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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung
Autoren: B Ashton
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kann sein Plektron zerstören.«
    »Aber wenn du das machst, verspielen wir unsere größte Chance, zurück ins Ewigseits zu gelangen.« Er dachte einen Moment darüber nach. »Außerdem«, fügte ich hinzu, »wissen wir nicht mal genau, was passieren würde, wenn wir sein Plektron zerstören.«
    Das stimmte. Wir hatten uns bei dem Versuch, Coles Herz zu zerstören, auf eine bloße Theorie gestützt. Eine andere Spenderin, sie hieß Meredith, hatte mir ein altes Armband mit ägyptischen Symbolen geschenkt. Sie war überzeugt, dass es den Schlüssel zum Töten eines Ewiglichen enthielt, aber die Tunnel hatten sie geholt, ehe sie es herausfinden konnte. Jack und ich hatten einem Anthropologieprofessor namens Spears ein Foto des Armbands gezeigt, und nach genauer Betrachtung der Symbole hatte er die Theorie aufgestellt, dass sich Ewigliche nur vernichten ließen, wenn ihr Herz zerstört würde.
    Denn Ewigliche wie Cole hatten kein richtiges Herz in der Brust. Ihr Herz war in Gegenstände verwandelt worden, die sie bei sich tragen konnten. Das geschah in dem Moment, in dem sie unsterblich wurden. Die Leere in ihrer Brust symbolisierte die unauflösliche Verbindung zum Ewigseits, und sie bedeutete außerdem, dass sie in der Oberwelt nur überleben konnten, wenn sie Menschen die Emotionen stahlen. Das brachte mich schließlich auf die Idee, dass Coles Herz in seiner Gitarre steckte und dass wir ihn umbringen könnten, indem wir seine Gitarre zerschmetterten. Oder ihn wenigstens sterblich machten. Doch in Wirklichkeit steckte Coles Herz in seinem Gitarrenplektron, und die Tunnel kamen trotzdem, um mich zu holen.
    Es war alles rein hypothetisch. Wir wussten nicht genau, was wirklich passieren würde, weil wir nie so weit gekommen waren.
    »Niemand kann ohne Herz leben«, sagte Will, aber ich merkte ihm an, dass er erwog, Coles sofortiges Ableben doch noch etwas aufzuschieben.
    »Komm.« Ich zupfte an seinem Hemdsärmel. »Es fängt gleich an.«
    Aber er rührte sich nicht. »Becks.«
    »Ja?«
    »Eins sollst du wissen, hier und jetzt: Wenn wir Jack nicht zurückholen können …, dann wirst du mich nicht davon abhalten, Cole zu töten. Egal, ob ich dafür sein Herz zerstören oder ihn in Stücke reißen muss.«
    Ich atmete aus. »Wenn wir ihn nicht zurückholen können, wird es umgekehrt sein: Du wirst mich nicht davon abhalten können.«
    Ich wusste nicht, ob ich Cole physisch würde töten können. Ein Plektron zu zerbrechen, war eine Sache, aber wirklich Gewalt anzuwenden? Wie zum Beispiel … jemanden zu erstechen? Oder zu erwürgen? Das war etwas ganz anderes.
    Andererseits, war es nicht trotzdem Mord? Ich wusste es nicht. Doch ich hatte reichlich Zeit, darüber nachzudenken, denn die Reden auf der Abschlussfeier waren ausgesprochen langweilig. Jennifer Carpenter sagte etwas nach dem Motto, die Zukunft stehe ihnen jetzt offen, und Dione Warnick hielt eine leidenschaftliche Rede, in der sie sich über die Schuhgrößen der Absolventen und ihren CO 2 -Fußabdruck auf der Erde ausließ. Sie benutzte sogar Anschauungsmaterial: ein Paar alte Wanderschuhe von ihrem Grandpa.
    Der Schulleiter sprach als Letzter. Er erwähnte die »Lieben, die nicht mehr bei uns sind«. Alle Augen schwenkten zu dem leeren Platz zwischen Farah Cannon und Noni Chatworth, wo Jack gesessen hätte.
    Ein paar Leute schielten nach hinten in meine Richtung, was mir zeigte, dass ich doch nicht so unauffällig hereingekommen war, wie ich gedacht hatte. Blicke, die sagten: Du warst als Letzte mit ihm zusammen. Du müsstest wissen, wo er ist.
    Die Zeugnisvergabe begann, und beim Buchstaben C angekommen, rief der Schulleiter schließlich Jacks Namen. Obwohl ich mir diesen Moment schon zigmal vorgestellt hatte und glaubte, ich wäre dafür gewappnet, fühlte sich der Klang seines Namens an wie ein Hammerschlag auf mein Herz, der drohte, den Damm einzureißen, den ich dort errichtet hatte.
    In der Stille, die darauf folgte, stand vorne eine Frau auf und ging zum Podium. Jacks Mom. Ich rutschte auf meinem Sitz ein wenig tiefer und versuchte, nicht daran zu denken, wie oft sie mich schon wegen Jacks Verschwinden mit Fragen bombardiert hatte. Ich hatte meine Geschichte nie abgeändert. Ich wusste nicht, wo er jetzt war und wann er wiederkommen würde.
    Mrs Caputo stieg die Stufen hoch auf die Bühne, nahm das Zeugnis entgegen und schüttelte dann dem Schulleiter die Hand. Als sie sich abwandte und sich über die Augen wischte, applaudierte das Publikum.
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