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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen
Autoren: Lisa Jackson
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Tageslicht nie wieder erblicken dürfen. Wenn er schon nicht hingerichtet wurde, hätten sie ihn in eine enge dunkle Zelle stecken und dort verfaulen lassen müssen.
    Doch von Anfang an hatte es Pannen gegeben, bei der Verhaftung, bei der Spurensicherung, und das dank Nikkis Zeitungsartikel. Während der Überlebende die Vorgänge verfolgte, hatte er in den Augen der Geschworenen gesehen, dass sie in LeRoy Chevalier nicht das Monster erkannten, das er tatsächlich war. Sie bekamen widersprüchliche Zeugenaussagen zu hören, und da die Tatwaffe nicht gefun den worden und das einzige Indiz ein blutiger Fußabdruck war, schien die Beweislage nicht so klar, wie sie hätte sein sollen.
    Weil Reed und sein Partner miserable Arbeit geleistet hatten. Weil Richter Gillette seiner Aufgabe nicht gerecht geworden war.
    Weil Nikki Gillette gepatzt hatte.
    Weil die Jury nichts gewesen war als ein Haufen Schwächlinge. Deshalb mussten sie sterben. Einer nach dem anderen. Zwölf Geschworene ohne Rückgrat, ein nichtsnutziger Richter, zwei unfähige Detectives, eine inkompetente Reporterin und das Monster selbst – LeRoy Chevalier, der schlimmste Abschaum. Selbst jetzt noch vernahm er Chevaliers heisere Stimme:
Was bist du, ein Mädchen? Ein dämliches Mädchen?
Und im nächsten Moment glitt der Gürtel durch die abgeschabten Schlaufen. Nie wieder würde er das erleben müssen! Angesichts der zahlreichen Fehler während des Prozesses war es ein Wunder, dass Chevalier drei Mal lebenslänglich aufgebrummt bekommen hatte. Aber das hatte ihn nicht langfristig ins Gefängnis gebracht. Und jetzt mussten alle, die ihre Arbeit nicht anständig getan hatten, die geschworen hatten, ein angemessenes Urteil zu fällen, bezahlen. Zusammen mit dem Monster. Der Überlebende öffnete die Torflügel weit, stieg wieder in seinen Wagen und fuhr dann durch das schlammige Gras. Als er die drei zwölf Jahre alten Gräber sah, wurde ihm die Kehle ein wenig eng. Carol Legittel und zwei von ihren drei Kindern, der arme Marlin und Becky, beide so dumm. Wo waren sie gewesen, als er sie brauchte? Warum hatten sie den widerwärtigen Vorgängen kein Ende gesetzt? In seiner Erinnerung sah er vor sich, wie Chevalier ihn auf die Knie gezwungen hatte. Und dann ging es ins Bett … mit… Er schlug mit der Faust aufs Lenkrad. Tränen brannten in seinen Augen.
    Denk nicht daran. Denk nicht an das, wozu er dich gezwungen hat. Vergiss den Schmerz und die Demütigung und dass niemand dir geholfen hat. Nicht deine Mutter, nicht dein Bruder, nicht deine Schwester, nicht einmal die Polizei. Pierce Reed, der zu uns nach Hause kam, Besorgnis vorheuchelte, seine Karte hinterlegte …seine verdammte Karte! Obwohl er ahnte, was los war! Was für ein Witz. Was für ein verdammter, erbärmlicher Witz!
    Vor seinem inneren Auge erschienen die verschwitzten, verängstigten Gestalten seiner Schwester, seines Bruders und seiner Mutter, die nackte Haut, das zerwühlte Bettzeug, und er hörte Chevaliers gemeines Grunzen und Lachen.
Schluss damit. SCHLUSS DAMIT!
flüchtig erblickte er sein Gesicht im Rückspiegel, bemerkte, wie rot seine Augen waren. Diese sinnlosen Tränen … Vielleicht war er doch nur ein dämliches Mädchen. Er blinzelte heftig, richtete dann seine Aufmerksamkeit auf den kleinen Friedhof und wendete den Pick-up. Die tiefe Grube, die er ausgehoben hatte, war im Schein seiner Heckleuchten sichtbar, und er ließ den Wagen über die Gräber seiner Mutter, seines Bruders und seiner dämlichen Schwester rollen. Dann trat er auf die Bremse und stellte den Motor ab. Ihm blieb nicht viel Zeit. Sobald Reed Chevaliers Leiche auf dem Le-Blanc-Friedhof gefunden hatte, würde er wissen, was vor sich ging. Er musste sich beeilen.
    Das Rütteln setzte aus. Das Summen des Motors verstummte. Der Sarg bewegte sich nicht mehr. Nikki erstarrte.
    Man brauchte ihr nicht zu erklären, dass er sie auf einen Friedhof gebracht hatte. Dass er in den nächsten Minuten, wenn nicht Sekunden, anfangen würde, sie zu begraben. Sie zitterte heftig. Es war so weit, sie musste handeln. Aber wie? Ein lautes Quietschen erscholl, dann ein Knall wie beim Öffnen einer Ladeklappe. Plötzlich bewegte sich der Sarg wieder, wurde unter scharrenden Geräuschen von der Ladefläche gezogen.
Gott steh mir bei!
    Sollte sie ihn ansprechen? Ihn bitten, sie rauszulassen? Sie wusste, dass es keinen Sinn hatte, doch sie musste etwas tun. Egal, was. Ein festes Klopfen.
    »Hey, Nikki, bist du noch wach?«, fragte der
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