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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung
Autoren: B Ashton
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die Schuld. Sie weiß bloß nicht, was passiert ist, außer dass du ihn als Letzte gesehen hast. Wenn Jacks Abschiedsbrief nicht gewesen wäre …«
    Jacks Abschiedsbrief. Seine Mutter hatte ihn am Tag nach Jacks Verschwinden gefunden. Jack hatte geschrieben, dass er davonlaufen würde. Er bat seine Eltern, nicht nach ihm zu suchen. Ich hatte erst von dem Brief erfahren, als Jack nicht mehr da war.
    »Glaubst du … glaubst du, er wusste zu dem Zeitpunkt schon, was er tun würde?« Meine Stimme zitterte, und ich holte tief Luft. »Ich meine, wie hätte er es wissen können? Wie hätte er …« Aber er hatte es gewusst. Der Abschiedsbrief war der Beweis.
    Will nahm mich in die Arme und hielt mich ganz fest, während ich angestrengt versuchte, nicht völlig die Kontrolle zu verlieren.
    »Ich war genauso überrascht wie du. Er hat nicht ein Wort davon gesagt, dass er vorhatte, für dich zu gehen. Ich dachte, er hätte höchstens vor, mit dir zu gehen.«
    »Es ist meine Schuld.«
    »Sag so was nicht. Jack wusste, was er tat. Außerdem, wenn er noch hier wäre und dich wieder verloren hätte …, dann wäre er jetzt unausstehlich.« Wills Lippen verzogen sich zu einem traurigen Lächeln. »Glaub mir, ich hab’s erlebt. Ständige Jammervisage, jede Menge Piercings, schlechte Gedichte, Tattoos. Gar nicht gut.«
    Ich lächelte und dachte an das Tattoo auf Jacks Arm. Es waren alte Sanskritsymbole, und sie bedeuteten Ewig Dein . Dieselben Worte, die er mir nach unserem ersten Tanz auf einem Zettel in die Jackentasche gesteckt hatte. Seine letzten Worte an mich, bevor die Tunnel ihn holten.
    »Nichts hätte Jacks Meinung ändern können«, sagte Will.
    Ich antwortete nicht, aber ich wusste, dass Will da falschlag. Ich war der Grund, warum Jack das Leben ausgesaugt wurde. Und irgendein Teil von Will musste das auch glauben, selbst wenn er es niemals zugeben würde.
    Ich zitterte trotz der warmen Sonne. Er hielt mich ohne ein weiteres Wort noch einige Augenblicke länger, bis mein Atem sich wieder normalisiert hatte und seine Mom ein gutes Stück weg war.
    Wir gingen weiter.
    Will brach als Erster das Schweigen. »Es sind jetzt schon zwei Monate. Glaubst du, er lebt noch?«
    »Ich weiß, dass er noch lebt.« Das war die Wahrheit. Ich hatte Will unzählige Male von meinen Träumen erzählt, aber ich konnte verstehen, wie schwer es war, daran zu glauben. Doch vielleicht war es auch ein Trost für ihn, es wieder und wieder aus meinem Mund zu hören.
    »Wieso bist du dir da so sicher?«, fragte er.
    Ich lächelte. »Er hat mir erzählt, dass es sich bei den Symbolen in seinem Tattoo um alte Sanskritzeichen handelt. Ich hab das recherchiert, und es stimmt. Woher hätte mein Unterbewusstsein das mit dem Sanskrit wissen können?«
    Er nickte.
    Ich packte seinen Arm. »Ich geh ihm nach, Will. Das weißt du doch, oder?«
    Will schüttelte den Kopf und lächelte schwach. »Wie denn, Becks?«
    Ich zögerte, ihm von meiner Karte mit den Überraschungsauftritten der Dead Elvises zu erzählen und von meiner Theorie, dass sie sich Park City näherten. Ich wollte nicht, dass er sich zu große Hoffnungen machte, doch dann musste ich an unsere gemeinsame Geschichte denken. Für ihn und mich konnten die Hoffnungen gar nicht groß genug sein. Das wäre gar nicht möglich.
    »Cole war mit seiner Band gestern Abend in Austin«, sagte ich. »Er nähert sich. Ich glaube, er kommt zurück.«
    Wills Gesicht veränderte sich so minimal, dass es mir beinahe entgangen wäre. Aber die Veränderung war da. In den kleinen Fältchen um die Augen, im winzigen Zucken des Mundes. Hoffnung.
    Nicht die Berge voll Hoffnung, die jemand empfand, der nicht durchgemacht hatte, was wir durchgemacht hatten. Wills Hoffnung war genau wie meine. Ein winziges Körnchen. Ein einziges Körnchen Sand, das durch unsere Körper rieselte und dabei Spuren hinterließ, die nur der jeweils andere sehen konnte.
    Ich packte seinen Arm fester. »Und wenn Cole wiederkommt, brauche ich nur einen kleinen Teil von ihm. Ein Haar. Ein … keine Ahnung … ein Stück von seinem Fingernagel. Irgendwas, das ich im Minimarkt runterschlucken kann.«
    Wir waren jetzt an den Tribünen, wo die Absolventen und ihre Familien an uns vorbeidrängten, doch Will blieb stehen.
    »Wenn Cole wiederkommt«, sagte er, »bring ich ihn um.«
    Ich lachte kurz und trocken auf, trotz der ernsten Situation. »Du kannst ihn nicht umbringen.«
    »Wieso nicht? Wir wissen doch jetzt, wo sich sein Herz befindet. Ich
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