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Ewige Schreie

Ewige Schreie

Titel: Ewige Schreie
Autoren: Jason Dark
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fallenden Lehm zu entgehen.
    Es war nicht einfach, denn Davies schaute, wohin er seine vollen Schaufeln schleuderte. Dabei sorgte er dafür, daß die beiden Männer auch getroffen wurden.
    Er war eben ein Satan.
    Das wußte auch der Pfarrer. Und er dachte daran, womit man den Satan bekämpfen mußte.
    Feuer bekämpfte man mit Wasser, die Hölle aber nur durch das Kreuz, denn es war schon vor 2000 Jahren Sieger über das Böse gewesen. Michael Facius vertraute auf seinen Gott, der ihm immer genügend Kraft gegeben hatte und sie ihm auch weiterhin geben würde. Das große Kreuz hatte er verloren. Es lag außerhalb des Grabes. Allerdings besaß er noch sein kleines Silberkreuz, das Geschenk eines Abts, als er das Kloster verlassen hatte, in dem er seine Ausbildung zum Priester erfahren hatte.
    Wie der Oberinspektor John Sinclair, so hatte auch er das schlichte Kreuz um seinen Hals hängen. Allerdings hing es von der Kleidung versteckt, und der Geistliche hoffte, daß er mit diesem Kreuz das Böse bannen konnte.
    Hastig ließ er den Schwerverletzten los, denn er brauchte beide Hände. Seine Finger fuhren unter die Kleidung. Sie fanden auch die schmale Kette, an der das Kreuz hing, und als die nächste Ladung Lehm in das offene Grab flog, da konnte der Pfarrer nicht mehr ausweichen. Sie traf sein Gesicht und einen Teil des Oberkörpers.
    Er wurde nach hinten geworfen, wobei er von seiner eigentlichen Aufgabe nicht abging.
    Der Lehm war feucht. Er blieb an seiner Kleidung und auch auf der Haut kleben, doch um diese Nebensächlichkeiten kümmerte sich der Pfarrer nicht. Er dachte nur an sein Kreuz und an dessen Einsatz gegen das Böse.
    Als er es in der Hand hielt, atmete er auf, wartete die nächste Ladung ab, preßte sich gegen die Innenwand des Grabs und wich dem herabfallenden Dreck so aus.
    Bevor die nächste Ladung in das Grab geworfen wurde, verging eine kurze Zeitspanne.
    Die wollte der Pfarrer nutzen.
    Der Gehängte hatte die Schaufel noch im Erdreich stecken, als Michael Facius selbst die Initiative übernahm. Ausholen konnte er kaum, er hoffte trotzdem, daß der Schwung ausreichte, damit das Kreuz den anderen traf.
    Ein silbernes Etwas flog aus dem Grab, beschrieb einen Bogen und nahm Kurs auf den lebenden Toten.
    Der merkte, was los war. Und er bewies, wie schnell er reagieren konnte. Hastig ließ er die Schaufel los, sprang zur Seite, duckte sich dabei, und das Kreuz verfehlte ihn. Es landete irgendwo im hohen Gras, nicht mehr sichtbar für den Pfarrer.
    Damit war seine letzte Chance verspielt.
    Die Zeit, um aus dem Grab zu klettern, ließ ihm der andere nicht. Sofort ging Davies vor. Mit zwei gleitenden Schritten stand er vor dem Rand, schaute in die Tiefe und packte seine Schaufel. Hoch wuchtete er sie über seinen entstellten Schädel.
    »Ich werde dich zerhacken?« knirschte er. »Und den anderen danach lebendig begraben. Du wirst keine Chance mehr bekommen. Und dein verfluchtes Kreuz kannst du vergessen!«
    Michael Facius wußte, daß es jetzt um sein Leben ging. Er hatte nicht viel Platz innerhalb des Grabes, um auszuweichen. Irgendwann würde ihn die Schaufel so treffen, daß er schwerverletzt liegenblieb. Das war nur eine Frage der Zeit.
    Und schon schlug sein Gegner zu.
    Von oben nach unten führte er den ersten Hieb, das blanke Schaufelblatt zielte auf den Kopf des Pfarrers, der sich rechtzeitig genug zur Seite drehte, so daß ihn die scharfe Stelle verfehlte und in die lehmige Innenwand hackte.
    Sofort riß Sam Davies seine Waffe wieder hervor, um einen erneuten Stoß gegen den Pfarrer zu führen.
    Fast hätte er ihn erwischt. Michael Facius spürte, wie das Blatt an seinem rechten Arm entlangglitt, aber nur die Kleidung in Höhe des Ellbogens aufriß.
    Sofort zog der andere die Schaufel zurück, um sie erneut hinunterzustoßen.
    In seiner Verzweiflung suchte der Geistliche nach den Möglichkeiten, die ihm eventuell blieben. Er bückte sich, hob Lehm auf und schleuderte ihn hoch, wobei er den anderen ablenken und treffen wollte. Das meiste Zeug fehlte, nur Reste trafen das zur Hälfte schwarz verbrannte Gesicht des Untoten.
    Es folgte ein schräg angesetzter Hieb.
    Diesem konnte der Pfarrer nicht mehr entgehen. Er wollte sich noch zur Seite werfen, sah die Schaufel, wie sie riesengroß vor seinem Gesicht erschien, aber er kriegte die Kurve nicht mehr. Zwar nicht mit der Kante, sondern mit der flachen Seite traf die Schaufel seinen Kopf. Der Geistliche sah ein regelrechtes Weltall vor seinen Augen
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