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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen
Autoren: Lisa Jackson
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Dreckskerl.
    Sie biss sich auf die Zunge.
    Wieder klopfte es. »Ich weiß, dass du wach bist.«
    Nein … nein, das wusste er nicht. Und sie verriet es ihm auch nicht, sie gab keinen Mucks von sich.
    »Ach, verdammte Scheiße.«
    Wieder wurde der Sarg bewegt, und sie hörte das dumpfe Rollen von Rädern, wie von einer fahrbaren Krankentrage. Sie holperte über unebenen Boden. Zweifellos transportierte er den Sarg zu der Grube, in der er ihn verscharren wollte. Sie musste etwas unternehmen. Das Holpern hörte auf.
    Jetzt war er am Grab angelangt. An ihrem Grab.
    »Wer könnte das getan haben?«, stellte Morrisette die alles entscheidende Frage. Reed, außer sich vor Angst um Nikki, dachte an die blutige Leiche LeRoy Chevaliers. Sie lag in dem Sarg, den sie unter größten Mühen geöffnet hatten, in der Annahme, Nikki dort vorzufinden. Der tote Körper war nackt und übel zugerichtet. Chevaliers Kopf war beinahe völlig abgetrennt, sein Körper wies zahlreiche Verletzungen von einer scharfen Stichwaffe auf. Reed begriff, dass der Grabräuber seinerzeit offenbar auch Carol Legittel und zwei ihrer Kinder niedergemetzelt und das dritte schwer verletzt hatte. »Das hat jemand getan, der ihn hasste. Jemand mit ungeheurer Wut im Bauch. Dieser Mord unterscheidet sich von den anderen, bei denen die Opfer ohne übermäßige Gewaltanwendung umgebracht wurden… Der Täter hat Chevalier massakriert und dann seine Leiche verstümmelt.« Reed wusste genug über Serienmörder, um zu erfassen, dass Chevaliers Mörder jemand aus seinem engsten Umkreis sein musste, jemand, den er misshandelt hatte, jemand, dessen Rachedurst glühend brannte. »Es ist jemand, den es zur Raserei bringt, dass er aus der Haft entlassen wurde. Er gibt allen an diesem Fall Beteiligten die Schuld. Den Geschworenen, dem Richter und der Frau, die Vorjahren den Prozess beinahe gekippt hätte, Nikki Gillette.«
    »Wer kann das sein?«, fragte Morrisette. Reed überlegte angestrengt. Das Unwetter setzte den durchnässten Beamten, die die Spuren sicherten, arg zu. Die Zeit lief ihnen davon. Nikki befand sich irgendwo in der Gewalt des Scheusals. »Zum Beispiel Ken Stern, Carol Legittels Bruder. Er hasst Chevalier ohne Zweifel, hat geschworen, ihn umzubringen – und als früherer Marinesoldat wüsste er, wie. Oder Stephen Legittel, ihr Exmann und Vater der Kinder, die Chevalier missbraucht hat. Oder Joey Legittel, der Einzige, der das Massaker überlebt hat.«
    »Chevalier hat ihn verprügelt und gezwungen, mit seiner Mutter zu schlafen, nicht wahr?«, vergewisserte sich Morrisette mit einem neuerlichen Blick auf das Blutbad. Angesichts der durchschnittenen, blutverkrusteten Kehle Chevaliers zuckte sie sichtlich zurück.
    Reed nickte. Der eisige Regen rann ihm in den Kragen. »Laut Joey. Seine Geschwister waren ebenfalls betroffen. Es war eine Art sadistische Sexorgie unter Chevaliers brutaler Regie.«
    »Ehrlich gesagt, ich kann kein Mitleid für ihn aufbringen«, knurrte Morrisette und kehrte dem Sarg den Rücken zu. Diane Moses’ Team sondierte den Tatort genauso wie die vorherigen.
    Cliff Siebert beendete gerade ein Telefongespräch. »Ich habe mit einem Arzt im Krankenhaus gesprochen. Charlene Gillette kann uns nicht weiterhelfen. Sie ist schwer traumatisiert. Ein Beamter hat versucht, mit ihr zu reden, aber sie will oder kann kein Wort sagen. Ist nahezu katatonisch. Was sie da gesehen hat, war zu viel für sie.«
    »Scheiße.« Morrisette hob verdrossen den Blick zum Himmel. Reed hatte das Gefühl, Nikkis Leben in seinen Händen zu halten. Es schien ihm langsam, aber unwiderruflich hindurchzurinnen.
    »Möchte wissen, warum er das Arschloch allein begraben hat«, sagte Morrisette und wies mit einer Kopfbewegung auf den Sarg.
    »Wieder ein Unterschied zu den anderen Morden«, überlegte Reed laut. Während die Sekunden verflogen, erfasste ihn Panik. Wohin zum Teufel war der Kerl mit Nikki unterwegs? »Schick ein Einsatzkommando auf jeden Friedhof der Stadt«, wies er seine Kollegin an. Seine Gedanken kreisten wild um den Prozess vor zwölf Jahren. Der triste Gerichtssaal. Richter Ronald Gillette, der mächtige Vorsitzende. Die Geschworenen, die fasziniert und abgestoßen zugleich zuhörten, als der Staatsanwalt den Sachverhalt schilderte. Hier versteckte sich irgendwo ein Hinweis … Es konnte nicht anders sein. Der Mörder hatte ihn ausgetrickst, ihn auf eine falsche Fährte gelenkt, aber es musste doch … Ein Blitz zuckte über den Himmel. Plötzlich
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