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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie
Autoren: Jason Dark
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heranzukommen.
    Es ist gar nicht leicht, sich durch Brombeergesträuch zu winden, das bekam ich sehr bald zu spüren. Die verdammten Stacheln hakten und zerrten an meiner Kleidung, wollten mich zurückhalten, rissen kleine Löcher, und ich mußte mich tatsächlich freikämpfen, wobei ich nicht auf meine eigentlichen Ziele, die Grabsteine, achten konnte. Erst als die Schreie in meiner Nähe verstummten, wurde ich aufmerksam. Ich hatte die dichte Hecke fast hinter mich gebracht, konnte die Steine sehen und fand sie glatt, fugenlos und leer. Kein Gesicht mehr!
    Wieso und weshalb, das interessierte mich natürlich, jedoch konnte ich mir keinen Reim darauf machen, dafür trat ein anderes Ereignis ein, das mich ebenso überraschte wie die leeren Grabsteine. Plötzlich lag in der Luft ein geheimnisvolles Rauschen und Wispern. Stimmen waren da, der schwüle Wind schien sie mir entgegenzutragen, und die weiter von mir weg geborenen Schreie boten eine schaurige und gänsehauterzeugende Hintergrunduntermalung.
    Ich riß mich vom Gebüsch los, stand endlich frei und legte lauschend den Kopf in den Nacken.
    Dann konnte ich die Stimmen hören. Sie sprachen zu mir und wollten mir Angst machen…
    ***
    »Du Frevler hast es gewagt, den Friedhof der Selbstmörder zu betreten. Mit deinem Kreuz hast du ihn entweiht. Dafür wirst du büßen. Die ewigen Schreie werden dich nicht mehr loslassen, sondern in deinen Träumen verfolgen bis zum Ende deiner Tage…«
    Deutlich vernahm ich diese Worte, die Warnung, der ein Heulen und Winseln folgte, so daß ich Magendrücken bekam.
    Sie hatten mir das Gefühl der Angst einimpfen wollen, und das war ihnen auch gelungen.
    Ich hörte meine Gegner, ich sah sie nicht, aber ich konnte mir vorstellen, was hier unsichtbar für mich über den geisterhaften Friedhof schwebte. Es waren die Seelen der Verbannten, der Geächteten, der in den feuchten Gräbern vermoderten Menschen. Sie hatten sich auf Befehl des Gehängten zu einem Reigen vereint und führten einen gespenstischen Tanz im Unsichtbaren auf.
    Ich bewegte mich ein paar Schritte voran, blieb dann stehen und sah, als ich mich drehte, weitere Grabsteine, die ebenfalls keine Gesichter zeigten.
    »Geisterjäger John Sinclair, wir sehen dich!« hörte ich sie wispern. »Wir sehen dich genau. Du kannst uns nicht mehr entkommen, denn du bist unser Gefangener…«
    Kaum waren die wispernden Worte verklungen, als schon der erste Angriff folgte.
    Es war ein Sturm Schwarzer Magie, der mich traf und um meinen Körper heulte, wobei ich das Gefühl hatte, daß er sich wie eine Spirale zusammendrehte, um mir die Luft abzuschnüren. Sie waren überall, drangen durch die Kleidung, ich spürte sie auf jedem Hautflecken, und dann berührten sie mein Kreuz, das seine weißmagische Kraft nicht mehr länger zügeln konnte.
    Es explodierte nicht, aber die hellen, schon als gleißend zu bezeichnenden Lichtblitze breiteten sich sternförmig aus und verschwanden nach wenigen Zentimetern, als hätte man sie weggewischt.
    Der Druck ging ebenfalls zurück. Stimmen hörte ich keine mehr, dafür das grell klingende und doch so entfernte Schreien der gemarterten Seelen.
    Dieses Schreien erinnerte mich an das der Totengesichter auf den Grabsteinen, nur war es wesentlich leiser, dennoch hörte ich die Qual aus diesen verzweifelten Rufen.
    Mir ging es wieder besser, da ich den ersten Angriff überstanden hatte. Auch die Seelen hatten sich zurückgezogen, ich konnte wieder frei atmen, kein Ring aus Schwarzer Magie preßte meine Brust zusammen. Aber sie waren noch da, ich glaubte nicht, daß mein Gegner so leicht einen Rückzug machte.
    Etwa in der Mitte zwischen zwei Gräbern blieb ich stehen. Meine Waffe steckte ich sogar weg, denn ich wollte den Geist des Gehängten provozieren.
    »Zeig dich, du Feigling!« schrie ich ihm zu. »Los, komm aus deinem verdammten Versteck. Ich will es mit dir austragen, mit dir allein und nicht mit irgendwelchen Hilfstruppen.«
    Ob er die Worte vernommen hatte, wußte ich nicht. Jedenfalls bekam ich keine Antwort, und auch die Geister meldeten sich nicht. Sollte er sich wirklich feige verkrochen haben?
    »Sam Davies!« Noch einmal meldete ich mich. »Zeige dich endlich und beweise mir, daß du doch nicht so feige bist!«
    Diesmal schleuderte er mir seine Antwort entgegen. »Ja, ich bin da, Geisterjäger!« schrie er. »Ich werde kommen und mich stellen!«
    »Dann los, ich warte!«
    »Aber nicht da, wo du willst!« Er lachte dröhnend. »Ich allein
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