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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Autoren: Uschi Obermaier
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wieder einen Schubser, wenn ich vor dem Spiegel stehe und mich über dies und das aufrege und hin und her überlege, ob ich nicht doch was machen lassen soll. Oder kürzlich habe ich auch Marianne Faithfull in einem Film gesehen, die jetzt auch nicht mehr so super aussieht, aber so sehr gut war. Das beeindruckt mich irgendwie mehr, zu den Zeichen der Zeit zu stehen. Man bekommt auch mehr sympathy oder Wärme geschenkt. Mehr wahrscheinlich als Jane Fonda, die ja wunderschön aussieht dank ihrem Chirurgen. Aber du merkst einfach, dass es nicht echt ist. Trotzdem schwanke auch ich, dauernd. Vielleicht liegt das auch daran, dass Schönheit mein erster Beruf war. Ich sage deshalb auch lieber nicht, dass ich nichts machen werde. Ein schwerer Konflikt … Meine Schwachstelle nenne ich jedenfalls nicht, sonst schaut jeder darauf.
    Anna: Das fällt doch anderen überhaupt nicht so auf.
    Uschi: Ha, das sagen die immer. Aber ich sehe es, und es ist das Einzige, was ich sehe, wenn ich in den Spiegel schaue. Trotzdem habe ich Sorge, dass ich durch einen Eingriff an personality verliere. Oder ich habe Pech, und es sieht fürchterlich aus, obwohl ich beim teuersten Chirurgen war … Wahrscheinlich hat es eher etwas Sympathisches, wenn man normal älter werden kann.
    Anna: Die Frage ist, ob es dich dann echt glücklich macht und ob du dich dann noch schön fühlst und so auch auftrittst.
    Uschi: Das ist ein bisschen der Knackpunkt. Weil, leichter im Leben hat man es als schöne Frau schon. Die Türen gehen auf. Du kriegst bessere Plätze. Du bekommst erst einmal Aufmerksamkeit. Andererseits jammern schöne Frauen genauso an sich herum wie weniger schöne. Schönsein ist im Grunde immer eine Momentaufnahme. Du empfindest dich ganz anders, wenn du aufwachst. Oder du hast eine schlechte Haut, oder deine Haare stimmen nicht. Oder irgendetwas an deinem Körper ist nicht perfekt.
    Ich finde das schrecklich, und ich möchte das auch jüngeren Mädels sagen genauso wie Frauen meines Alters: Es ist so eine Verschwendung, sich da herumzuquälen. Genieß doch lieber den Tag heute, denn so schön wie heute wirst du nie mehr aussehen (ab einem gewissen Alter natürlich). Genieß es! Es gibt da ein schönes Beispiel: Ich nenne es das »Passport-Syndrom«. Alle fünf oder zehn Jahre bekommt man ja einen neuen Pass. So, und schon mit Mitte dreißig schaust du dir deine neuen Passbilder an und denkst: »Um Gottes willen, jetzt ist es passiert, jetzt ist es so weit, jetzt geht es den Bach runter.« Nach zehn Jahren kommt das neue Foto. Und das Gleiche passiert wieder: »Um Gottes willen …« Und dann siehst du ganz sehnsüchtig dein altes Foto an und findest, immer, immer: »So schlecht habe ich da ja gar nicht ausgeschaut.« Da sieht man, wie blöd das Ganze ist und was für ein waste von time and energy. Also genießt euch im Hier und Jetzt!
    Anna: Aber wir sind halt eitel und unsicher.
    Uschi: Ich habe es ja auch noch nicht geschafft. Was eben zusätzlich etwas ungerecht ist, dass Männern ihre Falten zugestanden werden. Manche werden sogar besser mit dem Alter. Nicht viele, aber manche schauen wirklich interessanter aus. Bei Frauen muss da noch mehr Zeit vergehen.
    Anna: Und darüber werden wir alt.
    Uschi: Ideal wäre es wirklich, wenn wir uns schon als junge Frauen abgewöhnen könnten, sich sinnlos immer selbst runterzumachen. Das ist es nämlich. Das ist die Quelle von dieser ganzen Unsicherheit. Außerdem geht es ja nicht nur ums Schönsein, sondern um das Sich-schön-Fühlen. (Ein gutes Licht im Badezimmer hilft sehr.) Ich kenne Frauen, die sehen jetzt nicht so wahnsinnig schön aus, aber die entwickeln dann ganz andere Qualitäten. Die haben andere Dinge drauf, Talente oder Humor oder etwas besonders Liebenswertes und Attraktives. Nur schön sein ist außerdem langweilig. Das sieht man ja bei vielen ehemaligen Beauties: Wenn du nicht noch etwas anderes zu bieten hast außer deinem Aussehen, ist das insgesamt doch eher mau.
    Diese Lebensfreude zu erhalten ist nicht immer einfach. Nach meiner unglücklich beendeten Liebe war mir klar, dass ich nur weiterkomme, wenn ich es schaffe, die Liebe aus mir selbst zu holen. Der andere hat nicht die Verantwortung für mein Leben. Er hat mich verletzt, ich habe mir das anders vorgestellt – wobei ich wirklich kein Happy End wollte, an dem wir am Ende zusammenziehen. Für mich hätte es genauso weitergehen können wie die Jahre zuvor. Das wäre der Idealzustand gewesen. Aber gut: Nothing is forever.
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