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Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)

Titel: Expect nothing!: Die Geschichte einer ungezähmten Frau (German Edition)
Autoren: Uschi Obermaier
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Frauen, die die meiste Zeit mit einem Mann zusammengelebt haben, ist das wahrscheinlich nicht so ein Wunschmuster. Am wichtigsten ist, dass das Gegenüber auf Nasenhöhe ist so wie Bockhorn oder mein Exlover. Und dass man sich gegenseitig inspiriert, so wie es in der Zeit mit Walter war. Das sind meine Idealvorstellungen. Bei einem jüngeren Partner wie mit Abdul, obwohl ich den gar nicht als Partner bezeichnen will, sondern eher als my sweetness, da ist die Nasenhöhe nicht ganz da. Wir haben ja ganz unterschiedliche Erfahrungen, und ich muss viel mehr erklären, mich erklären. Das ist teilweise ganz schön mühsam.
    Aber klar, es gibt viele Junge, die mir gefallen. Die sind einfach ein schöner Anblick …
    Aber ich suche mir schon aus, mit wem ich zusammen sein will. Eine Partnerschaft um jeden Preis, nur damit ich nicht alleine bin, käme nie in Frage. Da habe ich eine viel bessere Zeit mit mir. Und meinen Freunden. Und meinen Tieren. Ich bin zwar manchmal alleine, aber ich bin nicht einsam. Und I’m myself a good company.
    Außerdem nervt mich eh schnell viel, wenn jemand ständig um mich herum ist, weil ich es gewohnt bin, dass alles nach meiner Nase geht. Ich hatte zuletzt ja noch einen Lover, der mich so an Jimi erinnert hat – auch ein Musiker, den ich über Freunde kennengelernt habe. Aber vom Wesen war er eben nicht Jimi, sondern eben Anthony. Er war schön, irgendwie exotisch, musikalisch und sexy und hat mich meinen Schmerz etwas vergessen lassen. Aber ich habe es mir schnell so eingerichtet, dass wir uns unter der Woche überhaupt nicht sehen. Das hätte ich nicht ausgehalten. Die Regelung fand ich wunderbar, und sie hielt uns auch gut zwei Jahre zusammen, das war sogar länger, als ich eigentlich wollte.
    Wenn ich so zurückschaue, habe ich eigentlich immer sehr gute Männer gehabt, keine weirdos oder jemanden, der einem das Leben schwer macht. Über die paar wenigen Ausrutscher sehe ich gnädig hinweg. Bei Anthony hat sich dann aber herausgestellt, dass wir einfach zu wenig gemeinsame Interessen gehabt haben. Ich wusste zwar von Anfang an, dass er als Afroamerikaner aus einem ganz anderen kulturellen Hintergrund kam und auch eine andere Erziehung erlebt hat. Und ich habe eben das Leben geführt, das ich mir gewünscht habe, und das hatte sicher ein paar Facetten mehr. Da kannst du dann so viel nicht erwarten von deinem Lover, aber irgendwann nervt es und wird frustrierend. Wenn du nicht Nase an Nase leben kannst, geht nichts weiter. Dann bleibst du stecken, bleibt deine Beziehung stecken, dann findet keine Entwicklung mehr statt und kein Märchen mehr.
    Ich muss leider sagen, dass ich dann auch keine besonders nette Person mehr bin. Das geht mir auf den Geist, wenn alles so erstarrt in einer Routine und in Langeweile. Ich bin da knallhart und sage dem anderen auch die Wahrheit. Im Nachhinein tut es mir natürlich (manchmal) leid, weil der andere das in der Härte (meistens) auch nicht verdient hat. Aber an der Stelle fängt in den meisten Beziehungen das Kompromissemachen an. Das sehe ich ja bei manchen Freundinnen. Ich bin aber nicht die Frau, die sich brav neben ihren Lover aufs Sofa setzt und Fußball-Games anschaut. Mal ist ja okay. Doch wenn ich das Gefühl habe, ich bin stuck, dann nichts wie raus! Was mir beim armen Anthony aber wirklich gereicht hat, war ein Spruch. Ich sagte zu ihm: »Ach, lass uns doch ans Meer gehen.« Da kam nur: »I’ve seen it.«
    Und das hat mir gereicht. Tatsächlich habe ich das Meer auch schon mehr als einmal gesehen, und es ging ja hier nicht um eine Expedition. Ich wollte doch nur an den beach gehen. Ich bin von meiner Gesinnung sehr mannähnlich, eben auch mit dem Thema von meinem eigenen space. Ich bin auch überhaupt nicht nonchalant und nachgiebig und renne meinem Lover immer hinterher. Ich klammere nicht. Aber vielleicht ist das auch gar nicht männlich, sondern wieder so ein Lilith-Thema. Es gibt ja auch genügend Männer, die die Frau neben sich nur haben, um nicht allein zu sein. Oder die mit einer Frau zusammen sind, die nicht bedrohlich ist. Das ist zwar auch nicht sehr aufregend, aber beruhigend. Mutti ist da. Die kocht auch, wenn man was will, und holt auch mal das Bier. Da wird man dann auch nicht gefordert. Da wächst nichts, da gibt es keine Entwicklung. Nein, dann lieber allein!
    Emanzipiert? Ja klar bin ich emanzipiert: In dem Sinne, dass ich schon immer gemacht habe, was ich will.

Lilith, Teil II
    Ein Lilith-Leben hat auf jeden Fall seinen
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