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Ewiglich die Hoffnung

Ewiglich die Hoffnung

Titel: Ewiglich die Hoffnung
Autoren: B Ashton
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Vereinzelte Footballspieler in der Menge sprangen von ihren Sitzen, und der Applaus verwandelte sich schon bald in stehende Ovationen. Diese spontane Sympathiebekundung für Jack überwältigte mich ebenso, wie die Schuldgefühle in meiner Brust mich erstarren ließen. Ich blieb sitzen, hielt den Kopf gesenkt.
    Den Rest der Feier nahm ich nur mehr undeutlich wahr, was bloß zum Teil an dem frischen Tränenschleier in meinen Augen lag.
    Eine Reihe von Umarmungen. Absolventenhüte, die in die Luft geworfen wurden. Jahrbücher, die unterzeichnet wurden.
    Ich verfolgte das alles aus dem Schatten der alten Ahornbäume am Rande des Platzes. Will stand ein Stück abseits, den Arm um seine weinende Mutter gelegt. Ich beobachtete die beiden lange, bis ich etwas aus den Augenwinkeln wahrnahm. Langes, blondes Haar, das in der Sonne glänzte und mir in den Augen leuchtete.
    Jules.
    Meine beste Freundin. Frühere beste Freundin. Noch immer beste Freundin?
    Sie unterhielt sich mit Dan Gregson, dem Leiter der Jahrbuchredaktion. Genau wie ich würde Jules erst im nächsten Jahr ihren Abschluss machen, daher fragte ich mich, warum sie heute hier war. Wegen Jack? Schließlich war auch sie mit ihm befreundet gewesen. Als ich letztes Jahr ging, wurde sie seine Vertraute. Vielleicht sogar mehr als das.
    Ich betrachtete ihr Gesicht. Ihre Wangen waren nicht mehr so rund wie noch vor zwei Monaten. Sie lächelte Dan an, doch das Lächeln erreichte ihre Augen nicht.
    Ich war so auf Jules’ Gesicht konzentriert, dass ich Jacks Mom nicht kommen sah. Ich hörte sie, ehe ich sie sah.
    »Was wagst du es, hier aufzukreuzen!«
    Als ich mich umdrehte, sah ich Mrs Caputo, flankiert von Will, dessen Ausdruck zu sagen schien: Ich hab versucht, sie aufzuhalten. Ihre Hand zitterte, als wollte sie mich ohrfeigen, traute es sich aber nicht.
    »Du lässt dich am Telefon verleugnen, dein Vater lässt mich nicht in euer Haus, und dann kreuzt du hier auf?«
    Ich ließ mich am Telefon verleugnen? Mein Dad ließ sie nicht in unser Haus? Ich hatte keine Ahnung, wovon sie redete. Ich wusste nur, dass sie mich in den letzten paar Wochen in Ruhe gelassen hatte. Ich dachte, sie hätte aufgegeben.
    »Was willst du hier?«, fragte sie.
    Sie stand jetzt direkt vor mir, und ich wich einen Schritt zurück. »Ich … ich wollte bloß …«
    »Was? Weiter diese … Schmierenkomödie abziehen?«
    »Welche Schmierenkomödie?«
    »Dass du angeblich keinen Schimmer hast, wo mein Sohn ist, obwohl du genau weißt, dass das gelogen ist.«
    Will legte eine Hand auf ihre Schulter. »Mom –«
    Sie schüttelte ihn ab. »Sie macht einen auf nett, tut so, als würde sie Jack lieben, und ist nicht bereit, auch nur eine Frage zu beantworten, wohin er verschwunden ist.« Sie sprach mit Will, starrte dabei aber mich zornig an. Ihre Stimme wurde leiser, bebte jedoch weiter vor Zorn. »Du weißt überhaupt nicht, was Liebe ist.«
    Ihre Worte taten weh. »Es tut mir leid, Mrs Caputo. Ich wusste nicht, dass Sie versucht haben, mich zu erreichen.«
    »Spiel nicht die Ahnungslose! Es reicht«, sagte sie. »Ich kann nicht mal mehr deinen Anblick ertragen.«
    Sie fuhr herum und stakste davon. Erst in dem Moment merkte ich, dass wir Zuschauer hatten. Mehrere Leute waren näher gekommen, offenbar angelockt durch ihre lauten Vorhaltungen. Jetzt, da sie und Will gegangen waren, stand ich allein und im Mittelpunkt etlicher anklagender Blicke.
    Ich setzte die Sonnenbrille auf, um meine Augen zu verbergen, und ging Richtung Parkplatz. Ich spielte nicht die Ahnungslose. Ich wusste wirklich nicht, dass sie häufiger versucht hatte, mit mir zu sprechen. Hatte Dad sie abgewimmelt? Falls ja, war ich ihm einerseits dankbar und andererseits wütend auf ihn, weil er mir kein Wort davon gesagt hatte.
    Mrs Caputos Wagen kam um die Ecke, und ich ging hinter einem Baum in Deckung. Natürlich konnte ich ihren Zorn verstehen. Das Einzige, was sie davon abhielt, mich umzubringen, war wohl Jacks Nachricht, und sie konnte unmöglich wissen, wie sehr ich für Jacks Verschwinden verantwortlich war. Im Stillen gab ich ihr dasselbe Versprechen, das ich Will gegeben hatte.
    Ich werde Ihren Sohn finden. Sobald ich Cole gefunden habe.
    Noch während ich das dachte, überkam mich ein seltsames Gefühl. Es war unheimlich, als würde jemand von hinten an mir ziehen. Fast wie eine Warnung. Ich zog mich noch weiter hinter den Baum zurück, als Mrs Caputo vorbeifuhr, und plötzlich packten zwei Hände von hinten meine
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