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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung
Autoren: B Ashton
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völlig ausgesaugt, bis er leer ist und stirbt.
    »’tschuldigung, Dr. Hill. Wie war noch mal die Frage?«
    Die Männer im weißen Kittel würden mich holen kommen. Die Wahrheit war: Ich gehörte nicht hierher. Nicht in diese Küche, nicht in mein Bett, nicht in mein Auto. Es stand mir nicht zu, Luft zu atmen. Frei zu sein. Ich gehörte nicht in dieses Leben in der Oberwelt. In das Leben, das eigentlich seines hätte sein sollen.
    Ich würde auf die Abschlussfeier gehen, und noch so viele Mythologiebücher konnten mich nicht davon abhalten. Jack hatte meinen Platz in der Hölle eingenommen. Da konnte ich doch wenigstens seinen Platz auf der Erde einnehmen.
    Meine Augen begannen zu brennen, und ich versuchte, die Tränen zurückzuhalten. Ich schob das Buch noch näher zu meinem Dad. »Ich gehe hin.«
    Er sah mich eindringlich an, dann legte er die Arme um mich. Mein Dad vermeidet Körperkontakt meist, und entsprechend kurz fiel seine Umarmung aus, aber sie verriet mir, wie mein Gesicht ausgesehen haben musste.
    »Ich weiß«, sagte er, fuhr sich mit der Hand durchs Haar und ruinierte den perfekt gezogenen Scheitel. »Kommst du auch klar?«
    Ich lächelte schwach. Jack war nicht mehr da. Ich glaubte nicht, je wieder klarzukommen.
    »Ich schaff das schon.«

Kapitel Zwei
    TAG DER ABSCHLUSSFEIER
    Mein Auto.
    Als ich zur Schule fuhr, wälzten sich die Wolken eines Frühsommergewitters über die Berge. Sie fegten alles weg und ließen nur blauen Himmel hinter sich zurück. Ich wünschte mir, der Wind könnte das Gleiche mit meiner Seele machen: all die schrecklichen Dinge wegfegen, die ich getan hatte, bis nur noch eine reine Seele übrig war, frei von Erinnerungen, frei von Schuld.
    Die meisten dieser schrecklichen Dinge waren allerdings bloß die Folgen einer einzigen dummen Entscheidung: mit Cole zu der Nährung zu gehen. Er hatte mich ins Ewigseits gebracht. Diese Entscheidung durchlebte ich zigmal am Tag neu, wobei ich die Umstände, die dazu geführt hatten, in der Hoffnung korrigierte, die Konsequenzen im Geiste abändern zu können. Was, wenn meine Mom im Jahr davor nicht von einem betrunkenen Autofahrer getötet worden wäre? Ihr Tod hatte mich verändert. Was, wenn der Fahrer des Wagens nicht freigesprochen worden wäre? Die Wut, die mich nach dem Gerichtsurteil erfasste, hätte ich mir niemals zugetraut. Was, wenn ich zu Hause geblieben wäre, statt zu Jacks Footballcamp zu fahren? Was, wenn ich Lacey Greene nicht aus Jacks Wohnheimzimmer hätte kommen sehen, in Shorts, wie sie knapper nicht hätten sein können?
    Was, wenn ich geblieben wäre und Jack die Chance gegeben hätte, mir alles zu erklären, statt Hals über Kopf davonzurasen und zu Cole zu fahren?
    Ich schüttelte den Kopf. Das war die Entscheidung, für die ich mich am meisten schämte. Jack hatte nie irgendetwas getan, was mein tiefes Vertrauen in ihn enttäuscht hätte. Es war meine eigene verdammte Unsicherheit gewesen, die mich an seinem Charakter hatte zweifeln lassen. Wenn ich geblieben wäre …
    Wenn ich doch bloß geblieben wäre.
    Aber ich war nicht geblieben. Ich war, ohne zu zögern, zu Coles Wohnung gefahren. Ich hatte ihn angefleht, mir den Schmerz zu nehmen, und das hatte er getan. Cole hatte mir die Emotionen ausgesaugt. Ich war seine Spenderin gewesen. Hundert Jahre lang hatte er sich von meiner Energie genährt, bis ich nur noch die Hülle meines früheren Ichs war.
    Bremslichter vor mir rissen mich zurück in die Gegenwart, und ich bog in die Straße, an der unsere Highschool lag. Eine halbe Stunde vor Beginn der Feier war der Parkplatz schon fast voll, doch ich fand eine Lücke am Ende der hintersten Reihe, stellte den Motor aus und saß einen Moment still da.
    Obwohl ich meinem Dad gegenüber etwas anderes behauptet hatte, war ich nicht sicher, ob es eine kluge Entscheidung gewesen war, herzukommen. Es würden einige Leute im Publikum sitzen, die mich für Jacks Verschwinden unmittelbar verantwortlich machten, wenngleich niemand wusste, was wirklich an jenem Abend passiert war. Es war für alle unbestritten, dass ich den Footballhelden von Park City als Letzte gesehen hatte. Überall in dieser Stadt spürte ich die unausgesprochene Verachtung, die mir entgegenschlug. Zum Glück hatte ich alle meine Emotionen wiedererlangt und konnte die Gefühle der anderen daher nicht mehr schmecken wie noch in der ersten Zeit nach meiner Rückkehr in die Oberwelt. Ich stellte mir vor, dass die Verachtung bitter schmecken und mir in der
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