Uschi: Nein. Ich finde auch diesen Spruch »Man muss sich ja nur selber genug lieben, dann braucht man die Liebe vom anderen nicht mehr« nicht so überzeugend. Ich brauche die Spiegelung, das Feedback. Vielleicht bin ich da zu schwach oder zu eitel. Das ist mir aber ehrlich gesagt auch ziemlich egal. Ich werde gerne verwöhnt, weil ich ja genauso zurückliebe ohne Limits. Und das, glaube ich, gibt es nicht so oft. Das fanden meine Männer faszinierend, soviel ich weiß. Darauf hat jeder ein Recht, der liebt.
    Trotzdem bin ich mir selbst in solchen Zeiten treu geblieben und habe nicht irgendetwas gemacht oder gearbeitet, was mir keine Freude macht. Das Leben ist zu kurz, um sich mit schlechten entfremdeten Sachen zu beschäftigen. Dafür ist mir meine Zeit zu schade, auch wenn ich hungern muss. Nein, das ist übertrieben. Ich hatte ja auch das Glück, immer Freunde und meine Adoptiveltern zu haben, die mir unter die Arme griffen, wenn es nötig war. Das mache ich auch für meine Freunde, keine Frage.
    Aber mir war immer unglaublich wichtig, dass ich das machen kann, was ich will. Ich will und kann mich da nicht verbiegen. Dann war ich natürlich auch immer lucky dran. Gerade noch durchgekommen! Ich habe da schon ein besonderes Glück. Meine Wünsche sind so viel stärker als alles, was einen runterziehen kann.
    Und ich bin immer wieder stolz, wenn ich es schaffe, eine Angst zu überwinden. Als ich im Winter 2013 nach Thailand gefahren bin, hatte ich schon ziemlich Schiss. So alleine reisen … Ich war immer gerne in company auf meinen Reisen und fühlte mich dann ungeschützt. Auch war ich mir nicht so sicher, ob das so ein Riesenspaß werden würde. Aber letztendlich ist mir das Reisen dann doch wichtiger, als daheim zu bleiben und mich um meinen Office-Kram zu kümmern, um das Grundstück, das Auto, meine Hunde.
    Früher hatte ich ja immer jemanden, der sich um alles kümmerte, meinen Briefverkehr, Buchhaltung und so weiter. Auto fahren, einkaufen, Essen kochen. Da wurde mir alles abgenommen, was ich nicht gerne machen wollte. Als ich dann alleine und auf mich gestellt war, musste ich auch in diese unangenehmeren Pflichten einfach hineinwachsen. Ich musste auch ein bisschen meine Arroganz verlieren vor diesen »langweiligen« Angelegenheiten. Autofahren macht mir sogar richtig Spaß. Heute weiß ich aber, wie wichtig diese Dinge für mein Leben sind, und versuche, sie deshalb genauso sorgfältig zu erledigen wie meine kreativen Aufgaben. Das macht mich richtig froh. Ich bin da auch das glatte Gegenteil von chaotisch. Ich kenne einige, die finden nie etwas in ihren Unterlagen, auch wenn es lebenswichtig ist, und wursteln sich einfach so durch, ohne wirklich etwas auf die Reihe zu bekommen. Mir ist aber bei allem wichtig, was mir gehört und zu meinem Leben, dass ich über alles genau Bescheid weiß und dass ich die Dinge im Griff habe. Das bedeutet, dass ich nur so meine Selbständigkeit erhalte. Sonst mache ich mich abhängig von anderen, die aber vielleicht gar nicht in meinem Sinne handeln. Und ich muss mich da immer wieder zusammenreißen.

Mutig zu sein und aufzubrechen …
    … hat deshalb auch nichts damit zu tun, dass man keine Angst hat. Sondern es trotzdem zu tun, auch wenn man Angst hat. Viele meiner Freunde haben gesagt: Du bist doch schon so viel gereist, was hast du denn? Aber jede Reise und jeder Aufbruch ist wieder eine neue Situation. Du weißt nicht, wie es ausgeht, es ist eben nicht planbar. Du lässt dich auf ein neues Abenteuer ein. Außerdem werde ich auch älter und
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