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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung
Autoren: B Ashton
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Kehle brennen würde.
    Aber ich hatte es verdient, denn es stimmte. Ich hatte Jack tatsächlich als Letzte gesehen an dem Abend, als die Tunnel ihn holten, er hatte mich von ihnen weggestoßen und war an meiner Stelle hineingesprungen. Ich hatte als Letzte seine Hand berührt, ehe das Mal an meinem Arm – der schwarze Schatten in mir, der die Tunnel direkt zu mir geführt hatte – von mir auf Jack übergesprungen war. Ich hatte als Letzte seinen Namen geschrien. Ich hatte als Letzte aufgehört, um Jack zu weinen.
    Doch in Wahrheit hatte ich nie aufgehört.
    Ich konnte die Tränen nicht beherrschen. Sie flossen selbst jetzt, da ich in meinem Auto saß und vergeblich versuchte, sie wegzuwischen. Sie flossen, obschon ich mir sicher war, dass kein Tropfen Flüssigkeit mehr in mir sein konnte. Sie befleckten jede Nacht mein Kissen und begrüßten mich jeden Morgen im Spiegel.
    Nach meiner Rückkehr von der Nährung war ich zunächst so ausgetrocknet gewesen, dass ich Bedenken gehabt hatte, ob ich überhaupt je wieder imstande wäre, irgendetwas zu empfinden.
    Mittlerweile hatte ich das Gefühl, als würde ich nur noch aus Glasscherben und Tränen bestehen, sonst nichts.
    Ich zog die letzten zwei Taschentücher aus der Packung, die ich immer im Auto hatte. Ich ballte je eins in jeder Hand zusammen und drückte sie gegen die Augen. In letzter Zeit hatte ich angefangen, meine Tränen so zu behandeln, wie ich es mit einer blutenden Wunde an meinem Körper tun würde. Druck ausüben, bis die Blutung aufhörte.
    Ich wusste, ich würde trotz der Tränen irgendwann aus dem Wagen steigen müssen. Ich würde an der Feier teilnehmen, genauso wie ich bei den Football-Testspielen im Frühjahr auf der Tribüne gesessen und die Spiele der Park-City-Mannschaft vom Parkplatz aus verfolgt hatte. Es drängte mich einfach überallhin, wo Jack hätte sein sollen.
    Aber vielleicht hatte mein Dad recht. Was machte es für einen Unterschied, ob ich hier war oder nicht? Jack würde es schließlich nicht wissen. Ich fühlte mich wie eine Heuchlerin. Ich legte den Kopf aufs Lenkrad und schloss die Augen. Vielleicht sollte ich einfach wieder fahren.
    Ein Klopfen an der Seitenscheibe ließ mich zusammenfahren. Als ich den Kopf hob, blickte ich in Wills Gesicht.
    Ich hatte Jacks älteren Bruder einige Male gesehen seit dem Abend, als wir versucht hatten, Cole zu töten. Wills Augen waren klar. Wenn dieser ganze Schlamassel überhaupt etwas Gutes gebracht hatte, dann, dass Will keinen Alkohol mehr anrührte, seit die Tunnel Jack geholt hatten. Vielleicht musste er genau wie ich den Schmerz spüren – statt ihn zu betäuben –, um seinem Bruder näher zu sein.
    Ich ließ das Fenster herunter.
    »Hey, Becks«, sagte er mit einem mitfühlenden Lächeln. Er stützte die Ellbogen auf die Autotür. »Hab mir gedacht, dass ich dich hier finden würde. Du überlegst es dir doch nicht etwa gerade anders, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich konnte es kaum ertragen, dass Will so nett zu mir war, weil ich ihm gegenüber die größten Schuldgefühle hatte. Vor zwei Monaten hatte er mit angesehen, wie die Tunnel des Ewigseits mich holen wollten, dann jedoch seinen Bruder mitnahmen. Wie konnte er mich ansehen und nicht dabei denken, dass sie den Falschen erwischt hatten?
    »Ich bin noch dabei, mich seelisch vorzubereiten«, sagte ich.
    Er öffnete die Tür. »Komm. Wir suchen uns zwei Plätze nebeneinander.« Er legte den Kopf schief, gerade so weit, dass ein Sonnenstrahl mich blenden konnte, und in diesem kurzen Moment, mit seinem Profil vor dem Licht, sah Will aus wie Jack. Die Ähnlichkeit war dermaßen stark, dass ich die Luft anhielt und mich bremsen musste, um nicht die Hand zu heben und sein Gesicht zu berühren.
    Der Augenblick verging.
    Wir gingen schweigend Seite an Seite zwischen den ersten Reihen geparkter Autos hindurch über den Kies, der unter unseren Füßen knirschte. Die Sonne schien extrem hell und stark. Als ich auf den Gehweg trat, der zum Footballplatz führte, streckte Will einen Arm vor mir aus und hielt mich zurück.
    »Was ist denn?«, fragte ich. Ich folgte seinem Blick und sah Mrs Caputo – Jacks und Wills Mom – ein paar Schritte vor uns. »Oh.«
    Will zuckte die Achseln und warf mir einen schuldbewussten Blick zu. »Tut mir leid, Becks.«
    »Nein, schon gut.« Ich rang mir ein Lächeln ab. »Ist doch klar, dass sie mir die Schuld gibt.«
    Wills Wangen färbten sich rosa, und er schüttelte den Kopf. »Sie gibt dir nicht
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